Nimm dich in acht
Charles.«
»Binky und ich fanden es schade, daß du gestern so früh gehen mußtest. Die Party war ein Knaller, oder?«
Susan hob eine Augenbraue. »Ein echter Knaller.«
»Genau.«
O Dad, dachte Susan. Wenn du wüßtest, wie unecht du klingst.
»Susan, du hast großen Eindruck auf Alex Wright gemacht. Er hat immer wieder von dir gesprochen. Ich glaube, Dee hat er auch etwas vorgeschwärmt. Er sagte, Dee habe sich geweigert, ihm deine Privatnummer zu geben.«
»Die Nummer der Praxis steht im Telefonbuch. Wenn er will, kann er mich dort anrufen. Ich fand ihn übrigens auch ganz nett.«
»Er ist viel mehr als das. Die Wrights gehören zu den besten Familien des Landes. Sehr imponierend.«
Dad hat immer noch gewaltigen Respekt vor einflußreichen Leuten, dachte Susan. Wenigstens ist es ihm nicht gelungen, sich einzureden, daß er als Kind reicher Eltern geboren wurde. Ich wünschte nur, er würde anderen gegenüber nicht so auftreten.
»Ich gebe dir jetzt mal Binky. Sie will dir etwas sagen.«
Warum ich, lieber Gott? dachte Susan, während er den Hörer weiterreichte.
Das geträllerte »Hallo« ihrer Stiefmutter tat ihr in den Ohren weh.
Ehe sie etwas sagen konnte, stimmte Binky ein Loblied auf Alexander Wright an. »Ich kenne ihn seit Jahren, Darling«, zirpte sie. »War nie verheiratet. Genau der Typ Mann, den Charles und ich uns für dich oder für Dee vorstellen. Du hast ihn ja kennengelernt, also weißt du, wie gut er aussieht. Er sitzt im Vorstand der Wright Stiftung. Die verteilt jedes Jahr einen Haufen Geld. Der großzügigste, wohlmeinendste Mensch, den man sich vorstellen kann. Keiner von diesen Egoisten, die nur an sich selbst denken.«
Das sagst ausgerechnet du? dachte Susan.
»Darling, ich hab’ was getan, was du mir hoffentlich nicht übelnimmst. Alex hat gerade angerufen und mich praktisch gezwungen, ihm deine Privatnummer zu geben.
Und ich bin ziemlich sicher, daß er dich noch heute abend anrufen wird. Er sagte, er wolle dich nicht in der Praxis stören.« Binky hielt inne, dann fügte sie einschmeichelnd hinzu: »Bitte sag, daß es nicht schlimm ist.«
»Es wäre mir lieber, du würdest meine Privatnummer nicht weitergeben, Binky«, entgegnete Susan steif, lenkte dann jedoch ein. »Aber in diesem Fall ist es wohl in Ordnung. Achte bitte nur in Zukunft darauf.«
Es gelang ihr, Binkys überschwengliche Beteuerungen abzukürzen, aber als sie auflegte, merkte sie, daß ihr der Abend plötzlich verdorben war.
Keine zehn Minuten später rief Alexander Wright an.
»Ich habe Binky Ihre Privatnummer abgeluchst.
Hoffentlich haben Sie nichts dagegen.«
»Ich weiß«, sagte Susan reserviert. »Charles und Binky haben mich gerade angerufen.«
»Warum sagen Sie nicht ›Dad‹ zu Ihrem Vater, wenn wir miteinander reden? Mich stört es nicht.«
Susan lachte. »Sie sind sehr einfühlsam. Ja, das werde ich tun.«
»Ich habe mir heute Ihre Sendung angehört, und sie hat mir sehr gut gefallen.«
Überrascht stellte Susan fest, daß sie sich freute.
»Bei einem Essen von Futures Industries vor sechs oder sieben Jahren saß ich am selben Tisch wie Regina Clausen. Ich fand, daß sie ein liebenswürdiger Mensch war, eine sehr gescheite Frau.«
Wright zögerte, dann fuhr er entschuldigend fort: »Ich weiß, es ist sehr kurzfristig, aber ich komme gerade von einer Vorstandssitzung im St. Clare’s Hospital und habe Hunger. Falls Sie noch nicht gegessen und keine anderen Pläne haben – könnte ich Sie dann eventuell dazu überreden, mit mir auszugehen? Ich weiß, daß Sie in der Downing Street wohnen. Das ›Il Mulino‹ ist nur einen Katzensprung von Ihnen entfernt.«
Susan musterte die Brunnenkresse, die sie gewaschen hatte. Sie war selbst überrascht, als sie sein Angebot annahm, sie in etwa zwanzig Minuten abzuholen.
Im Schlafzimmer, wo sie eine Hose und einen Kaschmirpullover anzog, redete sie sich ein, daß der wahre Grund, warum sie dieser spontanen Verabredung zugestimmt hatte, Neugier war. Sie wollte nur wissen, was Alex Wright sonst noch über Regina Clausen zu sagen hatte.
17
Nach reiflicher Überlegung gestand Douglas Layton sich ein, daß Jane Clausen seine Weigerung, mit ihr in Dr. Susan Chandlers Praxis auszuharren, übel vermerken würde.
Seit vier Jahren arbeitete er als Anwalt und Anlageberater für die Firma, die die Interessen der Clausens vertrat. Er hatte seine Laufbahn als Assistent von Hubert March begonnen, dem Seniorpartner, der die Clausens seit mehr als
Weitere Kostenlose Bücher