Nimm s bitte nicht personlich
stimmt das auch. Wir kappen die Beziehung, nehmen keinen Kontakt mehr zu diesem Menschen auf und verfrachten ihn als Kränkungsleiche in den Keller. Auf diese Weise hoffen wir, ihn los zu sein. Doch weit gefehlt! Die Leichen sind nicht tot. Das merken wir spätestens in dem Moment, wenn wir den Namen dieser Person hören. Dann kommen alle alten Gefühle wieder hoch, der ganze Ãrger, die Enttäuschung und die Abwehr gegen diesen Menschen. Anderen gegenüber fangen wir an, über ihn zu schimpfen und beklagen uns, was er uns angetan hat. Dinge, die wir ihm in dieser Art sicher nicht direkt gesagt haben. Wann auch, der Kontakt war ja schon abgebrochen und ein klärendes Gespräch gar nicht unsere Absicht. Auf diese Weise bleiben wir negativ mit diesem Menschen verbunden.
Wie viel seelische Energie eine Kränkungsleiche kostet, merkte ich, als ich eine ehemalige Freundin traf, die ich auch in den Keller verbannt hatte. Sie kam auf mich zu, gab mir die Hand und begrüÃte mich. In diesem Moment spürte ich eine groÃe Erleichterung in meinem Herzen, obwohl sich an dem alten Konflikt nichts geändert hatte. Das war auch nicht das Wesentliche. Wichtiger war, dass die Kränkungsleiche nun geborgen war und ich mich jetzt von dieser Frau im Guten trennen konnte.
Auch wenn wir mit ehemaligen Kränkungsleichen keine Beziehung mehr haben wollen, ist es dennoch wichtig, sie zu bergen, damit wir uns loslösen können. Die Methoden dazu sind vielfältig. Sie können mit dieser Person direkt Kontakt aufnehmen und das Problem ansprechen. Wollen Sie das nicht oder ist die Person nicht mehr erreichbar, dann können Sie denselben Dialog mit ihr in der Vorstellung führen. Sie setzen sie dazu Ihnen gegenüber auf einen Stuhl und sprechen alles aus, was Sie belastet. Sie können dann auch den Platz von ihr einnehmen und sich als diese Person antworten. Es kommen dabei spannende Dinge heraus.
Ist Ihnen auch das noch zu persönlich, können Sie einen Brief schreiben, den Sie entweder an die Person adressieren, in der Hoffnung auf eine Antwort, oder Sie verfassen ihn nur für sich, behalten ihn oder verbrennen ihn sogar, wenn Sie sich verabschiedet haben.
Bergen Sie Ihre Kränkungsleichen
Kränkungsleichen kosten viel psychische Energie.
Bergen Sie die Kränkungsleichen, indem Sie
mit dieser Person direkt oder vorgestellt in Kontakt treten.
Das Ziel ist die Ablösung und Trennung im Guten.
Ich lasse dich wie du bist und verfolge dich nicht mehr mit meinen negativen Gedanken.
Dadurch entsteht Versöhnung und Friede.
Wenn wir andere kränken
Nimmâs bitte nicht persönlich
Um Kränkungen beim anderen von vornherein zu vermeiden, leiten wir Kritik oder Feedback oft mit den Worten ein: »Nimmâs bitte nicht persönlich« oder »Nimm es mit bitte nicht übel, aber ich muss dir mal sagen â¦Â«. Wir gehen davon aus, dass unser Gegenüber über das, was wir sagen, ärgerlich oder gekränkt sein könnte und bieten ihm eine Brücke, sich nicht schlecht fühlen zu müssen. Wir möchten dem anderen vermitteln, dass wir ihn nicht verletzen wollen. Diese beschwichtigenden Sätze sind einerseits Botschaften an den anderen, die für einen kränkungsfreien Kontakt hilfreich sind, sie bedeuten aber auch eine Art Absolution für uns: »Wenn ich schon sage, dass ich es nicht böse meine, brauche ich mich auch nicht schlecht oder schuldig zu fühlen«. Wir signalisieren dem anderen dadurch aber auch unser Einfühlungsvermögen, indem wir eine mögliche Verletzung bei ihm vorweg nehmen. Wenn wir Glück haben, fühlt sich der andere dadurch gesehen und in seinem Selbstwertgefühl gestärkt.
Doch ob wir mit unserer Beschwichtigung Erfolg haben, ist ungewiss, denn wir haben es ja nicht in der Hand, ob der andere unsere guten Absichten auch wirklich erkennt oder gleich dicht macht. Eine Kränkungsreaktion können wir beim anderen nie unter Garantie vermeiden, egal wie einfühlsam und vorsichtig wir auch sind. Denn ob die andere Person durch uns gekränkt ist oder nicht, liegt nicht in unserer Verantwortung, sondern bei ihr. Wie sie unser Verhalten interpretiert, können wir nicht wesentlich beeinflussen. Wir können uns lediglich bemühen, mit jemandem achtungsvoll umzugehen, ihn nicht abzuwerten, zu missachten, auszugrenzen, verbal zu attackieren oder sein Selbstwertgefühl anderweitig zu
Weitere Kostenlose Bücher