Nimm dich in acht
Panoramafenster, das den Sonnenuntergang über dem Ozean einrahmte.
Er löste das Foto von der Pappe und drehte es um. Auf der Rückseite standen Informationen zu Nachbestellungen.
Mit fester Stimme las er sie Susan vor.
»Das ist ein echter Durchbruch«, sagte Susan. »Für die Fotos auf der Gabrielle und auf dem Schiff, mit dem Carolyn fuhr, war die gleiche Firma zuständig. Vielleicht kann ich einen Abzug des Fotos bekommen, das Carolyn Wells mir vermutlich mit der Post schicken wollte.«
»Sie meinen, das Foto des Mannes, der ihr den Türkisring schenkte?«
Susan gab keine direkte Antwort. »Ich sollte wohl nicht allzu optimistisch sein. Wahrscheinlich haben sie das Negativ gar nicht mehr.«
»Hören Sie, in der nächsten Woche bin ich unterwegs, auf der letzten Etappe der Werbetour für mein Buch«, sagte Don Richards. »Ich fahre am Montag, aber vorher würde ich Sie wirklich gern sehen. Wie wär’s mit Brunch, Mittagessen oder Abendessen am Sonntag?«
Susan lachte. »Sagen wir Abendessen. Am Sonntag nachmittag habe ich schon was vor.«
Nachdem er wenig später aufgelegt hatte, saß Donald Richards noch lange Zeit da und sah sich die Fotos von den Reisen an, die er gemeinsam mit Kathy unternommen hatte. Plötzlich schien dieser Teil seines Lebens weit, weit weg.
Eine Veränderung war überfällig. Ihm war klar, daß er in einer Woche vielleicht allen Qualen der vergangenen vier Jahre ein Ende bereiten könnte.
73
Susan sah auf ihre Uhr. Es war nach zehn. Ein langer Tag lag hinter ihr – und leider würde es keine lange Nacht werden. In weniger als sechs Stunden mußte sie aufstehen und sich an die Strippe hängen.
Vier Uhr in New York war neun Uhr in London. Dann wollte sie bei Ocean Cruise Pictures Ltd. anrufen und sich nach der Bestellung von Fotos erkundigen, die während der Kreuzfahrten, an denen Regina Clausen und Carolyn Wells teilgenommen hatten, auf der Gabrielle und der Seagodiva gemacht worden waren.
Obgleich es schon spät war, wollte sie noch duschen und vielleicht einen Teil der erschöpfenden Auswirkungen des Tages von sich abspülen. Lange stand sie unter dem dampfenden Wasserstrahl und freute sich über die heißen Bäche, die über ihren Körper rannen. Dann trocknete sie sich kräftig ab, wickelte ein Frotteetuch um ihr feuchtes Haar und schlüpfte in ein Nachthemd und ihren Morgenmantel. Ihr war bedeutend wohler, als sie in die Küche ging, um sich eine Tasse heißen Kakao zu machen, den sie im Bett trinken wollte. Das ist definitiv meine letzte Tat am heutigen Tag, dachte sie, als sie den Wecker auf vier Uhr stellte.
Als der Wecker klingelte, stöhnte Susan auf, dann kämpfte sie sich wach. Wie es ihre Gewohnheit war, hatte sie vor dem Schlafengehen die Fenster geöffnet und die Heizung abgedreht, so daß man sich, wie Gran Susie zu sagen pflegte, vorkam wie in einer Kühlbox.
Sie setzte sich im Bett auf, wickelte sich fest in die Bettdecke ein und griff nach dem Telefon und nach Block und Stift. Mit wachsender Spannung gab sie die lange Folge von Zahlen ein, die sie mit dem Studio in London verbinden würden.
»Ocean Cruise Pictures Ltd. Guten Morgen. Womit kann ich Ihnen behilflich sein?«
Kurz darauf sprach sie mit der Abteilung für Nachbestellungen. »Wir könnten die gewünschten Fotos tatsächlich noch auf Lager haben, Madam. Die Fotos von den Weltumrundungen bewahren wir ein wenig länger auf als die übrigen.«
Doch als Susan erfuhr, wie viele Bilder man zwischen Mumbai und Athen auf der Seagodiva und zwischen Perth und Hongkong auf der Gabrielle gemacht hatte, war sie schockiert.
»Schauen Sie, beide Schiffe waren offenbar voll ausgebucht«, erklärte die Angestellte. »Von siebenhundert Menschen an Bord waren möglicherweise fünfhundert mit dem Partner unterwegs, womit immer noch viele alleinreisende Passagiere übrigbleiben, und wir versuchen, von jeder Person mehrere Fotos aufzunehmen. Unsere Fotografen sind vor Ort, wenn die Passagiere sich einschiffen. Viele wollen auch Schnappschüsse in den Zielhäfen und mit dem Kapitän auf Empfängen, an ihrem Tisch und bei allen größeren gesellschaftlichen Ereignissen, zum Beispiel dem Schwarz-weiß-Kostümball.
Sie sehen also, es gibt eine Fülle von Gelegenheiten, um Erinnerungsfotos zu machen.«
Hunderte von Bildern zu fünfundzwanzig Pfund das Stück, dachte Susan; das würde sie ein Vermögen kosten.
»Warten Sie einen Moment«, sagte sie. »Auf dem Foto an Bord der Seagodiva, an dem ich interessiert
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