Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nimm dich in acht

Nimm dich in acht

Titel: Nimm dich in acht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
weil ihr jemand einen Stoß gegeben hat.«
    Donald Richards zog die Stirn in Falten. »Ich fürchte, Sie haben recht, ich sollte wirklich mit der Polizei reden«, sagte er.
    »Die Ermittlungen werden von Captain Shea vom 19.
    Revier geleitet«, teilte Susan ihm mit.
    Ich hatte recht, dachte sie. Das Bindeglied zwischen Carolyn Wells’ »Unfall« und ihrem Anruf bei mir ist die Eifersucht ihres Mannes.
    Sie dachte an den Türkisring mit der sentimentalen Gravierung. Die Tatsache, daß Tiffany solch einen Ring in Greenwich Village bekommen hatte, war vermutlich bedeutungslos. So wie Freiheitsstatuen aus Platik, Tadsch Mahals aus Elfenbein oder herzförmige Medaillons gab es sie in jedem Souvenir- und Schmuckladen zu kaufen.
    »Wie schmeckt Ihr Salat?« erkundigte sich Richards.
    Offensichtlich wollte er das Thema wechseln. Und zu Recht, dachte Susan erleichtert. Berufsethos. »Sehr gut.
    Von mir habe ich jetzt erzählt. Was ist mit Ihnen?
    Irgendwelche Geschwister?«
    »Nein, ich bin ein Einzelkind. In Manhattan aufgewachsen. Mein Vater ist vor zehn Jahren gestorben.
    Damals entschied sich meine Mutter, das ganze Jahr über in Tuxedo Park zu bleiben. Sie ist eine ziemlich gute, vielleicht sogar eine sehr gute Malerin. Mein Vater war der geborene Segler und nahm mich immer als Mannschaft mit.«
    Susan hielt sich im Geiste die Daumen. »Zu meinem Interesse habe ich gelesen, daß Sie sich am College ein Jahr beurlauben ließen, um als Reiseleiter eines Kreuzfahrtschiffs zu arbeiten. Der Einfluß Ihres Vaters?«

    Er wirkte belustigt. »Wir beziehen beide unsere Informationen aus dem Internet, wie? Ja, das Jahr habe ich genossen. Ich habe eine Weltumrundung mitgemacht und fast alle großen Hafenstädte kennengelernt. Später zog es mich zu den kleineren Orten. Schließlich hatte ich so ziemlich alles gesehen, den ganzen Globus umfahren.«
    »Was macht ein Reiseleiter auf einem Kreuzfahrtschiff eigentlich genau?«
    »Er hilft bei der Organisation und Koordinierung der Aktivitäten an Bord. Angefangen von der Planung, wann welche Künstler auftreten, ob sie haben, was sie brauchen, um ihre Nummern zu präsentieren, bis zum Ausrichten von Bingo-Runden und Kostümbällen. Man glättet die Wogen. Macht die Einsamen oder Unglücklichen ausfindig und lockt sie aus ihrem Schneckenhaus. Alles, was man sich so vorstellen kann.«
    »Ihrer Biographie zufolge haben Sie Ihre Frau auf der Gabrielle kennengelernt; dort steht auch, daß es Ihr Lieblingsschiff war. Das Schiff, auf dem Regina Clausen reiste, als sie verschwand.«
    »Ja. Ich bin ihr zwar nicht begegnet, aber ich kann gut nachvollziehen, warum man ihr die Gabrielle empfohlen hat. Es ist ein wunderbares Schiff.«
    »Wenn Sie von Regina Clausen gewußt hätten, als Sie Ihr Buch schrieben, hätten Sie ihren Fall dann aufgegriffen?« Sie hoffte, daß die Frage harmlos klang.
    »Nein, ich glaube nicht.«
    Gleich sagt er mir, ich soll mit dem Verhör aufhören, dachte Susan, aber so weit, so gut, vorerst mache ich weiter. »Ich bin neugierig«, fuhr sie fort. »Wie kamen Sie auf die Idee, Verschwundene Frauen zu schreiben?«
    »Ich interessiere mich für das Thema, weil ich vor sechs Jahren einen Patienten hatte, dessen Frau verschwand. Sie kam eines Tages einfach nicht mehr nach Hause. Er stellte sich alles mögliche vor – daß sie gefangengehalten wurde, das Gedächtnis verloren hatte und umherirrte oder ermordet worden war.«
    »Hat er je erfahren, was mit ihr passiert ist?«
    »Ja, vor zwei Jahren. Hinter einer Straßenbiegung in der Nähe ihres Hauses lag ein See. Jemand tauchte dort und entdeckte am Grund einen Wagen – ihren Wagen, wie sich herausstellte. Sie saß darin. Vermutlich hat sie die Kurve falsch genommen.«
    »Was ist aus ihm geworden?«
    »Sein Leben veränderte sich radikal. Im folgenden Jahr heiratete er wieder; jetzt ist er ein völlig anderer Mensch als der Mann, der zu mir kam, um meine Hilfe zu suchen.
    Was mir auffiel, war, daß der Verlust eines geliebten Menschen vielleicht am schmerzhaftesten ist, wenn man nicht weiß, was ihm oder ihr zugestoßen ist. Und das veranlaßte mich, andere Fälle von Frauen, die scheinbar spurlos verschwunden waren, zu untersuchen.«
    »Wie haben Sie die Fälle ausgewählt, auf die Sie sich in Ihrem Buch beziehen?«
    »Ich merkte schnell, daß meistens ein Verbrechen der Grund für das Verschwinden war. Auf dieser Basis analysierte ich, wie Frauen in bestimmte Situationen kommen, und entwickelte Vorschläge, wie man es

Weitere Kostenlose Bücher