Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
erlebt hatte.
„Ist es noch weit?“
„Ich schätze, wir werden noch gut zwei Tage brauchen.“
„Dann lass uns jetzt eine Rast machen, ich kann nicht mehr.“
„Na gut, hier gibt es viele kleine Büsche, vielleicht wachsen dort
Beeren.“ Sie ließen sich auf dem Boden nieder, der recht steinig war.
Dornengebüsch, aber auch kleine rote Walderdbeeren waren dort zu finden. Nach
kurzer Rast entschlossen sie sich, ihre Reise fortzusetzen. Die Zeit bis zur
Dämmerung wollten sie nutzen und sich dann einen Platz zum Schlafen suchen. Sie
flogen über hohe Baumwipfel hinweg, die Blätter berührten ihre nackten Füße und
kitzelten an den Fußsohlen. Kimama sah prüfend in den Himmel und meinte:
„Ich glaube, wir sollten uns zur Nachtruhe begeben, es
gibt gleich ein Gewitter.“ Niklas stimmte ihr zu, vom Fliegen war er erschöpft.
Die Wolken sahen wirklich bedrohlich aus, es braute sich etwas zusammen. Kurz
nachdem sie sich ein geschütztes Plätzchen gesucht, und es sich auf weichem
Moos bequem gemacht hatten, begann das Unwetter. Es war nicht nur ein Gewitter,
sondern auch ein heftiger Wirbelsturm, wie die beiden ihn noch nie erlebt
hatten. Die Windhose hatte ihr Zentrum nicht weit von ihnen entfernt, sie
entwurzelte Bäume und schleuderte sie durch die Luft. Blätter und lose Äste wirbelten
hoch. Niklas und Kimama kauerten unter einem Wacholderbusch und klammerten sich
aneinander. Grelle Blitze schlugen in der Ferne ein und lösten kleine Brände
aus. Endlich ließ der Sturm nach, und es begann, in Strömen zu regnen. Jetzt
hatten die Flammen keine Gelegenheit mehr sich auszubreiten. Niklas atmete auf,
ihr Schutzengel hatte ihnen beigestanden, nun würden sie zwar nass werden, doch
das trocknete wieder. Sie krochen tiefer unter den Busch, um endlich Schlaf zu
finden.
Nach einer unruhigen Nacht wurden sie durch die Strahlen der aufgehenden
Sonne geweckt. Niklas reckte sich und drehte seinen Kopf nach hinten, um seine
Flügel zu begutachten. Er war zufrieden mit ihnen. Vielleicht gewöhnte er sich
so sehr an sie, dass er sie gar nicht mehr hergeben wollte. Kimama sah ihm
belustigt zu:
„Sie stehen dir wirklich gut“, meinte sie und lachte. Niklas warf ihr
einen verächtlichen Blick zu und versuchte sie abzulenken.
„Sieh nur, die armen Bäume, entwurzelt und verkohlt.“ Es war in der Tat
ein trauriger Anblick. Einige Bäume türmten sich aufeinander und reckten ihr
verbranntes Blätterwerk in die Höhe. Andere wiederum steckten mit ihren Baumkronen
in der Erde.
„Wir sollten uns auf den Weg machen. Unterwegs halten
wir nach etwas Essbaren und einer Quelle Ausschau“, meinte Kimama energisch. Sie
erhoben sich, in der Hoffnung, ihrem Ziel heute ein gutes Stück näherzukommen.
Der Tag verlief ohne große Zwischenfälle, die Sonne
schien und die beiden konnten eine große Wegstrecke zurücklegen. Als der Abend
anbrach und sie sich zum Schlafen niederlegten, waren sie mit sich zufrieden.
Am nächsten Mittag würden sie im Feenreich ankommen und endlich das Buch der
Magie in die Hände von Farmodur, dem Zauberer geben. Der Morgen dämmerte schon,
als Kimama erwachte. Sie hatte schlecht geschlafen und war froh, dass die Nacht
vorbei war. Sie weckte Niklas, und sie machten sich früh auf den Weg.
Die Sonne stand hoch am Himmel. Es musste also um die Mittagszeit sein,
als sie in der Ferne eine rot gefärbte Wolke sahen, die den gesamten Horizont
bedeckte.
„Dort müssen wir hindurch, das ist die magische Mauer“, erklärte Kimama.
„Wir fliegen da durch?“ Kimama nickte, am liebsten wäre Niklas zurückgeflogen,
doch das konnte er nicht zugeben. Sie kamen der Wolke immer näher, die nun eine
tiefrote Farbe hatte und beunruhigend aussah.
„Bevor wir in die Wolke kommen, musst du die Luft anhalten. Die Luft
besteht aus Stickstoff und ist giftig. Denk daran. Gleich hinter der Wolke
kannst du wieder einatmen und wir gehen zu Fuß weiter. Bleib dicht bei mir.“ Niklas
fühlte sich nicht wohl, bei dem Gedanken durch diese giftige Wolke fliegen zu
müssen. Aber es half nichts. Kimama fragte ihn, ob er bereit sei, er nickte und
holte tief Luft, um erst hinter der Wolke wieder auszuatmen. Niklas dachte
schon, der rote Nebel würde kein Ende nehmen, und er hatte das dringende
Bedürfnis auszuatmen, da verschwand der Dunst und die Luft wurde wieder klar.
Schnaufend pustete er die angehaltene Luft aus und holte tief Luft. Kimama ging
es ebenso, sie ließen sich auf dem Boden nieder. Sie waren froh, dass
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