Nimm mich
außerordentlich.
„Wie wäre es mit einem Spaziergang?“, fragte er, nachdem er das Auto neben der Hütte geparkt hatte. Er streckte ihr eine Hand entgegen, und sie gab ihm die Wäsche und warf ihm einen verschmitzten Blick zu.
„Zieh erst deine neuen Klamotten an.“ Sie ging ins Haus, öffnete sämtliche Fenster, um die warme, duftende Luft hereinzulassen, und folgte ihm dann ins Schlafzimmer.
„Ich liebe dieses Haus.“ Jessie warf sich aufs Doppelbett und sah ihm mit ihren schokoladenbraunen Augen beim Umziehen zu. „Sollte ich jemals ein Ferienhaus besitzen, dann müsste es so wie dieses sein. Weit weg vom Lärm der Stadt. Schöne, klare Luft.“ Sie ließ sich auf den Rücken fallen, während er mit den Knöpfen seiner Jeans kämpfte. „Dieser fantastische Duft nach Kiefern und Seeluft. Fischen. Bootfahren. Glücksspiel …“
„Jessie?“
„Hm?“
„Könntest du mir hierbei vielleicht helfen?“ Er ging breitbeinig auf sie zu.
Ohne sich zu bewegen fragte Jessie mit ernster Stimme. „Wobei brauchen Sie Hilfe, Sir? Geht es um die Knöpfe oder um Ihre Erektion?“
Sie lag völlig entspannt auf dem burgunderfarbenen Bettüberwurf und hob lediglich das rechte Knie, als Joshua sich über sie beugte und die Arme neben ihrem Kopf abstützte. „Was glaubst du denn?“, fragte er mit rauer Stimme.
Jessie gab ihm einen flüchtigen Kuss, stieß ihn dann zurück und blinzelte ihm zu. „Ich glaube, du brauchst Hilfe mit den blöden Knöpfen, damit wir endlich spazieren gehen können.“
„Wenn du diese Knöpfe berührst, werde ich nicht mehr in der Lage sein, spazieren zu gehen.“
Jessie hielt ihm einen Vortrag über Selbstbeherrschung, während sie mit geschickten Fingern seine Hose zuknöpfte, die enger saß als eine Zwangsjacke.
„Ich glaube, ich mag Jeans nicht, Jessie“, gestand Joshua, als sie ihn nach draußen zerrte.
Jessie grinste. „Sie sehen fa-bel-haft an dir aus, Liebling. Großartiger Po.“ Sie tätschelte seinen Hintern, hängte sich bei ihm ein und warf ihm einen heißblütigen Blick zu. „Wir werden diese Jeans in meiner Wohnung lassen. Ich will nicht, dass du sie trägst, wenn ich nicht dabei bin und die Frauen mit einem Stock vertreiben kann.“
„So gut sieht das aus, hm?“ Er fragte sich, womit er eine Frau wie sie verdient hatte und vor allem, wie er dreiunddreißig Jahre lang ohne sie ausgekommen war.
Hand in Hand liefen sie zum Seeufer. Die untergehende Sonne verschmolz mit dem Wasser und wurde zu einer unvergesslichen Erinnerung, als sich die Dämmerung langsam über den See legte. Der Himmel wurde schwarz, und die Sterne begannen sehnsuchtsvoll zu leuchten.
Joshua zog Jessie an sich. Sie trug dunkelblaue Jeans und einen dicken, weißen, weit ausgeschnittenen Baumwollpulli, der ihr immer wieder von der Schulter rutschte. Er streichelte ihren Nacken und spürte, wie ein tiefer Schauer seinen Körper ergriff. Sanft küsste er sie auf die Schläfe.
Jessie drehte sich in seinen Armen um, stellte sich auf die Zehenspitzen, fuhr ihm durchs Haar und zog seinen Kopf zu sich hinunter. „Sie sollten keine Spielchen mit mir spielen, Mister“, sagte sie grob, dann küsste sie ihn fordernd und hungrig.
Irgendwann mussten sie eine Pause einlegen, um nach Luft zu schnappen. Jessies Blick aus dunklen Augen wanderte über sein Gesicht.
„Ich kann hören, wie es in deinem Kopf arbeitet“, sagte er. „Worüber denkst du nach?“ Ihre Lippen waren vom Küssen leicht geschwollen. Der Mond tauchte ihre Züge in silbernes Licht.
Sie wollte etwas sagen. Joshua hielt erschrocken einen Augenblick die Luft an. Dann schüttelte sie den Kopf. „Nichts.“ Sie berührte seine Wange, ihre Augen schienen sich sein Gesicht einprägen zu wollen. „Du machst mich sehr glücklich, Joshua.“
Er konnte seine Enttäuschung selbst nicht verstehen. Wollte es nicht einmal versuchen. Er senkte nur den Kopf und küsste sie zart. Sie schmeckte nach dem Cappuccino-Eis, das sie auf dem Heimweg gekauft hatten. Jessie hatte über die Hälfte des Kartons bereits im Auto gegessen, ihn zwischendurch gefüttert und hinterher behauptet, dass er viel mehr abbekommen hätte als sie.
Eine Gänseschar flog vor dem Mond vorbei. Er drehte sie um, drückte ihren Rücken gegen seine Brust und rieb ihre Arme. „Ich hätte nie gedacht“, sagte er dann in die tiefe Stille, „dass ich jemals so … zufrieden sein könnte.“ Jessie schmiegte sich noch enger an ihn, gemeinsam betrachteten sie den schimmernden
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