Nimm dich in acht
keiner von den Kerlen, die sagten, sie hätten an einem College studiert, das sie nur von Bildern kannten. Als nächstes jedoch stieß Chris auf einen Hinweis, daß mit Layton etwas nicht stimmte: Seit Abschluß seines Jurastudiums hatte er vier verschiedene Jobs gehabt, und obgleich er über sämtliche Voraussetzungen zu verfügen schien, um Teilhaber der jeweiligen Firmen zu werden, war es nie dazu gekommen.
Chris hob die Augenbrauen, als er die Angaben zu Laytons derzeitiger Situation las. Jetzt steht er eindeutig in den Startlöchern, dachte er. Der Posten eines Treuhänders der Clausen Stiftung hatte großes Potential und eröffnete die Aussicht auf einen sehr behaglichen Job, vor allem wenn der alte Hubert March, der ihn offenbar zu seinem Nachfolger heranzog, in den Ruhestand ging. Und nach Susans Worten schmeichelte er sich gezielt bei Mrs. Clausen ein, dachte Ryan.
Während er den Bericht durchlas, markierte er einige Punkte, die noch eingehender geklärt werden mußten. Ein wichtiger Punkt sprang besonders ins Auge: Für einen Mann, der dafür bezahlt wurde, bedeutende Summen zu verwalten und auszugeben, hatte Layton anscheinend sehr wenig eigenes Kapital. »Was ist da los?« murmelte Chris.
Ein Typ Mitte dreißig, Single, ohne größere finanzielle Verpflichtungen, dachte er. Er hat bei guten Firmen für gutes Geld gearbeitet, und doch hat es den Anschein, als besitze er nichts. Sein Auto ist geleast; seine Wohnung ist gemietet. Die Summe auf dem Girokonto deckt nur die monatlichen Ausgaben. Angaben zu Sparkonten gibt es keine.
Also – was fängt Layton mit seinem Geld an? fragte er sich. Er könnte natürlich Drogen nehmen. Und wenn ja, findet er wie die meisten Süchtigen womöglich einen Weg, seine Sucht zu finanzieren, und da verläßt er sich vermutlich nicht nur auf sein Gehalt.
Chris lächelte grimmig. Er hatte definitiv genug in der Hand, um eingehendere Ermittlungen zu rechtfertigen.
Genau diesen Moment liebte er, wenn er die Fährte aufnahm und mit der Jagd begann. Ich rufe sofort Susan an, entschied er. Sie will gern immer von Anfang an miteinbezogen werden. Und sie wird vermutlich eine gewisse Genugtuung empfinden, weil sie recht hatte – was Doug Layton betrifft, ist etwas faul im Staate Dänemark.
75
Als Susan in ihrem Büro eintraf, wartete auf dem Anrufbeantworter eine Nachricht von Pete Sanchez. Mit Genugtuung hörte sie, daß man den Ring gefunden hatte.
Das könnte sehr wichtig sein, dachte sie und setzte in Gedanken einige Stücke des Puzzles zusammen. Die Ringe entpuppten sich letztlich vielleicht nicht als der Schlüssel zur Lösung der Verbrechen, aber offensichtlich waren sie das Bindeglied zwischen allen Opfern. Und wenn sie recht hatte, war der Grund für Tiffanys Tod nicht der Umstand, daß sie den Ring besaß, sondern die Befürchtung, sie könne den Mann identifizieren, der mehrere Exemplare in einem Andenkenladen im Village gekauft hatte.
Ich werde Pete meine Theorie erläutern, mal sehen, was sich ergibt, dachte sie und griff nach dem Telefon.
An Sanchez’ Stimme erkannte sie, daß er bester Laune war. »Die Staatsanwaltschaft nimmt den Verdächtigen gerade in die Zange«, sagte er fröhlich. »Eine meiner Quellen hat uns Zeugen geliefert, die seine Drohungen gehört haben, was er mit Tiffany machen würde, und er hat sogar gesagt, daß er zum ›Grotto‹ gehen wolle, um es ihr heimzuzahlen. Sie werden ihn knacken. Wie dem auch sei, was war mit dem komischen Ring?«
Susan wählte ihre Worte sorgfältig. »Pete, ich kann mich auch irren, aber ich glaube, daß die Türkisringe ein wichtiges Element in diesem Fall sind. Einer wurde unter den Sachen einer Frau gefunden, die vor drei Jahren verschwand. Am Montag rief eine Frau in meiner Sendung an und versprach, mir einen anderen Ring dieser Art zu zeigen. Wir gehen davon aus, daß sie es sich anders überlegt hat und ihn mit der Post aufgeben wollte; auf dem Weg zur Post wurde sie von einem Transporter überfahren. Die Polizei ermittelt noch, aber es hat den Anschein, als hätte ihr jemand einen Stoß gegeben.
Tiffany hatte versprochen, mir ihren Ring zu schicken, dann änderte sie ihre Meinung und beschloß, ihn aus privaten Gründen zu behalten, anschließend warf sie ihn weg. Aber das konnte ihr Mörder nicht wissen, und außerdem …«
Sanchez unterbrach sie. »Susan, der Kerl, der Tiffany umgebracht hat, ist in Haft. Ich verstehe nicht, was ein Türkisring mit diesem Fall zu tun haben soll. Wir haben
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