Nimm dich in acht
ihr ausgegangen. Sie war einfach nicht sein Typ. Freundinnen von mir haben mir von Tiffanys Anrufen bei Ihnen erzählt, und ich muß Ihnen sagen, daß sie Matt äußerst peinlich waren. Ich habe mit Tiffany gestern telefoniert und ihr von seiner bevorstehenden Heirat berichtet. Am Mittwoch abend haben wir bei der Familie seiner Verlobten gegessen – nette, kultivierte Leute. Ich wage mir nicht vorzustellen, was sie denken, wenn Matthews Name in der Öffentlichkeit mit diesem Fall in Verbindung gebracht wird. Also, ich …«
Susan unterbrach ihren Redefluß. »Mrs. Bauer, das beste Mittel, um Matthews Namen aus dieser Sache herauszuhalten, wäre, ihn zu einem inoffiziellen Gespräch mit mir zu überreden. Also, wo kann ich ihn erreichen?«
Widerstrebend berichtete Matts Mutter ihr, daß er bei der Metropolitan Life Insurance Company in Midtown
Manhattan arbeitete und gab ihr seine Büronummer. Susan rief dort an, erfuhr jedoch, daß Bauer unterwegs wäre und nicht vor drei zurückerwartet würde. Sie hinterließ eine Nachricht, daß er sie dringend anrufen solle.
Während sie ihre Suppe aus dem Pappbehälter löffelte, rief Pete Sanchez an. »Susan, nur um dich auf den neuesten Stand zu bringen, allmählich kommt Bewegung in den Fall. Dieser Kerl hat es nicht bei der Ankündigung belassen, er wolle zum ›Grotto‹ zurückgehen, um es Tiffany heimzuzahlen, jetzt gibt er zu, daß er auf dem Parkplatz des Restaurants war. Er behauptet allerdings, er habe es mit der Angst zu tun bekommen, weil dort ein anderer Typ herumlungerte.«
»Vielleicht hat er die Wahrheit gesagt«, gab Susan zu bedenken.
»Ach komm, Susan. Du warst bei der
Staatsanwaltschaft. Diese Burschen haben immer denselben Spruch auf Lager:
›Ich schwöre es, Euer Ehren. Der Täter war ein anderer!‹
Susan, was kann einen noch wundern, wenn man es mit diesen üblen Typen zu tun hat?«
79
Bis Freitag nachmittag hatte Chris Ryan sowohl konkrete Fakten als auch eine Fülle von Gerüchten über Douglas Layton zusammengetragen.
Zu den Fakten gehörte, daß er ein besessener Spieler war, nahezu berüchtigt in Atlantic City. Es war allgemein bekannt, daß er bei mindestens einem halben Dutzend Gelegenheiten viel Geld verloren hatte. Was erklärt, warum er ein Habenichts ist, dachte Chris.
Ein Gerücht lautete, daß mehrere
Kreuzfahrtgesellschaften Layton den Zutritt zu ihren Schiffen untersagt hatten, weil er angeblich an den Spieltischen betrog. Ein anderes Gerücht behauptete, in zwei Investmentfirmen habe man ihm nach Beschwerden, er lege häufig ein verächtliches Verhalten gegenüber den weiblichen Mitarbeiterinnen an den Tag, die Kündigung nahegelegt.
Um zehn vor fünf verarbeitete Chris Ryan gerade noch die gesammelten Informationen, als Susan anrief. »Ich habe interessantes Material zu Layton reinbekommen«, teilte er ihr mit. »Nicht unbedingt strafrechtlich relevante, aber interessante Dinge.«
»Ich bin schon sehr gespannt«, sagte Susan, »aber zuerst habe ich noch eine Frage an dich. Gibt es eine Möglichkeit, eine Liste sämtlicher Sexshops in Greenwich Village zu bekommen?«
»Willst du mich verkohlen?« erwiderte Chris. »In der Branche annonciert doch keiner in den Gelben Seiten.«
»Das merke ich allmählich auch. Und wie steht’s mit Andenkenläden?«
»Sieh unter jedem Eintrag von ›Antiquitäten‹ bis
›Ramsch‹ nach.«
Susan lachte. »Du bist mir ja ’ne schöne Hilfe. Und jetzt erzähl mir, was du über Douglas Layton herausgefunden hast.«
80
Für Oliver Baker war es eine aufregende Woche gewesen.
Sein kurzer Auftritt im Fernsehen am Montag nachmittag hatte sein Leben verändert. Plötzlich war er eine kleine Berühmtheit geworden. Seine Kunden wollten alle mit ihm über den Unfall sprechen. Die Frau, die in der nahegelegenen chemischen Reinigung arbeitete, veranstaltete einen Wirbel, als sei er ein Star. Sogar der versteinerte Wall Street-Makler, der ihn noch nie beachtet hatte, nickte ihm zu.
Zu Hause war Oliver für Betty und die Mädchen der Held des Tages. Selbst Bettys Schwester, die stets aufstöhnte oder das Gesicht verzog, wenn er seine Meinung zu irgend etwas sagte, rief an, um von ihm persönlich zu hören, wie es war, als Zeuge auf dem Polizeirevier auszusagen. Natürlich beließ sie es nicht dabei. Statt dessen verbreitete sie sich über den Zufall, daß eine andere Zeugin, die alte Dame, die behauptet hatte, es sei kein Unfall gewesen, ermordet worden war. Und sie schloß mit der
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