Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nimmermehr

Nimmermehr

Titel: Nimmermehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
Vom Netzwerk:
Sägewerksbesitzer kreischt, als die vor Gift triefenden Barthaare sich um seinen Hals legen und die langen Schneidezähne des mutierten Bibers in sein Gesicht beißen.
    Susan schreit, weil der Anblick des sterbenden Sägewerksbesitzers eklig ist. Außerdem fürchtet sie, das gleiche Schicksal zu erleiden.
    Ein Schuss streckt den mutierten Biber nieder. William Foxworth ist ein geübter Schütze. Und rechtzeitig zur Stelle.
     
    David und Susan umarmen sich. »Ich liebe dich«, sagt David. »Ich liebe dich auch«, sagt Susan.
     
    Der mutierte Biber, der, weil mutiert, noch bei Kräften ist, bäumt sich erneut auf.
    Und wird wieder erschossen.
    »Wir sollten sichergehen«, meint Susan.
    David hat die zündende Idee. »Das Benzin!«
     
    Der mutierte Biber hat keine Chance.
    Es ist vorbei.
    David und Susan haben zueinandergefunden. William Foxworth wird gefeiert. Und die Sommergäste bleiben nicht aus – nicht mal im Herbst. Das ist gut so. Für alle.
    Die Sonne geht auf über Cheapanooka’s Creek, dem Cheapanooka River und dem Cheapanooka Lake. Am Ufer betrachten zwei kleine mutierte Biber den Sonnenaufgang. Dann gehen sie schlafen. So lange, bis es dunkel wird.
     
    Ende/Abspann

Nimmermehr
    Wir besiegelten unsere Freundschaft mit einem Kuss und einer Geschichte. Der Kuss war ein Fingerhut und die Geschichte eine Lüge, aber beides war letzten Endes etwas, was Kinder, die noch an Märchen glauben, als magische Dinge bezeichnen würden. Es ist wirklich lange her, doch nur dann, wenn man die Zeit im Zeigertakt misst. Es war der Winter, in dem sich meine Eltern trennten, in dem ich mich zum ersten Mal verliebte; jener Winter, in dem ich von den unheimlichen Dingen erfahren sollte, die sich hinter den hohen Mauern von Burg Metzenger-stein zutrugen. Es war eine magische Zeit, und dessen eingedenk ist es nur angemessen, mit dem Bild zu beginnen. Dem Bildnis des traurigen Junkers, der von der Leinwand verschwand, während die Welt im Schnee versank, als sei sie in einer dieser wunderbaren Glaskugeln gefangen.
    Mitten in dem Gestöber aus wirbelndem Weiß, das seit Tagen das Firmament verdeckte, erschien Burg Metzengerstein, als sei sie einer der Geschichten entsprungen, die mir meine Mutter erzählt hatte, als ich noch ein kleines Kind war, still auf der Bettkante sitzend mit einem dampfenden Kaffee in der Hand, während ich mit aufgerissenen Augen und eine heiße Schokolade schlürfend jedem ihrer Worte andächtig lauschte. Gänzlich verwunschen ragten die hohen, eckigen Gebäude und die Türme mit ihren kegelförmigen schneebedeckten Dächern in den wolkenverhangenen Himmel, umgeben von dem kleinen Flüsschen Breitenbach, das sich um die Bergnase schlängelt, jenen schroffen Felssporn, der aus dem Hang am Rand des Tales vorspringt und an dem sich die uralten Befestigungsanlagen aus dunklem Stein festkrallen. Ein schmaler, steiler Zufahrtsweg führt in ungemütlichen Serpentinen ins Tal hinab.
    »Gefällt sie dir?«, fragte mich Greta, als der halb verrostete Geländewagen, ein alter grüner Rover, dessen Farbe an allen Ecken und Enden abblätterte, vorsichtig über die feste Schneedecke vorankroch.
    »Sie sieht aus wie die Burgen in den tschechischen Filmen, die ich als Kind gesehen habe.«
    Sie musste lachen.
    »Drei Haselnüsse für Aschenbrödel.«
    Ihr Vater drehte kurz den Kopf in unsere Richtung und grinste.
    Hier also würde ich die nächsten beiden Wochen verbringen.
    Weihnachten in der Märchenfilmburg.
    »Gefällt sie dir?«, fragte Greta erneut.
    Und ich antwortete: »Ja.«
    Wie ein verwunschener Ort, so kam sie mir vor.
    »Es verirren sich normalerweise keine Menschen in diese Gegend«, erklärte sie mir. »Jedenfalls nicht im Winter. Und erst recht nicht kurz vor Weihnachten. Da sind die Leute lieber woanders.«
    Ich zog es vor, ihr darauf keine Antwort zu geben.
    Ich starrte nur weiter nach draußen, wo sich die Baumwipfel unter der Last der Schneemassen beugten und im Wind ächzten. Es erschien mir alles so unwirklich, und doch war ich hier.
    Letzten Endes hatte ich diesen Besuch meinen Eltern zu verdanken, ihnen und ihrem Unvermögen, ein wenig von dem Zauber zu bewahren, der ihnen einst Liebesschwüre entlockt hatte, oder wenigstens miteinander auszukommen, ohne einander ständig Vorwürfe zu machen und schreiend zu streiten. Vor wenigen Tagen erst hatte meine Mutter das Haus, in dem ich aufgewachsen war, verlassen, um mit einem Fremden zusammenzuleben, der (zumindest für meinen Vater und mich) aus

Weitere Kostenlose Bücher