Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
sie
dieses Hindernis hinter sich gebracht hatten. Jetzt begann die Suche nach Farmodur,
dem Zauberer. Wo sollten sie anfangen? Sie befanden sich in einem waldähnlichen
Gelände, trotzdem sah es hier ganz anders aus. Die wenigen Bäume, die hier wuchsen,
hatten dürre Stämme. Statt grüner Blätter trugen sie silbrige spiralförmige
Gebilde an den Zweigen, die melodische Töne von sich gaben, wenn sie sich
berührten. Der Boden bestand aus schwarzem Sand, seltsam für einen Wald.
Langsam bewegten sie sich vorwärts. Auf einmal türmten sich vor ihnen, mitten
auf dem Weg, drei große Findlinge auf. Der oberste Stein wurde auf einmal
lebendig, Augen und Nase zeichneten sich ab und ein breiter Mund.
„Was sucht ihr hier im Feenreich? Wer hat euch geschickt?“ Erschrocken
blieben Niklas und Kimama stehen. Ein sprechender Stein, das hatten sie bei all
ihren Abenteuern noch nicht erlebt.
„Wir suchen den Zauberer Farmodur. Wir wollen etwas bei ihm abgeben“,
erklärte Kimama.
„Das könnt ihr auch uns geben, der Hexenmeister ist nicht immer guter
Laune“, meinte der Stein listig. Auch in die anderen Findlinge kam nun Leben.
Sie beteiligten sich rege an der Unterhaltung, und es entwickelte sich ein
Streitgespräch unter den Steinen.
„Nein, das müssen wir persönlich abliefern“, erwiderte Niklas, und seine
Hand ergriff wie zum Schutz den magischen Spiegel.
„Na gut, wie ihr wollt, aber sagt hinterher nicht, wir hätten euch nicht
gewarnt.“ Die Lebendigkeit wich aus den Gesichtern der Felsen, und sie waren
wieder normales Gestein. Kimama und Niklas sahen sich an, was war das? Gab es
hier auch einen arglistigen Zauberer, oder war er gar das Gegenstück zu Hera?
Ihnen war nicht wohl bei diesem Gedanken. Ziellos liefen sie weiter, immer in
der Hoffnung jemanden zu finden, der ihnen den Weg zu Farmodur beschreiben
würde. Der Wald hatte nun sein Aussehen verändert. Es gab keine Bäume mehr, nur
noch dorniges Gestrüpp, alles war trostlos und grau.
„Das soll das Feenreich sein?“, fragte Niklas. Kimama nickte.
„Das ändert sich noch, du wirst sehen. Das ist das graue Tal, hier lebte
einst ein Fürst, der seine Untertanen gequält und gefoltert hat. Als er starb,
hat man alles so belassen, wie es war, zur Erinnerung an die armen gepeinigten
Geschöpfe.“ Schweigend liefen sie nebeneinander her. Niklas, der immer etwas zu
erzählen hatte, mochte hier nicht seine Stimme erheben. Ein schrecklicher
Herrscher muss das gewesen sein.
„Meinst du, wir sind auf dem richtigen Weg?“
„Das ist der Weg, den ich mit Fistibell einmal gegangen bin, allerdings haben
wir eine Freundin von Fistibell besucht. Der Ort, an dem die Fee wohnt, ist
wunderschön, so ähnlich wie auf unserer Feeninsel. Wo der Zauberer lebt, weiß
ich nicht. Wir müssen doch mal jemanden treffen, der sich hier auskennt.“ Plötzlich
sahen sie eine schwarz gekleidete Gestalt auf sie zukommen.
„Oh je“, meinte Niklas, „wer ist das denn?“
„Wir werden sehen, vielleicht kann sie uns helfen?“ Die Erscheinung kam
näher, sie trug einen schwarzen langen Umhang mit einer Kapuze, die sie tief
ins Gesicht gezogen hatte. Sie hielt den Kopf gesenkt und blieb vor den beiden stehen,
die am liebsten davongelaufen wären.
„Ich habe eine Nachricht für euch vom großen Zauberer Farmodur. Ihr sollt
heute Abend in sein Schloss kommen. Er erwartet euch bei Sonnenuntergang.“ Die
Stimme hörte sich kalt und unpersönlich an. Wenn das ein Bote von Farmodur war,
wie mochte dann erst der Zauberer sein? Niklas jagte ein Schauer den Rücken
hinunter, und dieser Zauberer sollte ein Freund von Sagremor sein?
„Wo befindet sich das Schloss?“, wollte Kimama wissen.
„Ihr geht diesen Weg weiter, bis ihr zu dem großen Kreuz meiner armen
Herrin kommt.“ Seine Stimme klang auf einmal sehr traurig. „Es ist aus
Ebenholz, da biegt ihr rechts ab, und dann seht ihr schon das Schloss. Denkt
daran, seid pünktlich. Mein Herr hasst Unpünktlichkeit. Ihr wollt ihn doch
sicher nicht verärgern?“ Nur das nicht, dachte Niklas. Damit verschwand die
Gestalt in die Richtung, aus der sie gekommen war.
Kapitel 25
Kimama und Niklas
waren beunruhigt. Diesem Zauberer, der so einen Diener hatte, dem sollten sie
das Buch der Magie anvertrauen? Niemals. Könnten sie doch nur Kontakt zu Sagremor
aufnehmen. Wie sollten sie handeln? Sagremor sagte, sie sollten den magischen
Spiegel bei Farmodur abgeben und wenn der Zauberer nicht
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