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Nimm dich in acht

Nimm dich in acht

Titel: Nimm dich in acht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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fünfzig Jahren kannte und beriet.
    Als March sich dem Pensionsalter näherte, war Layton zu Jane Clausens Hauptansprechpartner geworden, und sie ging offenbar davon aus, daß er die Nachfolge ihres hinfälligen alten Freundes antreten sollte.
    Nach so kurzer Zeit in der Firma zu einem der Vorstände des Clausen-Trusts ernannt zu werden, das war, wie Douglas Layton wußte, ein Riesencoup, mit dem allerdings auch wichtige Verpflichtungen verbunden waren.
    Aber heute nachmittag hatte ich keine andere Wahl, sagte er sich, als er den Aufzug von Park Avenue Nummer 10 bestieg und dem jungen Paar, das kürzlich ein Apartment in der neunten Etage des Wohnhauses gekauft hatte, verbindlich zulächelte.
    Er war noch Mieter, obgleich er sich bei seinem Einkommen leicht eine eigene Wohnung hätte kaufen können. Seinen Freunden hatte er es so erklärt: »Schaut mal, ich bin sechsunddreißig Jahre alt. Irgendwann, ob ihr’s glaubt oder nicht, werde ich der richtigen Frau begegnen und eine Familie gründen. Wenn es soweit ist, sehen wir uns zusammen nach einer geeigneten Wohnung um.
    Außerdem«, pflegte er hinzuzufügen, »kenne ich den Typ, dem dieses Haus gehört, zwar nicht persönlich, aber er hat auf jeden Fall Geschmack. Wenn ich mir auch jederzeit eine eigene Wohnung kaufen könnte, so eine wie die hier kann ich mir nicht leisten.«
    Seine Freunde konnten nicht leugnen, daß er recht hatte.
    Ohne sich die Kopfschmerzen eines Eigentümers machen zu müssen, bewohnte Layton ein Apartment mit mahagonigetäfelter Bibliothek, einem Wohnzimmer mit atemberaubendem Blick auf New York, zu dem sowohl das Empire State Building als auch der East River gehörte, mit einer hochmodernen Küche, einem großen Schlafzimmer und zwei Bädern mit allem Schnickschnack. Es war mit bequemen, tiefen Sofas und einladenden Clubsesseln möbliert, wies genügend Stauraum auf und demonstrierte mit geschmackvollen Wandbehängen und erlesenen Perserteppichen einen eigenen Stil.
    Heute abend jedoch, als er die Tür zu seiner Wohnung hinter sich verriegelte, fragte sich Douglas Layton, wie lange seine Glückssträhne wohl noch anhalten mochte.
    Er sah auf die Uhr – Viertel nach fünf. Rasch ging er zum Telefon und rief bei Jane Clausen an. Sie meldete sich nicht, was nicht ungewöhnlich war. Wenn sie nicht zum Essen ausging, machte sie um diese Zeit oft ein Nickerchen und stellte das Telefon ab. Durfte man dem Büroklatsch glauben, hatte sie das Telefon früher auf ein unbenutztes Kissen neben sich gestellt, falls ihre Tochter Regina mitten in der Nacht anrufen sollte.
    Er würde es in etwa einer Stunde erneut versuchen. Es gab nämlich noch jemanden, den er seit mindestens einer Woche nicht gesprochen hatte. Seine Gesichtszüge entspannten sich plötzlich, und er griff wieder zum Hörer und wählte.
    Vor zehn Jahren war seine Mutter nach Lancaster in Pennsylvania gezogen. Da sie damals schon lange von seinem Vater getrennt lebte, der nie wieder von sich hatte hören lassen, fühlte sie sich im Kreis ihrer zahlreichen Cousinen und Cousins bedeutend wohler.
    Sie nahm beim dritten Läuten ab. »Oh, Doug, bin ich froh, daß du mich noch erwischt hast. Ich wollte gerade ausgehen.«
    »Zum Krankenhaus? Zum Obdachlosenasyl? Zur Telefonseelsorge?« fragte er liebevoll.
    »Falsch geraten, du Schlaumeier. Ich gehe mit Bill ins Kino.«
    Bill war ihr langjähriger Freund, ein liebenswürdiger Junggeselle, den Doug zwar sehr sympathisch, aber auch sterbenslangweilig fand.
    »Er soll ja nicht frech werden.«
    »Doug, du weißt sehr gut, daß er das nie tun würde«, stieß seine Mutter lachend hervor.
    »Du hast recht – ich weiß es sehr gut. Der gute alte, berechenbare Bill. Na schön, Mom, ich lasse dich gehen.
    Ich wollte mich nur mal wieder melden.«
    »Doug, ist alles in Ordnung? Du klingst bedrückt.«
    Er verwünschte sich im stillen. Schließlich wußte er doch, daß er seine Mutter nicht anrufen sollte, wenn er aufgeregt war. Sie las in ihm wie in einem offenen Buch.
    »Mir geht’s prima«, sagte er.
    »Doug, ich mache mir Sorgen um dich. Und ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst. Das weißt du doch, oder?«

    »Ja, ich weiß, Mom. Mir geht’s gut. Ich hab’ dich lieb.«
    Er legte schnell auf, dann ging er zur Bar in der Bibliothek und goß sich einen steifen Scotch ein. Als er ihn hinunterkippte, spürte er, daß sein Herz pochte.
    Definitiv der falsche Zeitpunkt für eine Panikattacke. Wie kam es, daß er, der sich zumeist so gut

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