Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
er so etwas gegessen, er wollte
es auch nicht probieren. Es roch zwar gar nicht schlecht, aber er fand es auch
nicht besonders lecker und rümpfte die Nase.
„Komm Kimama, iss etwas, wer weiß, wann wir wieder die Gelegenheit haben“,
rief Niklas ihr kauend zu.
„Nein, ich mag nicht, ich bin viel zu aufgeregt. Wieso musst du immer ans
Essen denken? Wir sollten sehen, dass wir das Buch der Magie finden“, erwiderte
sie. Dann fügte sie mit Nachdruck hinzu: „Beeil dich, wer weiß, wann die
Wächter zum Abräumen kommen.“ Doch Niklas aß bis er nicht mehr konnte. Als er
endlich genug hatte, sprang er vom Stuhl und stöhnte:
„Ui, bin ich voll, soviel habe ich wohl im Leben noch nicht gegessen.“ Kimama
schüttelte ungläubig den Kopf.
„Komm jetzt. Wir müssen uns beeilen.“ Sie zog ihn am Ärmel zur Felsentür.
Alles war ruhig, die Fackeln an den Wänden waren inzwischen fast erloschen und
tauchten den Raum in ein gruseliges Licht. Er drückte sich gegen die Tür,
nichts geschah, sie war zu schwer. Außerdem war er so müde von dem vielen
Essen, dass er gar keine Kraft mehr hatte. Sie hatten nur die Möglichkeit
hinauszuschlüpfen, wenn die Wächter kämen. Sie warteten, doch nichts geschah.
„Ich bin müde“, meinte Niklas schläfrig und gähnte.
„Das kommt nur, weil du soviel gegessen hast“, entgegnete Kimama
vorwurfsvoll.
„Pssst“, wisperte Niklas, „da war ein Geräusch.“ Sie
blickten beide zur Tür, tatsächlich öffnete sie sich und ein Wächter trat ein.
Mit seinen großen, behaarten Füßen schlurfte er zum Tisch, um ihn abzudecken. Die
Freunde hatten sich an die Wand gepresst und schlüpften schnell hinaus.
Glücklicherweise war es mittlerweile so dunkel in dem Raum geworden, dass sie
nicht gesehen wurden.
Sie standen in einem Flur, der durch ein paar Fackeln spärlich erhellt
wurde, und schauten sich um. Wo war wohl Sagremors Kammer? Sie bemerkten, dass
aus einem Raum Licht auf den Flur fiel. Leise schlichen sie dorthin und
stellten fest, dass die Tür offen war. Das musste die Kammer des Zauberers
sein. Zwei Kerzen brannten, warfen lange Schatten an die Wände und ließen sie
gespenstisch aussehen. Der Raum war einfach eingerichtet. Außer einer hölzernen
Bank, auf der Sagremor mit dem Rücken zu ihnen saß, standen in einer Ecke nur
ein dreibeiniger Schemel und ein Bettgestell. Es hatte einen Strohsack als
Unterlage, bei der man deutlich eine tiefe Kuhle erkennen konnte. Sie schlichen
durch den Raum, doch eigentlich mussten sie gar nicht so leise sein, denn der
Mann konnte sie ja doch nicht hören. Oder? Er brummelte etwas Unverständliches
in den Bart. Vorsichtig sahen sie sich um: Wo konnte das Buch nur sein? Der
Zauberer auf der Bank schien zu schlafen, sein Kopf war nach vorne gesunken,
und er schnarchte leise. Kimama meinte:
„Wir müssen uns beeilen, er kann jederzeit aufwachen.“ Als sei das ein
Zeichen gewesen, regte er sich, schnarchte aber weiter. Sie hatten immer ein
wachsames Auge auf ihn gerichtet, bis Kimama leise sagte:
„Es hat keinen Zweck, so finden wir es nie. Bist du
sicher, dass Hera die Wahrheit gesagt hat?“ Insgeheim war Niklas sich auch
nicht mehr so sicher. Warum aber sollte sie ihn in die Anderwelt geschickt
haben, wenn sie doch wusste, wie schwer es war, das Buch zu finden?
Für Hera verlief sein Abenteuer nicht so, wie sie es
erhofft hatte. Sie verfolgte Niklas Weg in ihrer Kristallkugel und beobachtete
noch, wie er und Kimama in der Falle von Sagremor verschwanden. In der
Anderwelt konnte sie nichts sehen, dafür waren Sagremors Zauberkräfte zu groß. Hera
war schlecht gelaunt. Sie war zwar ihrem Ziel nähergekommen, in den Besitz des
Buches der Magie zu gelangen, doch konnte sie Niklas Weg nicht weiter
verfolgen. Sie war verärgert, dass dieser Junge seine Freundin mitgenommen
hatte und dann noch eine Fee. Sobald sie das Buch in Händen hielte, wäre sie
wieder frei und hätte große Macht, könnte jedem ihren Willen aufzwingen. Nicht
ohne Grund hatte Sagremor ihr die Freiheit genommen, denn sie war eine böse
Zauberin, die immer ihren Vorteil zu nutzen wusste. Doch davon ahnten Niklas
und Kimama beiden nichts.
Als sie trotz allen Suchens das magische Buch nicht fanden, raufte Niklas
sich die Haare, doch Kimama stieß ihn an:
„Komm“, flüsterte sie, „lass uns gehen, bevor Sagremor aufwacht. Hier
kann es nicht sein.“ Sie fassten sich an den Händen, huschten durch die offene
Tür und sahen sich um. Alles war ruhig und
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