Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
rief wieder, dieses Mal lauter, nichts rührte sich, es war
unheimlich still, bis auf ein Wolfsgeheul, das aus weiter Ferne kam. Er war
außer sich vor Angst um seine Freundin und trat vorsichtig einen Schritt nach
vorn. Mit einem Mal gab auch unter ihm der Boden nach, und auch er rutschte in
die Tiefe.
Sie waren in einer dunklen Höhle gelandet. Hera hatte
ihm erzählt, dass Sagremor eine Falle für alle ungebetenen Gäste, die in seine
Anderwelt eindringen wollten, gebaut hatte. Jedes Lebewesen, das dort
hineinfiel, sollte niemals wieder hinausgelangen. Da Sagremor kein Tageslicht
mochte, hatte er sein Reich unter der Erde geschaffen.
Kimama war unsanft auf dem harten Steinboden der Höhle aufgeschlagen. Sie
war sich sicher, dass es ihr Freund sein musste, der mit großem Lärm, kurz nach
ihr, auf dem Boden aufprallte, sie flüsterte:
„Niklas wo steckst du?“
„Hier, ich sitze an einer Wand. Ist alles in Ordnung?“
„Ich glaube ja, ich hocke in einer Ecke“, klagte sie. Die Luft war so
stickig, dass die beiden kaum atmen konnten, Wasser tropfte von der Decke. Niklas
tastete sich vorwärts in die Richtung, aus der er Kimamas Stimme hörte,
erleichtert umarmten sie sich.
„Komm“, sagte er leise, „wir müssen den Ausgang finden. Kannst du nicht
etwas Licht zaubern?“
„Ich habe es schon versucht, es geht nicht. Warte mal,
vielleicht …“, sie streckte die Hand aus, in der sich der Zauberstab befand und
rief:
„Lucerius“
Sofort begann
der Zauberstab, in verschiedenen Farben zu leuchten.
„Das hast du gut gemacht, Kimama.“ Niklas war begeistert, obwohl es nicht
sehr viel heller war als vorher. Kimama stieß gegen etwas, das durch den Raum
flog und landete mit lautem Klappern an einer Wand.
„Was war das denn?“
„Keine Ahnung“, erwiderte er, „ich glaube, ich will es auch gar nicht
wissen, komm jetzt.“ Sie tasteten sich vorwärts, aus einer Ecke drangen hohe,
piepsige Geräusche. „Hier gibt es bestimmt Mäuse“, flüsterte er.
„Ich hasse Mäuse“, sagte Kimama mit einem Anflug von Abscheu in ihrer
Stimme. Sie tasteten sich weiter vor.
„Ich glaube, hier ist etwas, es fühlt sich an wie eine Tür.“ Sie suchten
nach einem Griff oder einem Gegenstand, womit man sie aufstoßen konnte, doch
sie fanden nichts. Niklas warf sich mit ganzer Kraft dagegen. Endlich gab sie
nach und öffnete sich einen kleinen Spalt, der gerade für beide groß genug war.
Sie befanden sich in einer weiteren Höhle. Die war zwar genauso dunkel wie die
Erste, jedoch nicht so stickig und feucht. Plötzlich wurde ihnen klar, dass es
hier unten gar kein Tageslicht geben konnte. Sie waren ja viele Meter unter der
Erde. Wieder tasteten sie sich voran, erreichten eine weitere Tür, doch trotz
aller Anstrengungen ließ sie sich nicht aufdrücken. Niklas hatte seine warme
Jacke ausgezogen und legte sie auf den Boden. Sie ließen sich erschöpft darauf
fallen. Den Beutel mit der Decke musste er bei dem Sturz in die Grube verloren
haben.
„Was machen wir nun, kannst du die Tür nicht mit deinem Zauberstab
öffnen?“, fragte er und sah Kimama erwartungsvoll an. Betreten erwiderte sie:
„Ich kann es versuchen, aber ich glaube Sagremors, Kräfte sind zu stark.“
„Wir wissen doch gar nicht, ob er hier ist. Wie willst du mir denn
helfen, wenn du in seiner Gegenwart nicht zaubern kannst?“
„Ich probier es ja schon.“
„Oh, Kimama“, stöhnte Niklas. Plötzlich hörten sie Geräusche und
Schritte, sie schienen von dem Raum hinter der Tür zu kommen. Eine Stimme wurde
laut, und eine Weitere war zu hören. Die beiden hielten den Atem an aus Angst,
sich zu verraten. Glücklicherweise entfernten sich die Schritte wieder, sie atmeten
auf.
„Wir müssen hier raus, sonst verhungern wir“, meinte Niklas.
„Kannst du mal an was anderes denken?“, schalt Kimama
ihn. Im Stillen musste sie sich eingestehen, dass auch sie Hunger hatte. Sie
standen auf und gingen zur Tür, lehnten sich dagegen, und unvermutet sprang sie
mit einem Ruck auf. Erschrocken standen sie in der nächsten Höhle, an deren
Wänden Fackeln brannten, die sie gespenstisch wirken ließen. Die beiden rieben
sich ihre kalten, steifen Hände und sahen sich um. In der Mitte des Raumes
stand ein langer Tisch mit vielen Stühlen, sonst war er leer. In einer Ecke
brannte ein Feuer in einem aus dicken Steinen gemauerten Kamin. Am liebsten hätten
sie sich davor gehockt, doch die Angst entdeckt zu werden war zu groß. Der
Tisch war mit Tellern
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