Nimm dich in acht
hinwegkomme, aber manchmal macht es mir immer noch schwer zu schaffen. Mark, du hast es oft genug aus meinem Mund gehört. Kathy wollte nicht zu dem Shooting. Sie fühlte sich krank. Dann sagte sie zu mir:
›Ich weiß, was du sagen willst, Don. Es ist den anderen gegenüber nicht fair, im letzten Moment einen Rückzieher zu machen.‹ Ich saß ihr immer im Nacken wegen ihrer Angewohnheit, Vorhaben in letzter Minute abzusagen, vor allem wenn es um berufliche Termine ging. Tja, daß sie auf mich hörte, hat sie das Leben gekostet.«
Don Richards trank einen kräftigen Schluck.
»Aber Kathy hat dir nicht erzählt, daß sie vermutete, schwanger zu sein«, rief Greenberg ihm in Erinnerung.
»Sonst hättest du ihr auf jeden Fall zugeredet, zu Hause zu bleiben, als sie dir sagte, ihr sei übel.«
»Nein, sie hat es mir nicht erzählt. Hinterher habe ich darüber nachgedacht, und mir fiel ein, daß sie seit sechs Wochen nicht ihre Periode gehabt hatte.« Don Richards zuckte die Schultern. »Es gibt immer noch schlimme Momente, aber es wird besser. Vielleicht bringt mich ja die Aussicht, bald vierzig zu werden, dazu, die Vergangenheit endlich loszulassen.«
»Hast du mal daran gedacht, eine Kreuzfahrt zu machen, wenn auch nur eine kurze? Ich finde, das wäre ein wichtiger Schritt für dich.«
»Das habe ich vor, und zwar schon sehr bald. Nächste Woche beende ich in Miami die Werbetour für das Buch, und dann werde ich mal sehen, ob sich eine Kreuzfahrt anbietet, die in meinen Zeitplan paßt.«
»Das ist eine gute Neuigkeit«, sagte Greenberg. »Letzte Frage: Triffst du dich mit einer Frau?«
»Ich hatte gestern eine Verabredung. Susan Chandler, eine Psychologin. Sie hat täglich eine Sendung im Radio und eine Privatpraxis. Eine sehr attraktive und interessante Frau.«
»Dann hast du wohl vor, sie wiederzusehen?«
Don Richards lächelte. »Ich würde sagen, ich habe tatsächlich Pläne im Hinblick auf sie, Mark.«
Als Don Richards um zehn Uhr nach Hause kam, überlegte er, ob er Susan anrufen sollte, und entschied, daß es noch nicht zu spät war.
Sie war beim ersten Läuten am Apparat.
»Susan, heute nachmittag klangen Sie ziemlich niedergeschlagen. Wie geht es Ihnen jetzt?«
»Oh, besser, schätze ich«, erwiderte Susan. »Ich bin froh, daß Sie anrufen, Don. Ich wollte Sie etwas fragen.«
»Schießen Sie los.«
»Sie haben doch an vielen Kreuzfahrten teilgenommen, nicht wahr?«
Richards merkte, daß er den Hörer umklammerte.
»Sowohl vor meiner Heirat als auch danach. Meine Frau und ich liebten die See.«
»Und Sie fuhren mehrmals mit der Gabrielle?«
»Ja.«
»Ich habe noch nie an einer Kreuzfahrt teilgenommen, also haben Sie Geduld mit mir. Ich gehe davon aus, daß es einen Fotodienst an Bord gibt und daß viele Bilder gemacht werden.«
»Oh, sicher. Damit wird viel Geld verdient.«
»Wissen Sie, ob Negative von früheren Kreuzfahrten archiviert werden?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Haben Sie zufällig irgendwelche Fotos, die auf der Gabrielle entstanden sein könnten? Ich möchte den Namen der Firma herausfinden, die auf der Gabrielle den Fotodienst betreibt oder früher betrieb.«
»Ich bin sicher, daß ich noch Bilder aus der Zeit habe, als Kathy und ich Kreuzfahrten unternahmen.«
»Könnten Sie für mich nachsehen? Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar. Ich könnte auch Mrs. Clausen fragen, aber ich möchte Sie ungern damit belasten.«
»Bleiben Sie dran.«
Donald Richards legte den Hörer hin und ging zu dem Schrank hinüber, in dem er Fotos und andere Erinnerungen an seine Ehe aufbewahrte. Er holte einen Karton aus dem obersten Regalfach, auf dem »Urlaub«
stand, und kehrte damit zum Telefon zurück.
»Haben Sie einen Moment Geduld«, sagte er zu Susan.
»Wenn ich noch welche habe, dann müssen sie in dem Karton liegen, den ich gerade durchsehe. Ich bin nur froh, daß ich dabei mit Ihnen spreche. Es kann sehr deprimierend sein, in alten Erinnerungen zu wühlen.«
»Das habe ich in Justin Wells’ Wohnung auch gerade getan«, erwiderte Susan.
»Sie waren bei Justin Wells?« Don Richards machte nicht den Versuch, seine Überraschung zu verbergen.
»Ja. Ich dachte, ich könnte ihm vielleicht helfen.«
Mehr will sie dazu nicht sagen, vermutete Richards. Er hatte gefunden, was er suchte, einen Stapel hellblauer Pappdeckel.
Er nahm den zuoberst liegenden Deckel und blickte auf ein Foto, auf dem Kathy und er an ihrem Tisch auf der Gabrielle saßen. Hinter ihnen sah man das große
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