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Nimm dich in acht

Nimm dich in acht

Titel: Nimm dich in acht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Radiosendung Luft gemacht hatte; dann war er nach Hause gegangen, um mit ihr zu sprechen, und als er sie nicht antraf, hatte er einen anderen Mantel angezogen und war ins Büro zurückgekehrt. Er hatte sie während dieser Zeit nicht gesehen.
    Shea hörte sich den Bericht der Schwester an, dann sagte er: »Mr. Wells, warum hören Sie sich das nicht selbst an?«
    Justin Wells preßte den Mund zusammen, und sein Gesicht rötete sich, als die Schwester unsicher wiedergab, was Carolyn gemurmelt hatte.
    »Danke«, sagte er leise; dann legte er den Hörer auf und erhob sich. »Verhaften Sie mich?« wollte er von Shea wissen.
    »Noch nicht.«
    »Sie finden mich dann im Krankenhaus. Wenn meine Frau aufwacht, wird sie mich dort brauchen. Ob sie sich an das, was mit ihr geschehen ist, erinnert oder nicht, eines kann ich Ihnen versprechen: ganz gleich wieviel Mühe Sie sich geben, eine Anklage gegen mich zu zimmern –
    Carolyn weiß, daß ich mich eher selbst umbringen würde, als ihr in irgendeiner Weise zu schaden.«
    Shea wartete, bis Wells gegangen war, dann rief er den diensthabenden Sergeant an. »Schicken Sie eine Beamtin ins Lenox Hill Hospital«, befahl er. »Sagen Sie ihr, sie soll dafür sorgen, daß Justin Wells niemals allein mit seiner Frau im Zimmer ist.«
    Danach saß er lange Zeit da, ging den Fall in Gedanken noch einmal durch und stöhnte bei der Aussicht einer neuerlichen Sitzung mit Oliver Baker, der angerufen hatte, um einen Termin zu vereinbaren. Aber Baker hatte sich letztlich als wichtiger Zeuge entpuppt, überlegte er. Er hatte gesehen, wie jemand Carolyn Wells den Umschlag weggenommen hatte; er war völlig sicher, daß er frankiert und an einen oder eine »Dr. Sowieso« adressiert war; er war sicher, daß der Mann, der ihn genommen hatte, einen Burberry trug.
    Vielleicht ist Baker noch etwas eingefallen, dachte Shea, und daher die Bitte um ein weiteres Gespräch. Seit er vor ein paar Stunden als einer von wenigen Trauergästen Hilda Johnsons Begräbnis beigewohnt hatte, lag ihm besonders daran, daß Justin Wells überführt wurde.
    Welchen Fremden, so folgerte er, hätte Hilda spätabends schon in ihre Wohnung gelassen – es sei denn, er gab sich als der Mann der Frau zu erkennen, deren »Unfall« sie mitangesehen hatte.
    Wells war schuldig – davon war Shea überzeugt. Und es machte ihn zornig, daß Hildas Mörder gerade als freier Mann diesen Raum verlassen hatte.

    77
    Es wäre zu umständlich gewesen und hätte zuviel Anlaß zu Kommentaren gegeben, den Termin am Morgen abzusagen, zumal er in paar Tagen wegfuhr, daher konnte er nur einen kleinen Teil von Susans Radiosendung hören.
    Wie erwartet, wollten die Hörer immer noch über Tiffanys Tod reden:
    »Dr. Susan, meine Freundin und ich hatten gehofft, daß sie wieder mit Matt zusammenkommt. Man merkte, daß sie ihn wirklich mochte …«
    »Dr. Susan, glauben Sie, Matt hat ihr das angetan? Ich meine, vielleicht haben sie sich getroffen und hatten Streit oder so …?«
    »Dr. Susan, ich wohne in Yonkers, und der Typ, den sie wegen des Mordes an Tiffany verhören, ist wirklich übel.
    Er hat wegen Totschlags gesessen. Hier glauben alle, daß er sie getötet hat …«
    »Dr. Susan, trug Tiffany den Türkisring, als sie ermordet wurde?«
    Diese letzte Frage war interessant und beunruhigte ihn.
    Hatte sie den Ring getragen? Er glaubte es nicht, wünschte jetzt jedoch, er hätte darauf geachtet.
    Susan hatte auf die Fragen genau so reagiert, wie er gedacht hatte: daß Matt, soweit sie wußte, kein Verdächtiger war; daß sie in den Medien nichts von dem Ring gehört oder gesehen hatte; daß man stets von einer Unschuldsvermutung ausgehen müsse, selbst in Fällen, in denen ein Verdächtiger schon früher wegen eines Verbrechens verurteilt worden war.

    Er wußte, was das zu bedeuten hatte. Susan glaubte nicht an die Theorie der Polizei über Tiffanys Mörder. Sie war zu clever, um ihren Tod nicht in einen Zusammenhang mit den anderen zu bringen. Der Verstand eines Staatsanwalts kommt nie zur Ruhe, dachte er verbissen.
    Und meiner auch nicht, fügte er selbstgefällig in Gedanken hinzu. Er machte sich keine Sorgen. Der Zeitrahmen für die Eliminierung Susans war bereits ausgearbeitet. Jetzt brauchte er nur noch die Einzelheiten zu planen.
    Im Geheimfach seines Aktenkoffers steckten die Türkisringe, die er aus Parkis Laden mitgenommen hatte –
    drei Stück, plus der Ring, den Carolyn Wells an Susan hatte schicken wollen. Er brauchte natürlich nur

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