Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
war anstrengend. Bald dachte niemand mehr an diesen
Zwischenfall. Niklas schlief sofort ein, hatte aber einen merkwürdigen Traum.
Er sah einen Geist, es war Heras Geist. Sie sprach zu ihm und er hatte das
Gefühl, etwas berührte ihn. Schweißgebadet wachte er auf, vor seinem Bett stand
Hera, das heißt, ihre schemenhafte Gestalt. Auf einmal erinnerte er sich,
genauso hatte er sie gesehen, damals im Wald, als er sich verlaufen hatte.
„Hera“, rief er aus. „Was willst du von mir?“ Die Gestalt antwortete
nicht, sie konnte nicht sprechen, war dieses Mal nur geschaffen worden, um das Buch
der Magie zu stehlen. Zur selben Zeit suchte Baphomet den Kerker nach dem Buch
ab. Er hatte sich vorher unsichtbar gemacht. Auf der Suche nach dem Buch und
auf der Flucht vor den Feen war Hera in das Turmzimmer von Niklas gelangt. Der
Geist sah ruhelos durch Niklas hindurch, zumindest erschien es ihm so. Er
schwebte durch den Raum und verschwand durch die Wand. Niklas stand auf und
öffnete vorsichtig die Tür, sie knarrte leicht, nichts war zu erkennen. Eine
Fackel beleuchtete die Treppenstufen, die nach unten führten. Er rannte die
Steinstufen hinunter, fand Kimamas Kammer auf Anhieb und sperrte die Tür behutsam
auf.
„Kimama, Kimama, wach auf.“ Die Fee rieb sich die Augen und richtete sich
auf.
„Was ist denn, es ist mitten in der Nacht.“
„Hera ist hier, das heißt ihr Geist. Sie war bei mir im Turmzimmer. Die
Wächterfee hat sich nicht getäuscht.“
„Was?“ Kimama war sofort hellwach und sprang aus dem Bett. „Wir müssen es
den anderen sagen. Ich werde Fistibell wecken, klopfe an alle Türen. Wir
treffen uns in der Halle.“ Innerhalb kürzester Zeit waren alle Feen und Niklas in
der großen Halle versammelt. Alle redeten durcheinander, bis Fistibell ein
Machtwort sprach.
„Ruhe meine lieben Feen, beruhigt euch doch. Es gibt im Moment keinen
Anlass die Nerven zu verlieren. Wie Niklas mir soeben berichtete, ist es nicht
die Zauberin Hera, sondern ihre schemenhafte Gestalt, die hier im Schloss nach
dem Buch der Magie sucht. Sie ist nur darauf angesetzt, das Buch zu finden. Es
besteht keine Gefahr für euch. Geht wieder schlafen, wenn ihr sie seht, beachtet
sie einfach nicht.“ Das war leichter gedacht als getan. Niklas lief die Stufen
zu seiner Kammer hinauf, schloss die Tür und legte sich schlafen. Ab morgen würden
er und Kimama eine anstrengende Zeit vor sich haben. Er freute sich darauf. Es
erinnerte ihn an die Abenteuer, die sie zusammen verbracht hatten. Niklas vergewisserte
sich, ob das Band an dem der magische Spiegel hing, noch gut verknotet war.
Schließlich übermannte ihn der Schlaf. Unterdessen verließ Baphomet, in der
Gestalt von Hera, unverrichteter Dinge das Feenschloss. Doch davon bekam keiner
von den Schlossbewohnern etwas mit.
Kapitel 25
Es war noch
früher Morgen, als Kimama in Niklas Kammer kam und ihn weckte.
„Niklas, wach auf, wir müssen zeitig aufbrechen. Die Sonne geht gleich
auf.“ Niklas sprang aus dem Bett und zog sich schnell an. Vorsichtig schüttelte
er seine Flügel, hoffentlich waren sie in der Nacht nicht geknickt worden. Er
tastete nach dem Amulett und dem Spiegel und hüpfte fröhlich neben Kimama die
Treppe hinunter.
„Na, du bist ja heute gut gelaunt“, meinte sie lachend
zu ihrem Freund. Niklas nickte, Heras Geist war in seiner Kammer nicht wieder
aufgetaucht. Er durfte heute seine Flügel ausprobieren, er hatte doch allen
Grund gute Laune zu haben. Nachdenklich wurde er nur, wenn er daran dachte,
dass er eigentlich hierher gekommen war, um das Zaubern zu lernen. Bei der
ganzen Aufregung um das Buch der Magie dachte keiner mehr daran. Es wäre ja
auch nicht auszudenken gewesen, wenn Hera es in ihre Hände bekommen hätte. Sie
frühstückten und nahmen ihren Proviant an sich, den ihnen die freundliche Fee
Gretchen, mit Tränen in den Augen, übergab. Beide versprachen, bald
wiederzukommen und vorsichtig zu sein. Sie verabschiedeten sich von Fistibell
und den anderen Feen und machten sich auf den Weg.
Hera musste einstweilen feststellen, dass ihr Plan
wieder einmal fehlschlagen war. Doch sie gab nicht auf. Sie musste das Buch
besitzen. Koste es was es wolle. Beim nächsten Mal würde es ihr gelingen.
Niklas und Kimama hatten bald den Mondsee und die Feeninsel hinter sich
gelassen. Sie flogen nebeneinander her, gespannt und auch ein wenig ängstlich,
weil sie nicht wussten, was auf sie zukommen würde.
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