Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)
klar.
Er grinste wieder. „Gut, John. Sie lernen.“
„Ich gehe nicht weiter. Ich habe einen Fall, erinnern Sie sich, und Sie wissen etwas über Tommy Oblivion. Sagen Sie mir, was es ist.“
„In Ordnung“, sagte Walker. „Es war Mark. Der Sammler ist durchgedreht. Er ist dazu übergegangen, Menschen statt Dinge zu sammeln. Prominente, wichtige oder interessante Leute; sie sind jetzt für ihn nur noch Trophäen. Finden Sie sein aktuelles Versteck, wo auch immer das ist, und dort werden Sie Tommy Oblivion und auch all die anderen vermissten Leute finden. Aber seien Sie vorsichtig, John. Ich kann nicht für Marks Geisteszustand garantieren. Viel Glück. Wir reden später.“
Er ging, in keinster Weise ermattet oder beunruhigt, wobei er seinen zusammengerollten Schirm auf heitere, aber gleichwohl würdevolle Art und Weise schwang. Ich sah ihm hinterher, dachte über all die Dinge, die er gesagt und n icht gesagt hatte, nach. Zunächst und sehr deutlich wusste er nicht, wo sich der Sammler in diesen Tagen versteckte, oder er hätte es mir erzählt. Was ziemlich … bizarr war. Wo konnte der Sammler sich und seine umfangreiche Sammlung versteckt haben, dass noch nicht einmal Walkers Leute ihn orten konnten – und zweitens: Warum hatte Walker sich dazu genötigt gefühlt, um einen Spaziergang durch die Nightside mit mir zu feilschen, indem er sein privates Wissen als Gegenleistung anbot? Gut, der Mann starb, und die Zeit lief ab, aber ich hatte Walker bisher immer nur aus einer Machtposition heraus agieren sehen.
Aber das würde warten müssen. Ich hatte einen Fall zu lösen. Ich hatte mein Wort gegeben. Ich musste den Sammler finden. Ich zuckte zusammen, als ein Bild von Tommy, der wie ein gefangener Schmetterling in eine gewaltige Vitrine gepinnt war, in meinem Kopf aufblitzte.
Walker und der Sammler hatten während des Lilith-Kriegs mit meinem Vater zusammengearbeitet. Der Sammler schien sich seitdem gebessert zu haben, wenn auch auf verrückte Art und Weise. Was war passiert, das ihn um den Verstand gebracht hatte? Warum wollte Walker, dass ich dem Sammler Einhalt gebot, nachdem er die schändlichen Taten seines alten Freundes so lange geduldet hatte? Außer … konnte das mit dem neuen Zeitreiseap parat zusammenhängen, den der Sammler gestohlen hatte? Dem, der sein Bewusstsein in einen anderen Körper transferieren konnte … so ein Gerät wäre der perfekte Fluchtweg, sodass der Sammler niemals gefangen oder bestraft werden könnte, egal, was er tat … Walker konnte das nicht erlauben.
Vielleicht wollte er, dass ich den Sammler tötete, weil er es nicht tun konnte, obwohl es sein musste. Er konnte es dem Mann, der vielleicht noch sein einziger, verbleibender Freund war, nicht antun.
Das war das Problem, wenn man sich mit Walker abgab. Am Ende dachte man wie er.
8
Ich bin hier, Mark
Es regnete – ein erbarmungsloser, beständiger Nieselregen, der wie die Tränen eines vorbeiziehenden Gottes wirkte. Genug, um die Nacht noch abscheulicher zu machen. Überall Lachen und Pfützen, und vorbeirauschender Verkehr spritzte noch mehr Wasser auf den Gehsteig. Ich zog die Schultern gegen den Regen hoch und blickte mich um. Ich brauchte nicht lang, um zu bemerken, dass Walker mich im Kreis geführt hatte. Ich war wieder am Cheyne Walk. Larry stand genau da, wo ich ihn stehengelassen hatte. Einige Leute bekamen allein einfach nichts auf die Reihe. Ich schritt die Straße hinunter und grüßte ihn mit Namen, und er sah sich erschrocken um.
„Taylor? Ich dachte, du machst einen Rundgang mit Walker?“
„Habe ich“, antwortete ich. „Wir waren überall. Warum bist du noch hier?“
Er sah mich seltsam an. „Du bist gerade vor einer Sekunde verschwunden.“
Natürlich. Es war typisch Walker, das letzte Wort zu haben, obwohl er noch nicht einmal da war. Ich hatte nicht gewusst, dass seine persönliche Zeitanomalie die Zeit genauso manipulieren konnte wie den Raum, aber das erklärte eine Menge.
„Walker“, antwortete ich Larry vielsagend, und er nickte. Manchmal war allein dieser Name die Erklärung, die man braucht.
„Was hat er dir über Tommy erzählt?“, wollte Larry wie immer geradeheraus wissen.
„Anscheinend hat der Sammler ihn“, entgegnete ich. „Der Mann dreht total am Rad und hat begonnen, Leute statt Dinge zu sammeln.“
„Warum zur Hölle sollte er Tommy wollen?“, fragte Larry total konsterniert. „Niemand will Tommy. Selbst ich nicht, wenn er nicht mein Bruder wäre.“
„Wegen
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