Nimm dich in acht
einen. Die anderen würde er in den Ozean werfen, wenn er mit der letzten einsamen Lady fertig war. Nur zu gern würde er einen an Susan Chandlers Finger stecken, nachdem er sie getötet hatte, aber das würde zu viele Fragen aufwerfen.
Nein, das er konnte er nicht riskieren, aber vielleicht würde er ihn ihr nur einen Augenblick lang anstecken, um sich die Genugtuung zu verschaffen, daß sie ganz ihm gehörte.
78
»Hier ist Dr. Susan Chandler – ich verabschiede mich bis Montag.«
Das rote Sendelämpchen über der Tür des Studios erlosch, als Susan in den Kontrollraum blickte, wo Jed seinen Kopfhörer abnahm. »Wie ist es gelaufen?« fragte sie gespannt.
»Gut. Viel Hörerbeteiligung. Du bist immer gut – das weißt du auch –, aber heute fand ich dich besonders prima.
Hat jemand was gesagt, das dir zu denken gibt?«
Susan sammelte ihre Notizen ein. »Nein. Ich bin wohl nur furchtbar mitgenommen.«
Jeds Stimme wurde weicher. »Die letzten Tage waren hart, ich weiß. Aber jetzt geht es wieder aufwärts. Hey!
Du bist heute zwanzig Minuten vor Sendebeginn ins Studio gekommen, und außerdem hast du ein Wochenende vor dir!«
Susan verzog das Gesicht. »Wie nett«, sagte sie, während sie ihren Stuhl zurückschob und aufstand. »Bis Montag dann.«
Janet reichte Susan die Faxe aus Yonkers, als sie zur Tür hereinkam. »Detective Sanchez hat angerufen und gefragt, ob sie klar zu erkennen sind«, sagte sie. »Er ist komisch.
Er hat gesagt, sie sollen ihn über alles, was Sie rauskriegen, auf dem laufenden halten, sonst würde er das nächstemal nicht die Lasagne von den Beweismitteln abwaschen, bevor er sie fotografieren läßt.«
»Das werde ich tun. Danke, Janet. Ach, und bestellen Sie bitte das übliche Gourmet-Menü für mich. Die sollen sich beeilen. Mrs. Price wird in zwanzig Minuten hier sein.«
»Ich habe Ihr Mittagessen schon bestellt, Doktor.« In Janets Stimme lag ein gewisser Vorwurf.
Heute scheine ich jedem auf die Zehen zu treten, dachte Susan, als sie in ihr Sprechzimmer ging. Zuerst Binky, jetzt Janet. Wer ist der nächste? fragte sie sich. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch, breitete die Faxe der vergrößerten Fotos aus und verglich sie mit dem Ring, den Jane Clausen ihr gegeben hatte.
Der Fotograf hatte sich offenbar besondere Mühe gegeben; es waren ihm einige ausgezeichnete Aufnahmen von der Gravur des Rings gelungen. Wie Susan erwartet hatte, bestand große Ähnlichkeit zwischen dem Ring auf den Fotos und dem Ring, der Regina gehört hatte.
Ich habe recht, dachte sie. Die Ringe sind der Dreh- und Angelpunkt. Der Ring, den Mrs. Clausen mir gegeben hat, muß einfach von demselben Mann hergestellt worden sein wie Tiffanys Ring, was bedeutet, daß er fast sicher in dem Andenkenladen im Village gekauft wurde, von dem Tiffany mir erzählt hat. Ich würde mein Leben darauf verwetten, daß Tiffany ermordet wurde, weil sie in der Sendung mit mir gesprochen hat und weil der Mann, den sie gesehen hat, fürchtete, sie könne ihn identifizieren.
Janet kam ins Sprechzimmer, in der Hand das Paket vom Imbiß. Sie stellte es auf Susans Schreibtisch … dann, als Susan den Türkisring hinlegte, nahm Janet ihn auf und musterte ihn. »Hübscher Spruch«, sagte sie, als sie blinzelnd die Inschrift las. »Meine Mutter liebt alte Schlager, und ›Du gehörst mir‹ ist einer ihrer Lieblingssongs.«
Mit leiser, nur leicht wackliger Stimme sang sie: »›Am Saum des Nils die Pyramiden - und in den Tropen geht die Sonne auf …‹« Sie hielt inne und summte ein paar Takte.
»Dann kommt noch was über einen Marktplatz ›des alten Algier‹, und dann ›Fotos und ein Souvenir‹. Ich weiß nicht mehr, wie’s weitergeht, aber es ist wirklich ein hübscher Song.«
»Ja«, bestätigte Susan geistesabwesend. Der Text des Songs ging ihr durch den Kopf, fast wie ein Wecksignal, das sie nicht abschalten konnte. Was hat das zu bedeuten?
fragte sie sich. Sie nahm den Ring wieder an sich und steckte ihn in ihre Brieftasche.
Es war zehn Minuten vor eins. Sie sollte sich auf ihre nächste Sitzung vorbereiten, wollte jedoch nicht bis zwei Uhr warten, um Matt Bauer zu erreichen, Tiffanys ehemaligen Freund und der einzige, der ihr eventuell sagen konnte, wo der Andenkenladen war.
Bauers Mutter meldete sich. »Dr. Chandler, mein Sohn ist in der Arbeit. Wir haben bereits mit der Polizei gesprochen. Ich bedaure Tiffanys Tod außerordentlich, aber das hat nichts mit meinem Sohn zu tun. Er ist nur wenige Male mit
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