Nimmerzwerg

Wege wahr werden würde.“
    Fazzgadt verdrehte die Augen, bis es ihm wehtat. Selbst vor der Wahrheit schien man sich hinter der Schaufel trefflich verbergen zu können.
    Dreibart hob den Kopf und wandte sich wieder an alle Umstehenden: „Doch bevor ihr dem Schicksal gegenübertretet, werden euch nun in der Grabkammer des Großen Erzferkels nach Aberhundert Jahren seine letzten Worte offenbart werden!“
    Blechboldt horchte auf, und bei dem Gedanken an das heiligste aller Geschöpfe klopfte sein Herzstein schneller. Auch die Augen des Hohepriesters strahlten begeistert, während Fazzgadt nur noch mürrischer dreinblickte.
    Dreibart stieg von seiner Schaufel herab und bedeutete den Gefährten, es ihm gleichzutun und ihm zu den vier Türen an der Stirnseite der Halle zu folgen.
     

INTERMEZZO
     
     
     
    Obwohl der untote Trümmerboldt inzwischen auch die Verbrecher und Kranken des Ehernen Imperiums in Ketten hatte legen lassen, ging es mit dem Ausbau des Rohrsystems nur schleppend voran. Das lag vor allem daran, dass es die Zwerge verwunderte, ihre gewohnte Arbeit ruhen lassen zu müssen und Erz, statt es aus den Wänden der Gänge abzubauen, in Form von Metall daran festzuschmieden. Die meisten von ihnen empfanden diese Tätigkeit als zutiefst wider ihre Natur. Aus diesem Grund wuchs der vielrohrige Wille Harrm Blutklumps deutlich langsamer als geplant in die Höhlen hinein. Seine Zwergenschergen schluderten, machten Fehler und waren nur halb bei der Sache.
    Die Zwerge rätselten, was in ihrem Herrscher vorgehen mochte. Durch die Arbeit, die er ihnen befohlen hatte, schmetterte er alles, was ihnen heilig war, in den Staub der Gänge. Ganz gleich, wie sehr er sich auch zu Tradition und Brauchtum bekennen mochte. Krugk Trümmerboldt verriet die Werte des Imperiums, knechtete seine Untertanen und zwang sie, bartfremde Tätigkeiten auszuüben. Kein Bier der Gänge vermochte dauerhaft darüber hinwegzutäuschen. Selbst wenn man es mit Dumpfbeere und Zwirbelwirrwurz versetzte, die Zwerge dreimal pro Schicht in Ketten durch die Brauhöhlen trieb und dabei darauf achtete, dass jeder seinen Humpen bis auf den Grund leerte.
    Blutklump spürte den wachsenden Unmut seines Volkes. Darum hatte er, kaum dass die Zwerge allesamt in Ketten lagen, nach und nach durch seine Menhire ihre Waffen einsammeln lassen. Zum einen verringerten sich dadurch die Gefahren für seine Leibwache, und zum anderen ließ sich durch das Einschmelzen der Waffen Rohmaterial für den Bau der Rohre gewinnen. Vor allem ging es ihm aber um die Sicherheit. Und der zuliebe mussten die Zwerge am Ende einer Schicht, wenn sie mit klirrenden Ketten die Gänge in Richtung der Schlafhöhlen verließen, sogar ihre Werkzeuge abgeben.
    Wann immer der Unmut des Ehernen Volkes zu laut wurde, versuchte Blutklump die Zwerge damit zu beruhigen, dass all das nur zu ihrem eigenen Wohl geschah. Und obwohl dies die Worte waren, die seine Untertanen hören wollten, gelang es ihrem Herrn doch nicht ganz, sie damit zu beschwichtigen.
    Noch immer blieben Zwerge, die an dem festhielten, was das Erbe des Imperiums ausmachte. Die meisten von ihnen ertrugen die Schmach des Rohreschmiedens schweigend. Andere, die sich mit Schlössern auskannten, knackten ihre Fußfesseln, warfen ihre Hämmer fort und verschwanden klammheimlich in Richtung der Brücke der Verdammnis.
    Unter diesen Zwergen aber war einer, der das Wohl des Imperiums über sein eigenes stellte. Ghrob Zweischlag war gold- und gottesfürchtig wie kaum ein zweiter Zwerg. Er streifte seine Ketten ab und tauschte seinen Hammer gegen eine Axt, die er vor der Zeit der Großen Kette in einem Seitenstollen verborgen hatte. Er wollte seinem Namen Ehre machen und die Sklaverei mit zwei gezielten Schlägen beenden. Nämlich zusammen mit dem Leben Krugk Trümmerboldts, den nie ein Gott dazu bestimmt hatte, Herrscher des Ehernen Volkes zu sein.
    Letzten Endes aber sollte er damit dem Willen Harrm Blutklumps erst den Gang ebnen und die Herrschaft des doppelt falschen Verwalters endgültig besiegeln.
    Dass es Zweischlag gelang, sich unter dem Echo klirrender Ketten und wummernder Schmiedehämmer bis an den Herrscher der Zwerge heranzuschleichen, lag daran, dass die Menhire vor allem darauf achteten, dass die Kettenzwerge ihre Arbeit verrichteten. Er schlich sich an einem nach dem anderen vorbei, bis er zu Trümmerboldt vorgedrungen war. Dieser versicherte das Eherne Volk gerade einmal wieder der Huld der Gottzwerge und sprach von der