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Nikotin

Nikotin

Titel: Nikotin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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engagierte er dann Mr Ellis, und wie ich dem Inspektor schon klar machte, kann ich mich für Mr Ellis nicht verbürgen, obgleich er, nach se i nen Erzählungen zu urteilen, in den feinsten Familien Dienst getan hat und bestimmt weiß, was sich schickt.«
    »Es fiel Ihnen nichts Ungewöhnliches an ihm auf?«, fragte Sir Charles hoffnungsvoll.
    »Tja… ich weiß nicht so recht. Ich könnte nicht ang e ben, was es war, Sir, aber da war etwas…«
    Wie sehr Mrs Leckie auch die Polizei geschmäht hatte – gegen Einflüsterungen war die gute Dame nicht gefeit. Und wenn Ellis’ Schuld sich eines Tages erweisen sollte, wird Mrs Leckie schwören, dass sie schon gleich etwas bemerkt habe, dachte Mr Satterthwaite im Stillen. Dann hörte er weiter zu.
    »Erstens war er unnahbar. Beileibe nicht unhöflich, Sir. O nein, er blieb immer ganz Gentleman. Wie ich schon sagte, ein Mensch, der in guten Häusern verkehrte. Aber er lebte sehr zurückgezogen, blieb in der Freizeit stets auf seinem Zimmer. Und er war… mein Gott, ich kann es nicht beschreiben, und doch bin ich sicher. Na, kurz und gut: da war etwas!«
    »Vermuten Sie etwa, dass er kein echter Butler gewesen ist?«, erlaubte sich Mr Satterthwaite einzuwerfen.
    »Eine solche Stellung hatte er bestimmt schon bekle i det, Sir. Er wusste über seine Pflichten – und auch über bekannte Herrschaften der Gesellschaft – Bescheid.«
    »Zum Beispiel?«, fragte Sir Charles.
    Doch nun wurde Mrs Leckie verschlossen. Geschwätz aus dem Dienstbotenbereich weiterzuerzählen, hätte i h ren Sinn für Schicklichkeit verletzt.
    »Vielleicht können Sie uns sein Äußeres beschreiben«, lenkte Mr Satterthwaite ab.
    »Gewiss, Sir, gewiss«, sagte sie eifrig. »Er war ein sehr achtbar aussehender Mann mit grauem Haar, Backenbart und leicht vornübergebeugter Körperhaltung. Und er neigte zu Fettleibigkeit, was ihn sehr wurmte. Dann hatte er eine etwas zittrige Hand, aber nicht aus dem Grund, an den Sie vielleicht jetzt denken. Im Gegenteil – er war äußerst enthaltsam. Nicht wie viele andere, die ich g e kannt habe. Seine Augen schienen etwas schwach zu sein. Draußen bei uns trug er eine Brille, doch wenn er seinen Dienst versah, nahm er sie ab.«
    »Keine besonderen Kennzeichen?«, fragte Sir Charles. »Keine Narben? Oder gebrochene Finger? Oder Mutte r male?«
    »O nein, Sir, nichts dergleichen.«
    »Wie anders ist doch das Leben als die Detektivg e schichten!«, seufzte Charles Cartwright. »In ihnen gibt es immer irgendein hervorstechendes Merkmal.«
    »Ihm soll ein Zahn gefehlt haben«, mischte sich Sa t terthwaite ein.
    »Möglich. Mir ist es nie aufgefallen.«
    »Und wie benahm sich Ellis an dem Abend der Trag ö die?«
    »Darüber kann ich Ihnen nicht genau Auskunft geben, Sir. Ich war in meiner Küche vollauf beschäftigt und ha t te nicht Zeit, mich um andere Leute zu kümmern.«
    »Ich verstehe.«
    »Als dann die Nachricht zu uns drang, dass der Master gestorben sei, waren wir alle wie betäubt. Ich weinte und schluchzte und konnte mich gar nicht fassen. Beatrice ging es genauso. Die jungen Dinger, die den Master nicht so gut kannten wie wir, schmerzte der Tod zwar auch, indes nicht so arg wie uns. Mr Ellis nahm es natürlich ruhiger hin. Wenn man erst vierzehn Tage in einer Ste l lung ist, hängt man noch nicht an der Herrschaft. Trot z dem benahm er sich durchaus rücksichtsvoll und bestand darauf, dass ich und Beatrice ein Glas Portwein zu uns e rer Stärkung tränken. Und zu denken, dass er, dieser Schurke…« Mrs Leckie suchte vergeblich nach Worten, und ihre Augen schossen Blitze der Empörung.
    »Er verschwand in der Nacht, wie wir hörten«, half Sir Charles nach.
    »Ja, Sir. Er legte sich schlafen, wie wir alle, und morgens war er fort. Und dabei behauptete die Polizei, sie habe das Haus ununterbrochen bewacht. O diese Polizisten! Da sieht man, wie unzuverlässig sie sind!«
    »Man spricht ja von einem geheimen Gang.«
    »Pah!«, schnaubte Mrs Leckie verächtlich. »Das sagt die Polizei, um ihre Nachlässigkeit zu vertuschen.«
    »Gibt es denn einen solchen Gang?«
    »Ich habe ihn mal gelegentlich erwähnen hören«, g e stand die stattliche Küchenfee. »Aber es ist besser, wenn dergleichen Dinge in den Dienstbotenräumen nicht b e kanntwerden. Wegen der Mädchen – verstehen Sie? Es könnte sie die Lust anwandeln, auf diesem Weg mal hei m lich fortzuschlüpfen. Meine Mädchen gehen durch die Hintertür fort und kommen durch die Hintertür wi e der herein. Dann

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