Nimmerzwerg
können, kletterte an einigen kämpfenden Armen vorbei von einem höher gelegenen Rohr zu ihnen hinunter.
„Was ist mit ihm?“, fragte er Blechboldt.
Der Ferkelbändiger blickte ihn traurig an und schüttelte den Kopf.
„Es geht ihm nicht gut.“
Als er den schweren Atem des Alten hörte, senkte Glimmboldt betroffen den Blick.
Fazzgadt schloss die Augen und murmelte: „Wir haben ihn wie einen Grünbart durch das halbe Imperium getrieben. Solche Abenteuer sind zu anstrengend für einen Tausendjährigen…“
Der Höchste ergriff mit schwacher Hand seinen Arm.
„Lass es gut sein, Fazzgadt. Ich… ich habe viel erlebt, und seit ich mein treues Gedächtnis verloren habe, war ohnehin nichts mehr, wie es früher mal war. Vielleicht ist die Schicht gekommen, in die Hohe Höhle einzuziehen oder an welchen Ort auch immer…“
Der Atem des Alten wurde flacher. In diesem Moment schob sich, an den kämpfenden Eisenarmen vorbei, ein eiserner Trichter auf sie zu. Verwundert blickten die Gefährten auf. Blechboldt wollte den Trichter gerade packen und zerstören, als Glimmboldt ihm bedeutete innezuhalten.
Irgendwo über ihnen stieß der Schlüsselmeister, der inzwischen bereits seinen zweiten Schlüssel fertiggestellt hatte, einen triumphierenden Schrei aus.
Und als sich im nächsten Augenblick die eisernen Walzen des Trichters schnarrend in Bewegung setzten, da war die metallische Stimme nicht vom Zorn Harrm Blutklumps erfüllt, sondern von etwas ganz anderem: „Ehrwürdiger! Ich werde während Eurer letzten Schläge bei Euch sein…“
Der Hohepriester, der die Stimme sogleich erkannte, lächelte matt und streckte eine kraftlose Hand nach dem Trichter aus. „Mein treues Gedächtnis“, hauchte er.
Der Trichter schnarrte leise weiter: „Glaubt mir, Herr, ein Gedächtnis ohne einen dazugehörigen Zwerg ist ebenso verloren wie ein Zwerg ohne Gedächtnis.“
Der Alte tätschelte das kühle Metall des Trichters. Tränen traten ihm in die Augen. Der Trichter näherte sich dem Ohr des Höchsten und fuhr fort: „Ihr wart der beste Herr, den ein Gedächtnis sich wünschen kann. Und ich habe Euch mit ganzem Herzstein gedient…“
Die Augen des Tausendjährigen leuchteten ein letztes Mal auf. Dann sackte seine Hand schlaff herab. Sanft strich der kalte Trichter über seine Wange.
Im Inneren des magmagefüllten Bottichs tobte unterdessen noch immer der Streit zweier Steine. Pilzgrimm schimpfte auf Blutklump ein, der seinerseits zurückgiftete, während sie einander die Arme brachen. Hierbei erwiesen sich die Kenntnisse Tihf Schwartzbarths, der auf der Sturmgluth die höheren Weihen der Gewalt erhalten hatte, als durchaus vorteilhaft. Während die Weisheit Pilzgrimms und des Gedächtnisses außer Frage stand, entpuppte sich seine als die Weisheit der Gewalt.
Der leblose Körper des Höchsten lag in Fazzgadts Armen, während Blechboldt und Glimmboldt über ihm knieten. Die Gefährten schwiegen bedrückt.
In diesem Moment vollendete der Schlüsselmeister einen weiteren Satz Schlüssel, und das letzte Schloss fiel polternd zu Boden. Von der Schaufeltreppe her winkten die Mönche den Schicksalszwerg zu sich herüber. Schweren Herzsteins lösten sie ihre Blicke vom Leichnam des Hohepriesters und brachen schließlich auf.
An den eisernen Armen vorbei, die sich immer noch gegenseitig zerstörten und wieder reparierten, sprangen sie von Rohr zu Rohr, kletterten immer höher und wichen dabei angreifenden Eisenklauen aus. Der Schlüsselmeister öffnete die Luke, die zum schrundigen Schacht führte, und die Schaufelbrüder begannen einer nach dem anderen mitsamt ihren Eiern nach oben zu verschwinden.
Ihnen folgte Bragk Nattergriff, der dem Schlüsselmeister die ganze Zeit über bewundernd bei der Arbeit zugeschaut hatte.
Die Kameraden warfen einen letzten Blick auf den Leichnam ihres toten Gefährten, der verkrümmt zwischen den Rohren lag. Sie wussten, dass sie ihn zurücklassen mussten, weil niemand sagen konnte, wie lange der Kampf der Arme weitergehen und der Wille welchen Steines am Ende obsiegen würde.
Fazzgadt blickte zu der eisernen Tür hinüber, die aus der Wächterhöhle hinausführte.
„Aber was ist mit dem Rest unseres Volkes?“, fragte er an Glimmboldt gewandt. „Sollen wir es einfach so zurücklassen…?“
Der einstmals Wirrbärtige sagte mit ruhiger Stimme: „Ein Volk, Fazzgadt, muss gerettet werden wollen, damit man es retten kann. Solange diese Zwerge ihre vier Bart Kette höher schätzen
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