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Nimm s bitte nicht personlich

Nimm s bitte nicht personlich

Titel: Nimm s bitte nicht personlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wardetzki Barbel
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Thema, wenn wir uns mit Kränkungen beschäftigen. Darüber sind schon etliche Sachbücher geschrieben worden, sie ist Inhalt von vielen Kriminal- und Liebesromanen, von Filmen, Märchen und Sagen, täglichen Zeitungsberichten und Einträgen in Tagebüchern. Jeder von uns hat sie erfahren und wir werden immer wieder mit neuen Zurückweisungen konfrontiert. Wenn wir lieben und nicht wieder geliebt werden, kann uns das so stark kränken, dass wir jemanden umbringen, uns selbst töten, uns verletzen, aus der Bahn geworfen werden oder den Boden unter den Füßen verlieren und nicht mehr bei uns sind.
    Die Kränkungsreaktion bei der Zurückweisung durch einen geliebten Menschen trifft uns besonders stark, da wir auf Verletzungen durch uns vertraute Menschen viel heftiger reagieren als durch Menschen, die uns nicht so nahestehen. Denn jenen unterstellen wir, dass sie es gut mit uns meinen und uns daher nicht zurückstoßen. Die Zurückweisung kann in diesen Fällen eine sehr starke Kränkungsreaktion mit einer hohen Irritation des Selbstwertgefühls bewirken. Und zwar dann, wenn sie unsere Minderwertigkeitsgefühle aktiviert und die mit ihr verbundene Botschaft: »Du bist nicht liebenswert, nicht begehrenswert, nicht gut genug.« Mit einem geschwächten Selbstwertgefühl können wir dann daraus machen: »Ich bin nichts wert; ich bin überflüssig.« Wenn es uns jedoch gelingt, in einer solchen Situation an unsere Selbstachtung anzuknüpfen, mit uns, unseren Gefühlen und Bedürfnissen in Kontakt zu kommen, und uns selbst zu unterstützen, stärken wir unseren Selbstwert und können konstruktiver, wenn auch sehr schmerzvoll, mit der Zurückweisung umgehen.
    An einem Beispiel möchte ich Ihnen das deutlich machen. Es hatte gewaltig gefunkt, als Hanne und Bernd das erste Mal zusammen ausgingen. Die Spannung zwischen ihnen hätte glatt eine Glühbirne zum Leuchten gebracht. Sie genossen die gegenseitige Anziehung, und sie verliebte sich in ihn. Doch nach einigen Wochen signalisierte er eine Reserviertheit, die sie beunruhigte. Auf die Frage, was los sei, antwortete er: »Ich bin nicht in dich verliebt.« Für sie war das ein heftiger Schlag, auch wenn sie schon eine Veränderung an ihm gespürt hatte. Sie verstand ihn nicht und reagierte mit starker Traurigkeit. Diese Traurigkeit half ihr, nicht in die Kränkung zu gehen und beispielsweise mit Vorwürfen oder Anschuldigungen zu reagieren. Sie vereinbarten einen vorübergehenden Abstand, um später wieder in Kontakt zu treten. Nun passierte das, was in der Regel in Kränkungssituationen geschieht: Bei ihr tauchten alte Geschichten auf, die mit Zurückweisung zu tun hatten und ihre Traurigkeit verstärkten. Sie spürte, dass sie nicht nur über die aktuelle Enttäuschung weinte, sondern auch noch über anderes, auch wenn sie nicht genau wusste, worüber.
    Zum Teil war es Angst, verlassen zu werden, Trauer, ihn zu verlieren, Verzweiflung, warum immer ihr so etwas passiert und das Bedürfnis, mit anderen Frauen zu sprechen und sich Rat und Unterstützung zu holen. Das tat sie dann auch. Was sie bei all dem zusätzlich unterstützte, war die Erfahrung, dass er ihr wohl gesonnen war und so konnte sie es ihm gegenüber auch sein. Kein Hass vergiftete zusätzlich ihr Gefühl. Allmählich spürte sie eine immer größere Ruhe und Zentrierung in sich.
    Nach einigen Tagen sprachen sie über das, was geschehen war. Sie versuchte ihm zu erklären, was sie fühlte, fand jedoch nur ein Bild für ihren Zustand:
    Â»Meine Verliebtheit fühlt sich an, als schwimme ich in einem tosenden Meer. Deine Aussage, du bist nicht verliebt in mich, ist wie eine große Welle, die mich packt und auf den Strand schleudert. Das tut sehr weh, weil man sich dabei die Haut aufschürft. Aber es hat auch etwas Gutes. Es ist, als komme ich wieder bei mir an, kriege wieder Boden unter den Füßen, wo ich ihn vorher verloren hatte.« Er reagierte mit großer Erleichterung, da er sich entlastet fühlte und konnte nun seine positiven Gefühle ihr gegenüber ausdrücken. Indem sie bei sich angekommen war, konnte er ihr näher kommen, da er nicht länger befürchten musste, die Verantwortung für ihr Wohlbefinden übernehmen zu müssen, wie es vorher der Fall war.
    Wenn unsere Liebe zurückgewiesen wird, haben wir oft das Gefühl, als Frau

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