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Nimm dich in acht

Nimm dich in acht

Titel: Nimm dich in acht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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sie, was Wright zum Lachen brachte.
    Sie musterte ihn kurz, als er einem Bekannten zuwinkte.
    Er trug einen konservativen dunkelgrauen Anzug mit feinen Nadelstreifen, ein weißes Hemd und eine kleingemusterte grau-rote Krawatte. Ohne Zweifel – er war attraktiv und beeindruckend.
    Endlich verstand sie, was sie an ihm verwirrte. Einerseits strahlte Alex Wright die Autorität und die Selbstsicherheit aus, die das Ergebnis von Generationen guter Kinderstube sind, aber da war auch noch etwas anderes, das sie faszinierte. Ich glaube, er ist ein bißchen schüchtern, dachte sie. Ja, das mußte es sein. Und genau das gefiel ihr.
    »Ich bin froh, daß ich gestern zu der Cocktailparty gegangen bin«, sagte er leise zu ihr. »Eigentlich wollte ich zu Hause bleiben und das Rätsel in der Times lösen, aber ich hatte die Einladung schon angenommen und wollte nicht unhöflich erscheinen.« Er lächelte flüchtig. »Ich möchte, daß Sie wissen, wie dankbar ich Ihnen bin, daß Sie eine so kurzfristige Einladung angenommen haben.«
    »Sie sagten, Sie kennen Binky schon sehr lange?«
    »Ja, aber nur oberflächlich, wie man eben Leute kennt, die zu den gleichen Partys gehen. Kleine Partys. Die Riesenfeten kann ich nicht ausstehen. Ich hoffe, ich trete Ihnen nicht zu nahe, wenn ich sage, daß sie ziemlich dumm ist.«
    »Leider ein sehr überzeugendes Dummchen«, entgegnete Susan bedauernd. »Was halten Sie von dem Disney-Schloß, das mein Vater für sie erbaut hat?«
    Sie lachten.
    »Aber die Situation ist immer noch ziemlich kränkend und unangenehm für Sie, oder?« fragte er. »Tut mir leid, Sie sind die Psychologin, nicht ich.«
    Wenn du nicht antworten willst, stelle eine Gegenfrage, dachte Susan. »Sie haben meinen Vater und meine Schwester kennengelernt«, konterte sie. »Was ist mit Ihnen? Irgendwelche Geschwister?«
    Er berichtete, daß er ein Einzelkind wäre, das Produkt einer späten Ehe. »Mein Vater war viel zu sehr davon in Anspruch genommen, Geld zu verdienen, um einer Frau den Hof zu machen, bis er die Vierzig überschritten hatte«, erklärte er. »Anschließend war er zu beschäftigt damit, seinen Reichtum zu vergrößern, um mir oder meiner Mutter viel Beachtung zu schenken. Ich muß allerdings sagen – im Vergleich zu dem menschlichen Elend, von dem ich tagtäglich lese oder im Rahmen der Stiftung höre, kann ich mich sehr glücklich schätzen.«
    »Im großen Maßstab betrachtet, haben Sie sicherlich recht«, bestätigte Susan. »Für mich gilt das gleiche.«

    Der Name Regina Clausen fiel erst, als sie ihren Espresso tranken. Alex Wright konnte ihr nicht viel mehr sagen als das, was er schon am Telefon erzählt hatte. Bei einem Essen von Futures Industry hatte er am selben Tisch wie Regina gesessen. Er hielt sie für eine stille, gescheite Frau. Die Vorstellung, daß ein Mensch in ihrer Position einfach so verschwinden konnte, wollte ihm nicht in den Kopf.
    »Messen Sie dem Anruf, den Sie während der Sendung erhalten haben, irgendwelche Bedeutung bei?« fragte er.
    »Ich meine diese Frau, die so nervös wirkte.«
    Sie hatte bereits beschlossen, mit niemandem über den Ring zu sprechen, den Regina Clausens Mutter ihr gegeben hatte. Dieser Ring mit der Inschrift »Du gehörst mir«, die auch »Karen« erwähnt hatte, war das einzige handfeste Indiz für einen Zusammenhang zwischen Reginas Verschwinden und Karens kurzlebiger Romanze auf See. Je weniger Leute davon wußten, desto besser.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie. »Es ist noch zu früh, um das sagen zu können.«
    »Wie sind Sie eigentlich beim Radio gelandet?« fragte er.
    Sie erzählte ihm, wie Nedda sie der früheren Moderatorin vorgestellt hatte. Außerdem berichtete sie, daß sie während des Jurastudiums für Nedda gearbeitet hatte, ihren Job in der Staatsanwaltschaft von Westchester County dann leid geworden und wieder an die Uni zurückgekehrt war.
    Schließlich, beim Brandy, sagte Susan: »Normalerweise bin ich es, die zuhört. Genug von mir. Sogar viel zuviel von mir.«
    Wright bat um die Rechnung. »Noch längst nicht«, sagte er entschlossen.

    Alles in allem ein sehr netter Abend, entschied Susan, als sie ins Bett schlüpfte.
    Sie sah, daß es zehn vor elf war. Seit zwanzig Minuten war sie zu Hause. Als sie sich an der Haustür von Alex verabschieden wollte, hatte er gesagt: »Mein Vater hat mir beigebracht, immer dafür zu sorgen, daß die Dame sicher ins Haus kommt. Dann bin ich auch gleich weg.« Er hatte darauf bestanden, mit ihr

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