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Nikotin

Nikotin

Titel: Nikotin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ke i nesfalls aus Treue gegen die Verstorbene noch beute als Junggeselle. Und möglichst taktvoll gab Mr Satterthwaite Egg dies zu verstehen.
    »Ich glaube, er hat mancher Frau den Kopf verdreht«, lachte sie.
    »Hm… vermutlich«, entgegnete Mr Satterthwaite.
    »Solche Männer gefallen mir. Es beweist, dass sie nicht schrullig oder merkwürdig veranlagt sind.«
    Mr Satterthwaites altmodische Einstellung erlitt einen empfindlichen Stoß. Oh, diese aufgeklärte Jugend! Und in seiner Verlegenheit und Empörung fand er keine An t wort.
    Egg merkte sein Unbehagen nicht.
    »Sir Charles ist wirklich viel gewitzter, als Sie denken«, plauderte sie weiter. »Natürlich posiert er ein bisschen, aber hinter allem steckt doch ein scharfer Verstand. Zum Beispiel weiß er auch weit besser mit Segeln umzugehen, als man nach seinen Reden annehmen sollte. Hört man ihm zu, so meint man, es sei alles nur Pose, aber das stimmt nicht. Das Gleiche gilt für diese Angelegenheit. Sie glauben, Mr Satterthwaite, dass es ihm nur auf die Wirkung ankäme, dass er die Rolle des großen Detektivs zu spielen wünschte. Ich aber bin überzeugt, dass er sie sehr gut und mit Erfolg gespielt hätte.«
    »Vielleicht.«
    Der Tonfall offenbarte Mr Satterthwaites Überzeugung eindeutig, und Egg stützte sich darauf und kleidete sie in Worte.
    »Aber Ihrer Ansicht nach ist ›Tod eines Geistlichen‹ kein packendes Drama; Sie sehen nur einen ›bedauerl i chen Unglücksfall bei einer Abendgesellschaft‹, eine rein gesellschaftliche Katastrophe. Welche Meinung vertritt Monsieur Poirot? Sein Urteil sollte maßgebend sein.«
    »Monsieur Poirot riet uns, die Analyse des Cocktails a b zuwarten. Doch nach seiner Ansicht ist alles in Or d nung.«
    »O weh, der kleine Mann wird alt! Er zählt nicht mehr mit.« Unwillkürlich zuckte Mr Satterthwaite zusammen, während Egg unbekümmert hinzufügte: »Kommen Sie mit zum Tee. Mutter freut sich bestimmt über Ihren B e such; sie mag Sie gern, das hat sie mir gesagt.«
    Geschmeichelt nahm Mr Satterthwaite die Einladung an.
    Daheim erbot sich Egg, Sir Charles anzurufen und ihm das Fernbleiben seines Gastes zu erklären.
    Derweil saß Satterthwaite in dem winzigen Wohnzi m mer mit seinem verblichenen Chintz und seinen schön polierten alten Möbeln. Es war ein echt viktorianisches Gemach, das Mr Satterthwaite im Stillen das Zimmer einer wirklichen Lady nannte und das sein ungeteiltes Wohlgefallen fand. Seine Unterhaltung mit Lady Mary – keine geistsprühende Konversation, sondern ein leichtes, angenehmes Geplauder – drehte sich anfänglich um Charles Cartwright. Kannte Mr Satterthwaite ihn gut? Gut wohl, aber eine enge Vertrautheit bestände zwischen ihnen nicht, erläuterte der Gefragte. Er habe sich vor etlichen Jahren an der Inszenierung eines Stückes fina n ziell beteiligt, und ihre Freundschaft stamme aus dieser Zeit.
    »Es geht ein großer Zauber von ihm aus«, sagte Lady Mary lächelnd. »Ich unterliege ihm ebenso wie Egg. Ve r mutlich haben Sie schon bemerkt, dass Egg schlimm an Heldenanbetung leidet!«
    Mr Satterthwaite überlegte, ob Lady Mary als Mutter wegen dieser Heldenanbetung nicht beunruhigt war. Aber es machte nicht den Anschein.
    »Egg sieht so wenig von der Welt!«, sagte sie. »Eine meiner Kusinen hat sie in London ein paar Mal ausg e führt, doch seither sitzt sie fast ununterbrochen in uns e rer kleinen Stadt. Und die Jugend sollte meines Erachtens viel fremde Menschen sehen, vielerlei Eindrücke in sich aufnehmen. Sonst … nun ja, ständige Nähe ist bisweilen ein gefährliches Ding!«
    Der Besucher pflichtete ihr bei und dachte dabei an Sir Charles und die Segelpartien. Indes befassten sich Lady Marys Gedanken, wie sich gleich darauf erwies, mit etwas anderem.
    »Sir Charles’ Übersiedlung hierher bedeutete für Egg eine Menge. Ihr Horizont wurde dadurch erweitert. Es gibt nur sehr wenig junge Menschen in Loomouth und der nächsten Umgebung – vor allem wenig junge Männer. Und ich habe immer Angst gehabt, dass Egg jemanden heiraten könnte, weil sie außer ihm niemand anders zu sehen bekam.«
    »Denken Sie an den jungen Oliver Manders?«, fragte Mr Satterthwaite aus einer plötzlichen Eingebung heraus.
    Lady Mary errötete in naiver Überraschung.
    »Oh, woher wissen Sie?… Ja, ich dachte an ihn. Er und Egg steckten zeitweilig viel zusammen, und – jetzt we r den Sie mich sicher altmodisch schelten – manche seiner Ideen behagen mir gar nicht.«
    »Jugend muss sich austoben –

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