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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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Kraft des Zusammenhalts, als Ghrob Zweischlag hinter ihm die Axt erhob und Trümmerboldt damit zwei heftige Schläge versetzte, die jedem Zwerg die Grubenlampe ausgeblasen hätten.
    Krugk Trümmerboldts Herzstein war jedoch bereits gebrochen, und seine Seele hatte längst den Weg alles Zwergischen beschritten, sodass ihm Zweischlags Axt nichts mehr anhaben konnte.
    Die Wucht der Schläge hätte ihn dennoch beinahe von den Füßen gerissen. Er verlor seinen Helm, der zu Boden fiel und ins Dunkel eines nahe gelegenen Ganges polterte. Im Schein der Käferlampen glaubte Zweischlag für einen kurzen Moment, etwas in seinem Hinterkopf schimmern zu sehen.
    Das Klappern des Helms ließ die Menhire erschreckt hochfahren und zu Trümmerboldt aufblicken, in dessen Rücken Zweischlags mächtige Axt steckte. Seltsam schillerndes Blut schoss aus der Wunde. Es schien weit heißer zu sein als gewöhnliches Blut und dampfte in der kühlen Luft der Gänge. Das Blut spritzte auf die Hand des Attentäters und brannte sich in seine Haut.
    Mit einem Aufschrei zuckte Zweischlag zurück und sah entsetzt zu, wie sein Opfer sich mit der Klinge im Rücken aufrichtete und langsam zu ihm umdrehte. Die Blicke aller Anwesenden ruhten auf Trümmerboldt, und alle vermochten seine Stimme zu hören, die durch die spärlich beleuchteten Gänge hallte: „Ich vergebe dir!“
    Dann griff er hinter sich, um mit einem Ruck die Axt aus seinem Rücken zu ziehen. Er riss sie mit beiden Händen empor, wandte sich den Zwergen zu und schleuderte die blutige Waffe zu Boden.
    Er schloss die Augen und breitete die Arme aus.
    Ein Raunen ging durch die Menge der Zwerge. Ketten rasselten, als die Zwerge einer nach dem anderen, Sklaven ebenso wie Menhire niederknieten, im Angesicht ihres Herrn, dem die Gottzwerge Unsterblichkeit verliehen hatten!
    Auch Ghrob Zweischlag war auf die Knie gesunken, gold- und gottesfürchtig wie kaum ein anderer. Er hatte das Wunder aus nächster Nähe gesehen und würde fortan der treueste Knecht des doppelt falschen Verwalters sein.
     

KAPITEL X
     
     
     
    IN DEM EIN SCHLÜSSELMEISTER SEINER ARBEIT NACHGEHT, BLITZKANONEN SPRECHEN UND DIE LETZTEN WORTE DES
    GROSSEN ERZFERKELS ERKLINGEN
     
    Das Meer der roten Kutten teilte sich, die Schaufelbrüder traten auseinander und bildeten eine Gasse, durch die Meister Dreibart, gefolgt vom Schicksalszwerg, zur Stirnseite des Raumes schritt, wo sich das steinerne Schaufelstandbild erhob. Rechts und links davon befanden sich in der Wand jeweils zwei schaufelblattförmige Türen aus schwarzem Stahl mit eingeprägten Symbolen darauf.
    Dreibart murmelte den Umstehenden zu: „Holt den Schlüsselmeister.“
    Unter den Mönchen in der Halle begann sich ein Flüstern auszubreiten: Den Schlüsselmeister, holt den Schlüsselmeister.
    Dreibart und seine prophezeiten Begleiter erreichten die beiden Tore zur Linken des Standbildes. Auf einem von ihnen prangte die grob vereinfachte Darstellung eines Erzferkels, das vor allem durch seinen Rüssel erkennbar war, und auf dem anderen eine von Strahlen umgebene Kugel. Trotz der Tatsache, dass dies die Welt der Entzwergten war, waren um beide Zeichen die Symbole der zwergischen Stämme angeordnet: Flamme, Hügel, Menhir, Amboss, das Dreikorn und die einschneidige Axt. Feuer, Erde, Fels, Stahl, Sand und Erz. Als wäre das Eherne Volk nie getrennt worden, prangten auf dem Tor alle sechs Stammeszeichen.
    Das Raunen der Menge schwoll weiter an, während Dreibart sich feierlich den Gefährten zuwandte.
    „Hinter diesen Türen liegen die Kammern der Hoffnung, des Werdens, der Trauer und des Erwachens… die Heiligtümer der Schaufel. Macht euch bereit, euer Knie vor dem Grab des größten aller Ferkel zu beugen und sein Vermächtnis zu empfangen!“
    Hinter dieser Tür also lag sie, die letzte Ruhestätte des Großen Erzferkels.
    Glimmboldt kicherte, während der Ferkelbändiger vor Ehrfurcht erschauerte.
    Hinter ihnen war der Ruf nach dem Schlüsselmeister lauter geworden, und inmitten der Kuttenträger begann sich eine zweite Schneise zu bilden.
    Und dann war plötzlich ein rhythmisches Rasseln und Klirren zu hören, begleitet von schweren Schritten und einer übellaunigen Stimme.
    „Ja, ja, ich komm ja schon. Dass ihr es auch immer so eilig haben müsst. Wenn, dann sofort. Am besten noch etwas eher. Dass ihr eine Schaufel nicht in Frieden rosten lassen könnt…“
    Das Geräusch kam näher. Es klang beinahe wie eine Kiste mit Nägeln, die im Takt geschüttelt

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