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Nimm doch einfach mich

Titel: Nimm doch einfach mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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ein Feinkosthandel, in dem seine Mutter gerne einkaufte. Aber das Zeug da sah aus, als würde es aus dem Müllcontainer stammen.
    »Nachmittage sind gut, weil nicht so viel los ist. Da machen die meisten Inventur«, sagte Lucas kryptisch und bot Rhys eine zerquetschte Aubergine an. Sie sah aus, als hätte sie einen Aufprall aus hundert Metern Höhe hinter sich. Rhys schüttelte den Kopf.
    »Echt nicht?« Lucas wirkte enttäuscht. »Eine Orange vielleicht?« Er warf ihm eine zu, die noch halb grün war. »Das nächste Mal musst du mitkommen, dann kannst du dir dein Essen selbst aussuchen. Ich seh dir doch an, dass du der ultimative Freeganer bist.« Lucas lachte und biss in die rohe Aubergine, die einen merkwürdigen quietschenden Laut von sich gab.
    »Oh, nein, nein. Ich esse Fleisch«, widersprach Rhys. Seine Mutter hatte ihn mit elf einmal in ein Rohkost-Res taurant mitgenommen, wo das Essen so dermaßen scheußlich geschmeckt hatte, dass er sich den ganzen restlichen Tag hatte übergeben müssen. »Das ist unsere gute britische Abstammung!«, hatte sein Vater gesagt, als wäre er stolz darauf, dass der Magen seines Sohnes sich nicht zur Verdauung von Rohkost eignete.
    »Na klar, Alter.« Lucas nickte. »Wir auch. Wir sind schließlich Freeganer «, betonte er das letzte Wort, als würde das irgendetwas erklären. »Wir essen nur Sachen, für die wir nichts bezahlen müssen, klar? Vielleicht hast du schon mal was von Leuten gehört, die containern ? Obwohl wir diese Bezeichnung eigentlich ablehnen, weil sie dem typischen kapitalistischen Wohlstandsdenken entspringt.« Lucas nickte nachdenklich und nahm noch einen Bissen von seiner Aubergine.
    Rhys zog die Nase kraus. War er schon bekifft oder hatte er das richtig verstanden? Lucas und seine Freunde besorgten sich ihr Essen aus Abfallcontainern ? Vielleicht sollte er ihnen seine Hilfe anbieten? Sozusagen als ein Akt der Nächstenliebe. Das könnte er dann in dem Essay für seine Unibewerbung thematisieren und später würde er für seine humanitäre Einstellung möglicherweise sogar den Nobelpreis verliehen bekommen.
    »Ich wohne nur ein paar Blocks entfernt, wenn ihr wollt, könnt ihr jederzeit zum Essen vorbeikommen«, bot er ihnen an. Er hoffte nur, dass sie vorher duschen würden.
    »Oh, das ist schon okay, mein Freund. Ich wohne gleich dort drüben.« Lucas zeigte über die Bäume hinweg auf eines der hoch aufragenden luxuriösen Apartmentgebäude, die seitlich an die Fifth Avenue grenzten. »Wir verweigern uns nur dem Konsumterror. Aber kein Stress, Mann. Wir akzeptieren hier jeden. Komm, bleib ganz locker.« Lucas lächelte.
    »Wusstet ihr, dass man die Aubergine auch Eierfrucht nennt? Wer sich das wohl ausgedacht hat? E-i-e-rf-r-u-c-h-t!« Er strich verwundert über die glänzende purpurne Haut. Rhys nickte. Plötzlich kam ihm das bauchige Gemüse wirklich wie das riesige Ei einer unbekannten Spezies vor.
    »Genau, sie ist weder ein Ei noch eine Frucht.« Lisa kicherte. »Eigentlich müsste sie violettes Walross heißen!«
    Rhys lachte. »Hey, Alter, hast du mal Feuer?«, fragte er mit schwerer Zunge. Vince beugte sich mit einem Feuerzeug zu ihm vor. Er zog an dem Joint und wusste nicht, ob er den Rauch sofort ausblasen sollte oder … Scheiße . Plötzlich begann er sich die Seele aus dem Leib zu husten und prustete dabei einen feinen Spuckesprühnebel auf die Eierfrucht.
    »Yeah, Mann. Guter Zug.« Vince lächelte breit – bildlich wie wörtlich. Rhys lächelte zurück und sog gleich die nächste Ladung Rauch in seine Lungen ein.
    »Macht ihr das jeden Tag?«, fragte er und blickte in die entspannten, glücklichen Gesichter seiner neuen Freunde.
    Ist da etwa jemand auf den Geschmack gekommen?
    »Willst du es wirklich wissen?« Lucas stützte sich auf seinen Ellbogen und beugte sich zu Rhys' Ohr vor. »Wir sind auf einem Walkabout .«
    »Wie bitte?« Was war ein Walkabout? So eine Art Workout? Oder ein Uniseminar?
    »Wir gehen alle auf die Darrow und dürfen das ganze Schuljahr dazu nutzen, uns selbst zu entdecken. Ein paar von uns sind nach Afrika gegangen, andere nach Mittelamerika, um dort beim Häuserbau zu helfen, aber wir haben beschlossen, einfach hierzubleiben und uns selbst zu erfahren. Ist echt ein ziemlich cooler Trip. Was ist deine Geschichte?«, fragte Lucas und setzte den Joint wieder an die Lippen.
    Rhys nickte nachdenklich. Die Darrow war eine alternative Schule in Greenwich Village, auf der die Zwölftklässler gemeinsam mit den

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