Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
es an der Spannung, die hier herrschte?
Er sah Lars an, der mit offenem Mund, wie hypnotisiert neben ihm stand. Totenstille
umgab sie, urplötzlich kam Bewegung in die Steinfiguren und ein Rauschen lag in
der Luft. Die Runen wirbelten umeinander, als wüssten sie nicht, was zu tun
sei. Schlagartig lagen sie friedlich hintereinander in einer Reihe, die Erste berührte
den Rand des Kreises. Die vier Gestalten, die regungslos die Runen beobachtet
hatten, erwachten aus ihrer Erstarrung. Sagremor fand als Erster seine Sprache
wieder:
„Sie zeigen auf die Kochstelle.“ Niklas lief zum Rauchfang, er tastete
alle Steine ab und holte sich einen Schemel, um den Abzug zu untersuchen. Sein
Kopf steckte mittendrin, als er auf einmal einen Jubelschrei ausstieß:
„Ich hab es. Sagremor hilf mir bitte.“ Sagremor kam sogleich angelaufen
und nahm ihm das schwere Buch ab.
„Es lag hinter einem großen Stein versteckt.“ Als Niklas wieder
hervorkam, waren Gesicht und Hände vom Ruß geschwärzt, und die anderen konnten
sich ein Schmunzeln nicht versagen.
„Ihr kommt nun sicher ohne mich weiter, ich bin müde und werde mich in
mein Schloss begeben, wo ich weiter ruhelos durch die alten Gemäuer spuken
werde, Ade.“ So verschwand Molakol, bevor einer von ihnen noch etwas sagen
konnte. Sagremor hielt das Buch in seinen Händen wie eine Kostbarkeit, was es
in gewisser Weise ja auch war.
„Es ist gut, dass das Buch mit Zaubertinte geschrieben wurde, so kann
keiner außer mir etwas damit anfangen“, meinte Sagremor erleichtert. Die Jungen
begaben sich in ihre Kammern und schliefen nach dieser Aufregung sofort ein.
Als Niklas am nächsten Morgen erwachte, stand Kimama an seinem Bett. Er rieb
sich die Augen, weil er dachte, dass er träumte. Doch sie stand wirklich an seinem
Bett.
„Kimama, wo kommst du her“, glücklich umarmte er die Freundin. Lars, der
von den Stimmen aufgeweckt wurde, setzte sich auf und starrte die beiden an.
„Wer bist du denn?“, rief Kimama überrascht aus.
„Das ist Lars, er soll mein Gehilfe werden. Aber sag, was machst du hier?“
Kimama setzte sich aufs Bett und erwiderte:
„Sagremor hat uns gerufen, Fistibell ist auch hier. Das Buch der Magie
war verschwunden? Wer hat es genommen?“ Niklas zuckte mit den Schultern:
„Das wissen wir nicht, aber bestimmt steckt Hera dahinter.“
„Aber wie soll Hera …?“ Sie verstummte, plötzlich fiel ihr der blaue
Stein ein, den Niklas einst von der Zauberin geschenkt bekommen hatte. Was,
wenn er ihn während ihres ersten Besuches bei Sagremor verloren hatte. Er hatte
damals keine Wirkung, es wäre denkbar, dass die böse Zauberin das geändert
hatte, um einen der Wächter zu beeinflussen.
„Niklas hast du den blauen Stein noch, den du mal von Hera bekommen
hast?“
„Weiß ich nicht, das ist schon so lange her. Warum?“
„Möglicherweise hast du ihn verloren und einer der Wächter hat ihn
gefunden, so könnte Hera Kontakt zu ihm aufgenommen haben.“ Ein Klopfen an der
Tür beendete die Unterhaltung, es war Fistibell.
„Kinder kommt, wir haben noch eine Menge zu tun.“
Unterdessen wurde Hera in ihrer Höhle immer unruhiger. Sie lief auf und
ab, ihr fiel einfach keine Lösung der Probleme ein. Tubork, der Troll, nervte
sie mit seiner Ungeduld, er schimpfte ununterbrochen und brummte sich ständig
irgendetwas in den Bart. Sie erzählte ihm von der Sonnenfinsternis, die hoffentlich
bald käme. Dann würde sie von diesem schrecklichen Bannstrahl befreit werden,
und das Buch der Magie würde endlich ihr gehören. Sie überlegte, wie sie an das
Buch kommen sollte, dass einer dieser geistesarmen Wächter für sie gestohlen
hatte. Dieser einfältige Niklas, er wusste nicht, dass der blaue Stein, den sie
ihm damals geschenkt hatte, ein Zauberstein war. Gut, dass er ihn in der
Anderwelt verloren hatte. Der Wächter, der ihn erst vor Kurzem fand, wusste
nichts damit anzufangen. So warf er ihn arglos ins Feuer, doch die starke Hitze
brachte seine Zauberkräfte zur Entfaltung. Es zischte und rauchte und Hera
erschien geisterhaft in der Küche. Der Wächter bekam es mit der Angst zu tun
und versprach, alles zu tun, was sie ihm auftrug. Sie verlangte von ihm, das Buch
der Magie zu stehlen und an einem geheimen Ort zu verstecken. Andernfalls würde
sie ihn in eine hässliche Kröte verwandeln. Da sie wusste, dass die Kreaturen
taub waren, machte sie die gleichen Handzeichen, mit denen sich auch Sagremor,
außer den eigenartigen Lauten, bei den
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