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Nikotin

Nikotin

Titel: Nikotin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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kenne ich sie weniger… Und trotzdem – auch ich will auf der Stelle sterben, wenn mir einleuchtet, weshalb Freddie Dacres, der seine Tage auf Rennplätzen verbringt, oder Cynthia, die ihre Zeit damit zubringt, fabelhafte, kostbare Kleidungsstücke für Frauen zu entwerfen, den Wunsch gehabt haben sollten, einen gütigen, unbedeutenden alten Geistlichen zu ermo r den…« Er schüttelte den Kopf. Und plötzlich erhellte sich sein Gesicht.
    »Die Wills! Sie habe ich ja ganz vergessen. Wie kommt das nur, dass sie immer wieder durch die Maschen meines Gedächtnisses schlüpft? Verdammt, sie ist das unb e stimmbarste Geschöpf, das ich je kennen lernte!«
    »Ein unscheinbares Blümchen, dem man wenig Beac h tung schenkt«, lächelte Mr Satterthwaite. »Im Übrigen aber bringt Miss Wills meines Erachtens ihre Zeit damit zu, sich im Geiste Notizen zu machen. Hinter den Bri l lengläsern funkeln scharfe Augen. Ich wage zu behau p ten, dass alles, was in dieser Angelegenheit Aufmerksa m keit verdient, von Miss Wills wahrgenommen und ve r merkt wurde.«
    »Tatsächlich?«, fragte Sir Charles zweifelnd. »Ja. Doch jetzt verlangt mein Magen einen kräftigen Lunch. Und wenn wir uns gestärkt haben: auf zur Abtei!«

9
     
    N ichts konnte tieferen Frieden verbreiten als die Melfort Abtei und ihre Umgebung, als die be i den Herren sie im warmen Septembersonne n schein vor sich auftauchen sahen.
    Teilweise stammte die Abtei aus dem fünfzehnten Jah r hundert. Sie war restauriert und durch einen neuen Flügel ergänzt worden. Das Sanatorium lag abseits inmitten e i gener Parkanlagen.
    Sir Charles und Mr Satterthwaite wurden von Mrs Le d de, der Köchin, empfangen, einer schwarz gekleideten stattlichen Dame. Sie kannte Charles Cartwright bereits von früher und unterhielt sich vornehmlich mit ihm.
    »Sie werden sicherlich ermessen, Sir, was das alles für mich bedeutet. Nicht genug mit des Masters Tod! Nein, dann schnüffeln diese Polizisten überall umher, stecken ihre vorwitzigen Nasen hierhin und dorthin. Ob Sie es glauben oder nicht, Sir: Sogar in den Mülleimern wühlten sie herum. Und Fragen stellten sie! Man sollte es nicht für möglich halten!… Oh, dass ich dies alles erleben musste! Unsern Master, den besten Arbeitgeber, den man sich denken konnte… o Gott, o Gott.« Ein Tränenstrom u n terbrach den Satz. »Um auf die Polizei zurückzukommen, Sir – was denkt sich dieser Bursche von der Polizei – denn Gentleman will ich ihn nicht nennen, dazu kenne ich zu viele echte Gentlemen und bin an ihre guten M a nieren gewöhnt –, deshalb sagte ich Bursche, und wenn er zehnmal Inspektor ist.« Mrs Leckie holte Atem und befreite sich aus dem verworrenen Satzgefüge, in das sie sich verstrickt hatte. »Über alle Mädchen im Haus fragte er mich aus, und es sind doch so gute Dinger – alle. Doris findet zwar morgens nie aus den Federn, sodass ich sie mindestens einmal in der Woche zur Rede stellen muss, und Vickie wird manchmal etwas patzig, aber was können die Mädchen dafür, wenn sie nicht von Jugend auf richtig erzogen werden? Die Mütter sind schuld, die ihnen nicht gelegentlich eins hinter die Ohren geben. Doch gute Di n ger sind sie trotzdem, und kein alberner Polizeiinspektor wird mich dazu bringen, etwas anderes über sie zu sagen. Was fällt Ihnen überhaupt ein?‹, fragte ich den Burschen. ›Es ist eine Gottlosigkeit zu denken, dass diese braven Kinder mit dem Mord etwas zu tun haben könnten!‹ J a wohl, das habe ich unverblümt gesagt.«
    Die Entrüstung über Inspektor Crossfields lästige Wissbegier war so groß, dass Mrs Leckie wütend schnaubte.
    »Mit Mr Ellis verhält es sich natürlich anders«, fuhr sie endlich fort. »Für ihn kann ich mich nicht verbürgen, denn ich kenne ihn nicht. Er kam ja erst kürzlich von London, während Mr Baker auf Urlaub war.«
    »Baker?«, warf Mr Satterthwaite rasch ein.
    »Mr Baker ist seit sieben Jahren Sir Bartholomews Bu t ler, Sir. Die meiste Zeit versah er seinen Dienst in der Harley Street. Sie erinnern sich an ihn, Sir, nicht wahr?«
    Sie blickte Charles Cartwright an, der ihre Frage mit e i nem Nicken bejahte. »Wenn Sir Bartholomew aber hier draußen einen größeren Gästekreis einlud, pflegte er B a ker mitzubringen. Doch in letzter Zeit fühlte sich Mr Baker nicht recht wohl, sodass der Master ihn auf Urlaub schickte. In einen Badekurort in der Nähe von Brighton. Der Master zahlte alles für ihn, oh, er war ja so gut, so herzensgut! Als Vertretung

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