Nimmerzwerg
Loch.
Derweil beugte sich Dreibart zu Blechboldt hinüber und flüsterte: „Hüter des achten Schlüssels klingt gut, nicht wahr?“
„Ein bedeutsamer Titel!“, bestätigte der Ferkelbändiger mit einem eifrigen Nicken.
„Er trägt ihn allerdings nur, weil er die ersten sieben Schlüssel verloren hat…“, offenbarte ihm Dreibart flüsternd.
In diesem Moment richtete sich der Schlüsselmeister wieder auf und griff sich nachdenklich in den Bart.
„Ach ja, ich erinnere mich… die Kammer der Trauer. Wenn ich mich recht entsinne, war das ein dreibärtiger Linksgreifschlüssel mit griffgelagerter Rechtsdrehsperre aus Schwarzstahl…“
Er winkte seinen trollischen Schlüsselgehilfen herbei, ließ ihn sich einmal im Kreis drehen und betrachtete aufmerksam die klimpernden Schlüssel, mit denen er behängt war.
„Hm, er scheint jedoch weder bei den schwarzen noch bei den dreibärtigen Schlüsseln zu hängen… Und offenbar auch nicht bei den linksgreifenden. Hach, ist das ärgerlich.“
Mit fragendem Blick wandte sich Blechboldt Dreibart zu und sagte leise: „Aber wenn er die Schlüssel immer verliert, warum ist er dann euer Schlüsselmeister?“
„Das werdet ihr gleich sehen“, erwiderte Dreibart mit einem Lächeln.
Seufzend gab der Hüter des achten Schlüssels seinem Troll einen Schubs, begab sich dann wieder zur Tür zurück und beugte sich hinab. Er nahm die Lampe zur Hand und spähte mit einem Auge in das Schlüsselloch.
Als er sich wieder aufrichtete, hielt er plötzlich einen schwärzen Schlüsselrohling, eine Feile und einen kleinen Hammer in den Händen und begann schimpfend, das Metall zu bearbeiten.
„Ach, du dickes Eisen… Ich dachte, ich hätte ihn zu den griffgelagerten Schlüsseln gehängt. Aber er kann doch nicht fort sein. Nein, das ist vollkommen unmöglich. Vielleicht sollte ich mir ein neues System überlegen und die Schlüssel der Länge nach ordnen.“
Die Kameraden wechselten einen verblüfften Blick, während der Schlüsselmeister vollkommen in seine Arbeit versunken zu sein schien. Und so gelang es auch Glimmboldt, die Hand nach einigen Schlüsseln des Trolls auszustrecken, sie genüsslich mit seinem Gebiss zu zermalmen und glucksend wieder auszuspucken.
„Er muss nur das Schloss sehen“, flüsterte Meister Dreibart den Gefährten zu, „und schon vermag er den dazugehörigen Schlüssel zu feilen. Er könnte ihn wahrscheinlich sogar aus einem Pilz schnitzen!“
Staunend beobachteten die Kameraden den Verlierer des achten Schlüssels bei seiner Arbeit, bis er wenige Schläge später plötzlich einen fertigen Schlüssel emporreckte und feierlich verkündete: „Ich, Schlüsselmeister der Gemeinschaft der schartigen Schaufel und nunmehr Hüter des neunten Schlüssels werde jetzt also Meister Dreibart und jenen, die durch die Bestimmung zum Schicksalszwerg geworden sind, das Tor zur Kammer der Trauer öffnen.“
Er schob den Schlüssel ins Schlüsselloch, lauschte kurz zufrieden und drehte ihn dann zweimal links herum.
Im nächsten Moment schwang die schwere eiserne Tür mit dem Erzferkel darauf nach innen auf.
Dreibart schritt feierlich voran, und schweigend folgten ihm die Gefährten zur letzten Ruhestätte des Großen Erzferkels.
Die Sturmgluth hielt direkt auf die Siedlungen der Entzwergten zu.
Am Steuer stand Harrm Blutklump in der Gestalt Thorf Glimmspans.
Die blechernen Segel knarrten in der warmen Luft, die wabernd vom Magma emporstieg.
Hinter Glimmspann stand der untote Troll, der ebenso wie dieser eine Marionette Harrm Blutklumps, des Wächters der Hohen Höhle, war.
Der leere Blick der beiden Gestalten war starr nach vorn gerichtet, wo sich aus dem roten Schimmern des Magmasees langsam die Lichter der Siedlungen und die monströsen Silhouetten der Blitzkanonen herauszuschälen begannen.
Der Halbohrige wusste, wie man die tödlichen Waffen überwinden konnte, da ihm das Wissen des rechten Hammers des größten Gelehrten der Zwergenheit zur Verfügung stand! Die Energiequelle der Kanonen bestand aus komprimiertem Blitzbasalt, der sich in den Kammern der einzelnen Läufe entlud. Das Resultat war ein tödlicher Blitzstrahl, der von einem Zwerg allenfalls ein rauchendes Paar Stiefel übrig ließ. Und wenn er ein stählernes Schiff traf, dann führte das Metall dazu, dass viele leere Stiefel zurückblieben.
Jedenfalls, wenn sie nicht isoliert waren.
Und das war für einen Zwerg wie Harrm Blutklump kein Problem.
Er hatte die Mannschaft der Sturmgluth ihre
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