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Nimm mich

Nimm mich

Titel: Nimm mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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die Arme um den Hals. Er roch nach Kiefern und frischer Luft. Während des Flugs hatten sich seine Schultern endlich gelockert, und als sie landeten, waren die erschöpften Linien in seinem Gesicht verschwunden.
    Er lächelte nachsichtig auf sie hinunter, offenbar amüsiert und total entspannt. Ihre Augen funkelten, als sie versuchte, seinen kitzelnden Fingern auszuweichen. „Können wir ins Casino gehen? Können wir? Ja? Ja?“
    Joshua stimmte lachend zu. Als sie im Auto saßen und schon fast den See umrundet hatten, sagte Jessie vorsichtig: „Ich glaube, es wäre an der Zeit, dass du dir mal eine Jeans kaufst. Du siehst so aus, als wolltest du zum Polo gehen.“
    „Man trägt beim Polo keine Wollhosen, Jess. Sondern Reithosen“, erklärte er und fuhr auf den Parkplatz eines beängstigend großen Einkaufszentrums. Er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wann er sich zum letzten Mal selbst etwas zum Anziehen gekauft hatte. Das musste Jahre her sein. Normalerweise rief seine Sekretärin einen Ausstatter in London oder Mailand an, der dann per Post schickte, was Joshua brauchte.
    Mit Jessie einzukaufen war eine überraschend angenehme Erfahrung. Sie vertrödelte keine Zeit. Sie wusste ganz genau, was sie suchte, und wenn der Laden es nicht hatte, hielt sie sich gar nicht erst lange auf. Zwei Stunden später war Joshua stolzer Besitzer von drei Paar Jeans und mehreren Hemden, die er selbst niemals in Betracht gezogen hätte. Er hatte versucht ihr klarzumachen, dass er ausschließlich Blau oder Weiß trug.
    Jessie hatte mehrere Rentnerinnen in den Laden gebeten, um sie nach ihrer Meinung zu fragen. Wie hätte er sich gegen Jessie Adams und alte Damen mit violett gefärbtem Haar durchsetzen sollen?
    Nachdem sie die Einkäufe in der Reinigung abgegeben hatten, gingen sie zum Mittagessen.
    „Ich frage das ja nicht gerne“, Joshua spielte mit ihren Fingern, während sie auf ihre Spaghetti warteten, „aber wieso haben wir gerade Klamotten gekauft, die gewaschen werden müssen, bevor ich sie anziehen kann?“
    „Die Jeans müssen ein paarmal gewaschen werden, bevor sie richtig weich werden“, erklärte Jessie ein wenig abwesend. Sie beobachtete ein Kind, das gerade versuchte, auf den Kinderstuhl seines Bruders zu klettern. Sie lächelte über das sich entwickelnde Drama.
    Joshua blickte über seine Schulter, um zu sehen, worüber Jessie sich so amüsierte. Diesen Ausdruck hatte er zuvor noch nie bei ihr wahrgenommen.
    Als der Ober die Teller brachte, warf sie auch ihm ein Lächeln zu. Er stolperte beinahe über seine eigenen Füße.
    „Ich liebe Kinder, du nicht?“
    „Ich weiß nicht. Vermutlich nicht.“ Joshua wickelte sein Besteck aus der Serviette. „Die Kinder, die ich kenne, kommen mir recht … orientierungslos vor.“
    Er blickte auf, als Jessie in unbändiges Gelächter ausbrach.
    „Orientierungslos?“ Sie verschluckte sich fast. „Natürlich sind sie orientierungslos!“ Ihre Augen funkelten begeistert. „Sie müssen doch erst mal alles lernen. Selbst du warst als Kind orientierungslos.“
    Wenn er in der Lage wäre, ihr Lächeln in Flaschen zu füllen und zu verkaufen, dachte Joshua, dann könnte er sein Vermögen im Handumdrehen vervierfachen.
    „Um genau zu sein, war ich das nicht.“ Er schob die Spaghetti auf dem Teller herum. Eine wässrige Soße bedeckte den unappetitlichen Haufen. „Ich war ein diszipliniertes, sauberes, respektvolles und organisiertes Kind, seit ich mich erinnern kann.“
    Ihre Augen wurden feucht, ihr süßes, sanftes Lächeln erstarb.
    „Guter Gott. Jetzt wein doch nicht, Himmelherrgott.“ Er beugte sich nach vorne und wischte die verschmierte Wimperntusche unter ihrem rechten Auge weg.
    Jessie tupfte sich die Augen mit der Serviette ab. „Du hattest ein beschissenes Leben“, sagte sie heftig. „Ich wünschte, ich könnte das alles wiedergutmachen, Joshua.“
    „Meine Kindheit war absolut in Ordnung, Jessie. Dramatisier das nicht.“
    „Deine Mutter war ein echtes Miststück.“
    Er lächelte. „Da widerspreche ich dir nicht. Hast du genug von diesem entsetzlichen Fraß? Ich würde gerne irgendwo etwas Richtiges essen. Und dann bringe ich dich in irgendeine Lasterhöhle, damit du mein Geld aus dem Fenster schmeißen kannst.“
    Irgendwie schien das Leuchten aus Jessies Gesicht verschwunden zu sein. Nachdem sie ein paar Runden Blackjack gespielt hatte – und zwar mit ihrem eigenen Geld – wollte sie wieder nach Hause gehen. Joshua gefiel die Idee

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