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Niki de Saint Phalle - Die Lebensgeschichte (optimiert für Tablet-Computer)

Niki de Saint Phalle - Die Lebensgeschichte (optimiert für Tablet-Computer)

Titel: Niki de Saint Phalle - Die Lebensgeschichte (optimiert für Tablet-Computer) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Schuemann
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Kathedrale.
    Â 
    Â»Komm, die sehen wir uns an!« Niki ist mit ihrem Cousin Jacques unterwegs. Übermütig läuft sie ihm voraus, er folgt. Langsam geht im Moment grad gar nichts bei ihr, zu viele Schmetterlinge flattern ihr im Bauch, da muss sie einfach hüpfen. Sie ist verliebt!
    Mächtig erhebt sich die Fassade vor ihren Augen. Da entdeckt sie etwas, was ihr Interesse weckt. »Warum die Leute ihre Kirchen wohl mit Monstern geschmückt haben?«, fragt sie sich nachdenklich. Jacques schaut sie an, legt sein Gesicht in die furchterregendkomischste Grimasse, die er hervorbringt, und hebt bedrohlich die Arme: »Uaaah!«, macht er und Niki stürmt davon. »Um das Böse abzuwehren!«, ruft er ihr mit unheimlicher Stimme hinterher und setzt ihr nach, quer über den Platz. »Hej, es reicht«, japst sie schließlich und lehnt sich atemlos an einen Baum. »Pause!«, wehrt sie ihn ab. »D’accord«, erwidert Jacques schlicht und lehnt sich neben sie. Niki spürt seine Berührung an ihrem nackten Arm. Unwillkürlich schließt sie die Augen, so stark ist das Gefühl in ihrem Bauch. Jacques hat so wunderschöne dunkle Augen!
    Â»Paris ist eine Zauberstadt«, denkt Niki fast verwundert, als die beiden kurz darauf zusammen umherschlendern. Sie sieht hier nur noch Liebespaare, überall: in den Cafés, in den Straßen, eng umschlungen.
    Verwundert ist Niki auch über ihre Tante Hélène, Jacques’ Mutter. Sie ist Jeannes Schwester und doch so anders als sie. Wie kann das sein? Chaotisch ist ihre Wohnung, fleckig oft genug ihre Kleidung. Disziplin hält Tante Hélène für überflüssig, und ob ihre neun Kinder in der Schule erfolgreich sind, ist ihr auch egal – Hauptsache, sie sind glücklich.

    So kann man also auch leben?
    Traurig findet Niki nur, dass Onkel Alexander, Hélènes Mann, eine Geliebte hat. Die Welt ist wohl auch hier nicht ganz perfekt. Jeanne rät ihrer Schwester, ihrem Mann mit der Scheidung zu drohen. Dann würde Onkel Alexander nämlich die Hälfte der Bank verlieren. Doch Tante Hélène kann das so nicht. Sie einigt sich lieber mit Onkel Alexander darauf, die Zeit gerecht zu teilen. Auch darüber ist Niki verwundert.
    Nach dem Abschluss
    Auf der Internatsschule Oldfields in Maryland ist es ganz okay. Ich reiß mich jetzt zusammen und dann habe ich endlich meinen Highschool-Abschluss in der Tasche! Koffer packen, ab nach Hause.
    Und nun?
    Wieder mal ein Neuanfang, diesmal in alter Umgebung. Mein kleiner Bruder Richard ist jetzt vier Jahre alt. Er ist süß. Aber das Beste an ihm ist für mich zurzeit sein Kindermädchen Dorothée, denn sie nimmt mich nachts heimlich zum Tanzen mit.
    Â»Heute Abend wieder?«
    Â»Okay, heute Abend.«
    Als alle schlafen, schleichen Dorothée und ich uns aus der Wohnung und tauchen ein in das nächtliche New York.
    Blicke tauschen. Sich bewegen im Rhythmus der Musik, gemeinsam. Berührungen. Rauchen, flirten. Cool sein. Spannung knistern lassen.
    Dann: Adieu! À la prochaine. (Bis zum nächsten Mal.) Peut-être. (Vielleicht.)
    Wie ich das Gefühl genieße, Frau zu sein! Die Männer begehren mich, und ich führe die Fäden. Französisch sprechen mit den Männern, das ist mein Trick. Das wirkt geheimnisvoll und unerreichbar zugleich. So gelingt es mir, die richtige Distanz zu halten.
Nur mit einem spricht Niki Englisch – geschäftlich. Eines Nachts wird nämlich der Chef einer Modeagentur auf sie aufmerksam.
    Ob sie Interesse hätte?
    Woran?
    Zu modeln.
    Modefotos machen?
    Ja.
    Hätte sie, ja, durchaus.
    Und so fängt sie von heute auf morgen zu modeln an. Sie schafft es sogar auf einige Titelbilder. Aber ihre Zukunft sieht sie darin nicht.
    Worin aber dann? In der Schauspielerei? Oder will sie Regie führen? Schriftstellern? Oder malen?
    Ihre Eltern, das weiß sie, wollen sie verheiraten. Am liebsten mit einem nicht mehr ganz blutjungen Mann, der sich beruflich und gesellschaftlich schon gut etabliert hat. Vaters liberale Ansichten hin oder her, Mutter würde niemals zulassen, dass Niki sich unter Wert verkauft.

    Â 
    Bild 4
    Alle Macht den Nanas!
Diese pralle, bunte Nana namens Charlotte steht seit 1974 auf der Skulpturenmeile in Hannover.

Revoluzzer-Hochzeit
    Dann aber verliebt Niki sich und brennt durch, mit Harry Mathews.
    F unken tut’s zwischen den beiden, als Niki mit dem Zug nach

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