Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
Schreck in die Glieder. „Hera“, entfuhr es ihnen wie aus einem Munde.
„Aber der Bannstrahl …“, flüsterte Niklas. Sie stürmten in die
Zauberkammer. Lars hatte recht, alles war durcheinander. An der Stelle, wo das
große Buch gelegen hatte, befand sich nichts mehr. „Was machen wir nun?“, rief Niklas
aus. Sagremor schaute ihn ratlos an.
„Wir werden es suchen. Ich hoffe, dass der Bannstrahl Hera getroffen hat,
bevor irgendjemand ihr das Buch zuspielen konnte.“ Der Rabe lief unruhig auf
seiner Stange hin und her und krächzte aufgeregt:
„Schlimme Sache, schlimme Sache.“ Sie wollten sich gerade auf die Suche
begeben, da stand Nirwa, der Erdgeist vor ihnen.
„Nirwa, wo bist du gewesen, wir haben dich schon gesucht“, rief Niklas aus.
Nirwa verneigte sich vor Sagremor und meinte mit seiner hohen Stimme:
„Nirwa, großer Erdgeist, stets zu Diensten dein.“ Der räusperte sich:
„Wo kommst du her, hat Hera dich geschickt?“ Das Männlein schüttelte
energisch den Kopf.
„Fistibell, meine große Freundin ist, mich zu sich holte, um von Ärger
dein, mit zu sprechen mir. Oh, eure Sprache so schwierig ist für mich“, rief er
unglücklich aus. Lars grinste und stieß Niklas an, doch der sah den Jungen nur
verständnislos an. Sagremors Gesicht hellte sich auf.
„Du kommst von Fistibell? Sie hat dich geschickt? Oh, liebe Freundin“,
meinte er.
„Wie kannst du uns helfen? Weißt du, wo das Buch der Magie ist?“,
erkundigte sich Niklas. Gespannt warteten sie auf seine Antwort. Der Erdgeist
wiegte seinen Kopf hin und her. Er machte Sagremor ein Zeichen, dass er sich zu
ihm herunterbeugen sollte. Leise und beschwörend erwiderte er:
„Ihr in eurem Reich einen Spion habt, verhext von Hera. Überlegt, wer es
könnte sein. Ich nichts habe gesehen, aber schaut Wächter eure an.“ Sagremor
runzelte die Stirn, einer seiner Wächter ein Spion? Das konnte er nicht
glauben. Er ließ sich auf einen Hocker sinken, nahm seine Brille ab und schüttelte
den Kopf. Plötzlich hellten sich seine Gesichtszüge auf.
„Vielleicht finden wir das Buch durch sein magisches Auge. Wenn ich es
nicht befrage, dann ist es geschlossen, aber ich werde es versuchen.“ Sofort schloss
er die Augen und summte leise vor sich hin. Sagremor ließ sich von Niklas den
magischen Spiegel reichen, doch nichts passierte. Der Spiegel zeigte nichts.
„Ich muss wohl doch meine treuen Wächter befragen. Wie soll ich
herausfinden, wer es ist. Sie werden es alle abstreiten.“
„Du zu einer List greifen musst“, entgegnete Nirwa. „Wächter alle dumm
sind, haben großen Kopf, aber nichts drin. Du alle fragen, einer sich
verplappern wird.“ Sagremor schüttelte besorgt sein Haupt.
„Und wenn sich keiner verrät?“, rief Niklas aus.
„Oh Nirwa, großer Erdgeist, kann zaubern ein bisschen“, das Männchen
lächelte verschmitzt.
„Wie können wir dich rufen?“
„Ihr an mich denkt, schon ich bin da.“, sagte es und verschwand. Einer
seiner treuen Wächter sollte ein Spion sein? Es fiel Sagremor schwer, das zu
glauben. Wenn der Bannstrahl von Pneunomia Hera getroffen hatte, konnte sie
erst einmal kein Unheil mehr anrichten. Er griff nach einer Schale, die aus Gold
bestand und mit Wasser gefüllt war, das niemals versiegte. Der Zauberer nahm sie
in die Hand und betrachtete sie von allen Seiten. Er nannte sie den ´Kelch der
Wahrheit`.
Kapitel 21
Beim Abendessen
beobachtete Sagremor seine Wächter sehr genau, doch er konnte nichts
Verdächtiges feststellen. Niklas sah ihn an und sagte leise:
„Lars und ich könnten ihre Kammern durchsuchen, wenn sie schlafen.“ Der
alte Zauberer schüttelte den Kopf:
„Viel zu gefährlich, ich werde Fistibell eine
Nachricht zukommen lassen, dass die Feen wachsam sein müssen. Hera hat zwar im
Moment keine Macht, aber man weiß ja nie.“ Sagremor stand auf und machte einem
Wächter ein Zeichen, den Tisch abzuräumen. Er machte ihnen in ihrer Sprache
klar, dass er mit jedem von ihnen sprechen müsste. Der Zauberer dachte an
Nirwa, da stand der Erdgeist schon vor ihnen. Niklas und Lars waren gespannt,
was jetzt kommen würde.
Ein Wächter nach dem anderen trat vor Sagremor, wurde von ihm befragt und
musste einen Schluck aus dem Kelch trinken. Derjenige, der gelogen hatte, würde
nach dem Trunk ohnmächtig werden, doch es passierte nichts. Nun versuchte es
Nirwa mit sämtlichen Zaubertricks, die ihm einfielen, ohne Erfolg. Sollten die
Wächter doch unschuldig
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