Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
staunte:
„Hast du ihn endlich bekommen, deinen Zauberstab?“, flüsterte er
erstaunt. Sie nickte, dann rückten sie eng zusammen und wärmten sich. Kimama
sah Niklas nachdenklich an, unter ihrem Blick senkte er schuldbewusst den Kopf.
„Ich weiß nicht, wie es kommt, dass ich immer wieder in solche
Schwierigkeiten gerate“, sagte er leise. Als er so da saß und seine kräftigen
Schultern mutlos herabhingen, tat er Kimama richtig leid. Sie legte ihren Arm
um ihn und antwortete mit genau so leiser Stimme, um die laut schnarchenden
Kobolde nicht zu wecken:
„Nur Mut, wir schaffen das schon.“ Sie sagte das so
leicht dahin, doch in Wirklichkeit machte sie sich große Sorgen. Dankbar sah der
Junge sie an, zusammen mit Kimama würde alles viel einfacher sein. Sie hatte
sich auf die Seite gedreht und war kurze Zeit später trotz der klirrenden Kälte
eingeschlafen. Er hob den Kopf und blickte in den dunklen Himmel, der sternenklar
war. Er rückte näher zu ihr, so würden sie hoffentlich nicht erfrieren. Bald
war auch er eingeschlafen.
Niklas erwachte erst, als etwas an seiner Nase kitzelte: Es war eine
große Schneeflocke, denn der Himmel hatte sich wieder bezogen, und es hatte
angefangen zu schneien. Jetzt wurden auch Kimama und die Kobolde munter. Ob es
schon Morgen war? Wegen der schlechten Sicht und des Dämmerlichts konnten sie
sich kaum erkennen. Die Nacht schien aber vorbei zu sein. Niklas rieb sich die
Augen:
„Jetzt muss ich aber erst einmal etwas essen. Ich habe so einen Hunger,
ich könnte einen Bären verspeisen.“ Kimama sah ihn strafend an, und sofort fiel
ihm ein, dass ja einer in der Nähe sein konnte. Eigentlich müssten sie alle im
Winterschlaf liegen, aber wer wusste das schon so genau. Auf einmal dachte Niklas
daran, dass es hier im Wald auch Wölfe geben könnte, er erschauerte, beruhigte
sich aber gleich wieder.
„Wo sind all die Früchte geblieben, die Hera uns eingepackt hat?“ Niklas durchsuchte
den großen Beutel. ´Die Kobolde`, dachte er. Sie aßen immer, wo sie etwas
Essbares fanden, stopften sie es sich in den Mund. Ob sie wirklich dauernd Hunger
hatten? Er sah seinen Vater plötzlich vor sich. Der Gedanke an ihn stimmte ihn
traurig. Ob er sehr böse auf ihn war? Doch er beruhigte sich gleich wieder,
bestimmt würde er ihm verzeihen. Er klopfte seinen Hosenboden ab, um die
Blätter und den Schnee zu entfernen, und meinte, dass sie jetzt aufbrechen
könnten. Vielleicht gab es ja auf dem Weg ein paar Beeren an den Büschen. Die
Pilze, die er für sein Leben gern aß, waren alle erfroren. Kimama reckte und
streckte sich unterdessen und putzte ihre seidigen Flügel, bevor sie wieder
unter der warmen Jacke verschwanden. Niklas wickelte seine Decke zusammen und
stopfte sie in den Beutel. Dann machten sie sich auf den Weg. Kimama fragte
ihn, was der blaue Stein zu bedeuten hatte. Er gab ihn ihr und ermahnte sie,
ihn ja nicht zu reiben, sonst würde sie unsichtbar werden. Sie schaute ihn
ungläubig an, nahm ihn in beide Hände und rieb kräftig daran.
„Nein“, rief Niklas. „Lass das“, und wollte ihr den Stein wegnehmen.
„Warte“, rief Kimama und hielt ihn hoch, ob etwas
passieren würde? Nichts geschah. „Hera hat dir nicht die Wahrheit gesagt, er
hat keine Zauberkraft.“ Niklas nahm ihn und steckte ihn rasch in seine
Hosentasche. Er war verunsichert, ob überhaupt alles andere stimmte, was Hera
behauptet hatte? Seine gute Stimmung schlug in Groll um. Er sah unter jeden
Busch, an dem sie vorbeikamen, um noch ein paar Beeren zu finden. Die Ausbeute
war allerdings nicht sehr groß. So marschierte er trübselig neben Kimama her,
wie sollten sie jetzt den Tag überstehen? Er blickte Kimama von der Seite an:
Musste sie niemals essen? Sie tat so, als ob sie es nicht bemerkt hatte. In
Wirklichkeit aber wusste sie nur zu gut, wie Niklas sich fühlen musste.
Sie liefen den langen Weg zurück, den er am Vortag mit den Kobolden
gegangen war, vorbei an riesigen Bäumen, deren himmelhohe Kronen dicke
Schneehauben trugen. Sie sahen wie weiße Pudelmützen aus, die am Tage ständig
tropften, wenn die Sonne schien. Der Weg war sehr hügelig, sodass sie außer
Atem kamen. Nach einer Weile erreichten sie einen Wald, der so dicht und dunkel
war, dass man kaum noch etwas sehen konnte. Sie blieben stehen, Kimama flüsterte:
„Hier muss irgendwo der Eingang sein“, und mit einem entsetzten Schrei
war sie verschwunden.
„Kimama, wo bist du?“, rief Niklas, doch sie
antwortete nicht. Er
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