Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nimm dich in acht

Nimm dich in acht

Titel: Nimm dich in acht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
Warnung: »Paß nur auf, daß dir so was nicht auch passiert.« Er hatte selbstverständlich keine Angst, ihm war nur ein wenig unwohl.
    Oliver genoß seinen Kontakt zur Polizei, und Captain Shea gefiel ihm ganz besonders. Er gehörte zu den Autoritätsfiguren, die Oliver das Gefühl gaben, sicher und beschützt zu sein. Besonders angenehm fand er es, wenn er im Büro des Captains saß und Shea förmlich an seinen Lippen hing.
    Am Freitag berichtete die Post auf Seite sechs, daß der Architekt Justin Wells zum Unfall seiner Frau vernommen würde. Neben dem Artikel war ein Foto abgedruckt, wie er das Krankenhaus verließ.
    Oliver ließ die Post den ganzen Morgen über aufgeschlagen auf seinem Schreibtisch liegen. Dann, um kurz vor zwölf, hatte er Captain Shea angerufen, um ihm zu sagen, er würde gern nach der Arbeit mit ihm sprechen.
    Das war der Grund, warum Oliver Baker am Freitag nachmittag um halb sechs wieder in Captain Sheas Büro saß, in der Hand das Bild aus der Zeitung. Während er das Gefühl auskostete, an den Schalthebeln der Macht zu sitzen, erklärte er, warum er um ein erneutes Gespräch gebeten habe. »Captain, je öfter ich mir das Bild dieses Mannes anschaue, um so sicherer bin ich, daß er es war, der den Umschlag nahm, als er – so dachte ich zu dem Zeitpunkt jedenfalls – die Frau schützen wollte, die von dem Transporter überfahren wurde.«
    Oliver blickte lächelnd in Sheas verständnisvolle Augen.
    »Captain, vielleicht war mein Schock doch größer, als ich dachte«, sagte er. »Meinen Sie, deshalb habe ich sein Gesicht zuerst verdrängt?«

    81
    Matt Bauer mochte seinen Job bei Met Life. Er hatte vor, eines Tages eines der Büros der leitenden Angestellten zu beziehen, und mit diesem Ziel vor Augen verkaufte er fleißig Versicherungspolicen an kleine Firmen – sein Spezialgebiet. Im Alter von fünfundzwanzig Jahren begann seine Strategie bereits Früchte zu tragen. Er sollte den Management-Kurs besuchen, und seit kurzem war er mit der Nichte seines Chefs, Debbie, verlobt, die ideale Frau, um ihn auf seinem Weg an die Spitze zu begleiten.
    Noch besser war, daß er sie aufrichtig liebte.
    Deshalb war er auch sichtlich verstört, als er sich um halb sechs in einem Coffeeshop an der Grand Central Station mit Susan traf.
    Susan fand den ernsten jungen Mann mit den klaren Gesichtszügen auf Anhieb sympathisch und verstand seine Lage. Sie glaubte ihm, als er sagte, das mit Tiffany tue ihm sehr, sehr leid, und zeigte Verständnis, als er ihr erklärte, warum er nicht in eine Mordermittlung hineingezogen werden wollte.
    »Dr. Chandler«, sagte er, »ich bin nur ein paarmal mit Tiffany ausgegangen. Genaugenommen dreimal, wenn mich nicht alles täuscht. Wir lernten uns kennen, als ich einmal im ›Grotto‹ zu Abend aß; ich lud sie ein, mit mir wegzugehen, und sie sagte, ich solle sie zu der Hochzeit einer Freundin begleiten.«
    »Sie wollten nicht mitgehen?« riet Susan.
    »Eigentlich nicht. Tiffany war nett, aber ich merkte gleich, daß es nicht richtig zwischen uns funkte, wenn Sie wissen, was ich meine, und ich merkte auch, daß sie eine feste Beziehung wollte, nicht nur hin und wieder eine Verabredung.«
    Susan, die sich an Tiffanys eifrige, hoffnungsvolle Stimme erinnerte, nickte zustimmend.
    Die Kellnerin goß ihnen Kaffee ein, und Matt Bauer trank einen Schluck, bevor er fortfuhr. »Auf der Hochzeit ihrer Freundin erwähnte ich zufällig einen Film, den ich mir ansehen wollte. Er hatte einen Preis in Cannes gewonnen, und die Zeitungen hatten darüber berichtet.
    Tiffany sagte, sie sei auch sehr gespannt auf den Film.«
    »Also haben Sie sie natürlich ins Kino eingeladen?«

Matt nickte. »Ja. Er lief in einem kleinen Kino drüben im Village. Ich merkte schnell, daß Tiffany ihn schrecklich fand, obwohl sie so tat, als finde sie ihn gut.
    Nach der Vorstellung gingen wir essen. Ich fragte sie, ob sie Sushi möge, und sie sagte, sie sei verrückt danach.
    Dr. Chandler, sie wurde fast grün im Gesicht, als das Essen kam. Sie hatte mich gebeten, für sie zu bestellen, und ich dachte, sie wüßte, daß Sushi roher Fisch ist.
    Danach gingen wir nur ein bißchen spazieren und sahen uns Schaufenster an. Ich kannte mich im Village nicht aus, und sie auch nicht.«
    »Und dann sind Sie in den Andenkenladen gegangen?«
    fragte Susan. Hoffentlich weiß er noch, wo er ist, betete sie.
    »Ja. Tiffany blieb stehen, als ihr Blick auf etwas im Schaufenster fiel. Sie sagte, es wäre ein netter Tag, sie

Weitere Kostenlose Bücher