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Nimm dich in acht

Nimm dich in acht

Titel: Nimm dich in acht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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erleichtert. Jetzt erst mal richtig ausschlafen, und morgen würde sie dann zum Polizeirevier gehen, um Captain Shea den Marsch zu blasen und sich über diesen dummen Sergeant zu beschweren. Dann würde sie verlangen, daß man den Polizeizeichner zu ihr schickte, damit sie ihm den Mann beschreiben konnte, der die Frau auf die Fahrbahn gestoßen hatte. Ein widerlicher Kerl, dachte sie, als sie sich an sein Gesicht erinnerte. Von der allerübelsten Sorte – gut angezogen, kultiviert, der Typ Mensch, dem man vertrauen zu können glaubte. Wie es dem armen Mädchen wohl ging? fragte sie sich. Vielleicht brachten sie in den Nachrichten etwas darüber.
    Sie griff nach der Fernbedienung und schaltete das Gerät gerade rechtzeitig ein, um sich selbst in der Rolle der Zeugin sehen und hören zu können, die vor der Kamera behauptet hatte, ein Mann habe Carolyn Wells vor den Transporter gestoßen.
    Hildas Gefühle waren ausgesprochen gemischt.
    Einerseits war es natürlich aufregend, eine Berühmtheit zu sein, keine Frage. Doch andererseits ärgerte sie sich auch über den Kommentar des Sprechers, der offenbar andeuten wollte, sie phantasiere. Dieser Schwachkopf von Sergeant hatte sie ja ebenfalls wie ein Kind behandelt. Ihr letzter Gedanke, bevor sie eindöste, war, daß sie morgen früh alle auf Trab bringen wollte. Sie würden schon sehen. Der Schlaf überwältigte sie, als sie gerade ein Ave-Maria für die schwerverletzte Carolyn Wells zu sprechen begann.

    16
    Nachdem Susan sich von Nedda verabschiedet hatte, ging sie in der Abenddämmerung nach Hause zu ihrer Wohnung in der Downing Street. Die durchdringende Kälte des frühen Morgens, vorübergehend von der Nachmittagssonne vertrieben, war zurückgekehrt.
    Sie schob die Hände in die großen Taschen ihres Sakkos und ging schneller. Das Wetter erinnerte sie an eine Stelle aus Betty und ihre Schwestern. Eine der Schwestern – sie wußte nicht mehr, ob Beth oder Amy – sagte, der November sei ein ekliger Monat, und Jo stimmte ihr zu und meinte, das sei der Grund, warum sie in diesem Monat zur Welt gekommen wäre.
    Wie ich, dachte Susan. Mein Geburtstag ist am 24.
    November. Das Erntedank-Baby, so wurde ich früher immer genannt. Klar. Und in diesem Jahr werde ich ein dreiunddreißig Jahre altes Baby sein. Das Erntedankfest und Geburtstage haben früher Spaß gemacht, überlegte sie. Wenigstens brauche ich in diesem Jahr nicht von einem Essen zum anderen zu hetzen, wie jemand, der sich von dem einen feindlichen Lager in das andere schleicht.
    Gott sei Dank fliegen Dad und Binky nach St. Martin.
    Aber natürlich sind meine familiären Probleme kleine Fische im Vergleich dazu, wie Jane Clausen lebt, überlegte sie weiter, als sie die Downing Street erreichte und sich nach Westen wandte. Nachdem sie sich damit abgefunden hatten, daß »Karen« nicht mehr kommen würde, war Mrs. Clausen noch etwa zwanzig Minuten in der Praxis geblieben.
    Sie hatte darauf bestanden, daß Susan den Türkisring behielt. »Es ist wichtig. Mir könnte etwas passieren, und dann brauchen Sie ihn. Schließlich wäre es möglich, daß die Frau, die Sie angerufen hat, noch einmal Kontakt zu Ihnen aufnehmen will«, hatte sie gesagt.
    Sie meint nicht, daß ihr etwas passieren könnte; sie meint, ihr wird etwas passieren, dachte Susan, als sie das dreistöckige Haus betrat, in dem sie wohnte, und die Treppe zu ihrer Wohnung in der obersten Etage hochstieg.
    Die Wohnung war geräumig und bestand aus einem großen Wohnzimmer, einer großzügig angelegten Küche, einem überdimensionalen Schlafzimmer und einem kleinen Arbeitszimmer. Sie war hübsch und gemütlich mit den Möbeln eingerichtet, die ihre Mutter ihr überlassen hatte, als sie von dem Haus, das die Familie bewohnt hatte, in eine Eigentumswohnung übergesiedelt war. Susan kam es immer so vor, als heiße die Wohnung sie willkommen – es war fast wie eine Umarmung.
    Heute abend erging es ihr nicht anders. Ja, heute ist die Wohnung sogar besonders kuschelig, dachte Susan, während sie den Schalter betätigte, der das Gasfeuer im Kamin entfachte.
    Ich gehe nicht mehr raus, entschied sie und zog einen alten Velourskaftan an. Sie würde sich Pasta und einen Salat machen und ein Glas Chianti dazu trinken.
    Kurze Zeit später, als sie gerade die Brunnenkresse wusch, läutete das Telefon. »Susan! Wie geht’s meinem Mädchen?«
    Es war ihr Vater. »Mir geht’s gut, Dad«, sagte Susan, dann verzog sie das Gesicht. »Ich meine, mir geht’s gut,

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