Nimm mich
hatte er seinen Ärger unterdrückt. Aber es passte ihm überhaupt nicht, dass sie so sachlich über ihr befristetes Arrangement sprach. Er rieb sich übers Gesicht. Diese Frau brachte ihn völlig durcheinander und ließ ihn dann hängen.
Als sich das Einfahrtstor zu seinem Anwesen öffnete, dachte er an das Gespräch, das er mit seinem Anwalt geführt hatte, kurz bevor er nach New York geflogen war. Wie es schien, wollte seine Ehefrau mehr Geld. Grundsätzlich hörte er nur etwas von ihr, wenn sie mit Felix Kontakt aufnahm und Geld forderte. Das war allerdings ein geringer Preis für eine problemlose, unsichtbare Ehefrau.
„Himmel, Felix“, hatte er gestöhnt. „Will sie mich total aussaugen?“
Felix hatte ziemlich ernst geschaut, als er ihm die Papiere zum Unterschreiben hinlegte. „Wohl kaum. Deinen Mitarbeitern gibst du doch auch jährlich eine Gehaltserhöhung. Wieso nicht ihr?“
„Herrgott, mit dem Geld, das sie bekommt, könnte man ein komplettes Land unterstützen!“
Er konnte sich zwar nicht mehr richtig an dieses Mädchen erinnern, aber es hatte seinen Zweck erfüllt. Und er hatte ihr etwas versprochen. „Also gut, Felix. Dann gib ihr zum Teufel, was sie verlangt.“
Er war ein Mann, der immer Wort hielt, wie schon viele Leute zu ihrem Leidwesen hatten feststellen müssen.
Joshua trug Jessie die Stufen hinauf, ohne sie zu wecken. Sie würde sowieso bald genug aufwachen.
Joshua hatte Megan Howell die ganze Woche über nicht erwähnt. Er war noch verschlossener und ernster gewesen als sonst. Jessie hatte das Gefühl, dass er sie beobachtete, als ob er herausfinden wollte, was sie dachte.
Ein paar Tage nach der Party rief er sie an und bat sie, Koffer zu packen. Sie würden ein verlängertes Wochenende nach Tahoe reisen.
Jessie knabberte an ihrem Stift und wickelte sich das Telefonkabel um die Hand. „Wie viele Schlafzimmer gibt es in der Hütte?“, fragte sie unschuldig.
„Eines.“ Joshua klang belustigt. „Wie viele brauchen wir denn?“
„Das hängt davon ab, ob ich morgens um drei meinen Hintern aus dem Bett bewegen muss“, sagte sie gedehnt. Das Kabel hinterließ rote Striemen auf ihren Fingern. Gespannt wartete sie auf seine Antwort.
Eine kurze Pause entstand, so kurz, dass es ihr gar nicht aufgefallen wäre, hätte sie nicht so sehr darauf geachtet. „Ich werde den Wecker an diesem Wochenende aus dem Zimmer werfen.“
Jessie lachte. „Wie schnell kannst du mich abholen?“
Sie flogen in Joshuas Learjet nach Tahoe. Er wollte keine Zeit mit der Autofahrt verschwenden. Ein glänzender schwarzer Range Rover wartete auf dem Flugplatz bereits auf sie.
Die Hütte hatte keine Ähnlichkeit mit den Bretterbuden, die es normalerweise in den Bergen gab. Sie war aus Zedernholz und durch die riesige Glaswand im Wohnzimmer hatte man einen traumhaften Blick über das Nordufer des Sees. Sie war zwar luxuriös eingerichtet, jedoch nicht so teuer wie seine anderen Häuser. Allerdings herrschten auch hier die bekannten Farben vor. Dafür war das Schlafzimmer riesig und – wie Jessie mit Begeisterung bemerkte – es gab nur ein Telefon.
Joshua trug ihre Koffer ins Schlafzimmer und kam dann in die Küche. „Weißt du, was das Beste an dir ist?“, fragte er und küsste ihren Nacken.
„Was?“ Jessie streichelte ihm durch sein seidiges dunkles Haar und knabberte an seinem Kinn.
„Du bittest mich nie um irgendetwas.“
Das Einzige, was ich von dir will, hast du mir bisher noch nicht gegeben , dachte Jessie, hob den Kopf und ließ sich von ihm küssen, während ihr Herz sich zusammenzog. Aber es war sinnlos, sich zu grämen. Es passierte, wenn es eben passierte.
Sein blaues Hemd hatte dieselbe Farbe wie seine Augen, und während sie die Käse-Tomaten-Sandwichs bereitete, hörte sie nicht auf, ihn zu betrachten. „Ehrlich gesagt, es gibt etwas, das ich möchte“, neckte sie ihn und ließ einen Finger über die Knöpfte seines Hemdes wandern.
„Gott, Frau, du bist ja unersättlich.“
„Ich kann nichts dagegen tun.“ Jessie zog einen Schmollmund. „Ich liebe es einfach.“ Sie klimperte mit den Wimpern und versuchte, nicht loszukichern. „Ich glaube … ja, ich glaube, das gehört zu einer meiner Lieblingsbeschäftigungen.“
„Nimm mich, ich bin dein …“ begann er dramatisch, kniff dann argwöhnisch die Augen zusammen. „Was genau meinst du, du kleiner Plagegeist?“
Jessie lachte. „Ich möchte in die Spielbank.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und schlang ihm
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