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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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als ihren Nächsten, ist dieses Volk noch nicht so weit.“
    Sein Blick verriet, wie ernst es ihm mit diesen Worten war. Und Fazzgadt verstand, was er meinte. Man konnte die Freiheit nicht geschenkt bekommen. Man musste sie selbst aus dem Stein schlagen, dafür schwitzen und bangen.
    „Sie wollen dem Fortschritt dienen, nicht der Freiheit“, fuhr Glimmboldt fort. „Lass sie den Preis dafür bezahlen, bis sie des tausendarmigen Willens ihres neuen Herrn überdrüssig sind!“
    Fazzgadt warf einen weiteren Blick auf den Eingang der Höhle, während Blechboldt über die Schaufeltreppe zur Luke hochkletterte.
    Im selben Moment wurde die Tür aufgerissen. Menhire ergossen sich in den Raum und kamen in ihre Richtung geeilt, verloren sich jedoch sogleich im Chaos der miteinander ringenden eisernen Arme.
    Fazzgadt riss den Blick los und folgte eilig Glimmboldt, der vor ihm durch die Luke im Schacht verschwand.
     
     
    Von einem schmalen Sims auf der anderen Seite der Luke aus schauten die Gefährten ein letztes Mal in die Tiefe der Wächterhöhle hinab, wo der Wille Harrm Blutklumps immer noch mit dem Wutrich Pilzgrimms kämpfte.
    „Was ist mit Pilzgrimm?“, fragte Blechboldt an Glimmboldt gewandt.
    „Er, das Gedächtnis und Schwartzbarth bilden zusammen den Stein der Weisen, von dem das Große Erzferkel gesprochen hat, und auch ihre Rolle war vorherbestimmt. Wer, wenn nicht der Fortschritt selbst, hätte dem Fortschritt zu trotzen vermocht?“
    „Aber was wird mit ihm geschehen?“, fragte Blechboldt.
    Glimmboldt schlug die Augen nieder.
    „Womöglich werden die beiden ewig im Widerstreit liegen und die Arme in den Gängen für immer uneins bleiben. Und dann wird sich das Eherne Volk vielleicht besinnen. Bis dahin ist dies die Grenze, die Harrm Blutklump und die Gottzwerge gezogen haben.“
    Dann hob er den Kopf und blickte bedeutungsvoll in die Runde.
    „Und wir haben sie überschritten…“
    In diesem Moment sprang aus dem Durcheinander aus Eisenarmen und Menhiren Trolltröter zu ihnen empor. Glimmboldt schloss die Luke hinter der Ratte und richtete den Blick nach oben.
    Der Schacht, in dem sie standen, hatte vielleicht vier Zwerg Durchmesser, und an seinen Wänden schlängelte sich eine schmale steinerne Treppe empor. Am oberen Ende des Schachtes war eine Lichtquelle zu sehen, wie die Gefährten sie noch nie zuvor erblickt hatten. Die verbliebenen Schaufelbrüder, an ihrer Spitze Zinkk Zweibart, standen bereits auf den ersten Stufen und blickten erwartungsvoll zu den Gefährten hinüber.
    „Und wenn sie uns verfolgen?“, wollte Fazzgadt wissen.
    Glimmboldt schüttelte den Kopf.
    „Sie werden uns nicht verfolgen. Sie sind die Diener ihres Herrn, und sein Wort ist ihnen Gesetz. Ganz gleich, ob es aus seinem Bart oder dem Herzen einer Maschine dringt. Und er hat ihnen ihre Grenze gezogen.“
    Er nickte den anderen zu und deutete auf die Treppe.
    „Lasst uns die letzten Schritte tun! Wohin sie uns auch führen mögen…“
    Er gab den Schaufelbrüdern ein Zeichen, und diese setzten sich in Bewegung. Und Glimmboldt, Fazzgadt und der Ferkelbändiger folgten ihnen nach, um die letzten Stufen auf dem Weg des Nimmerzwergs zu beschreiten…
     

EPILOG
     
     
     
    Der Weg über die Stufen empor ins Licht dauerte eine gute Schicht. Zwischendurch verschnauften die Schaufelbrüder und die verbliebenen Mitglieder des Schicksalszwergs immer wieder und lauschten in den Schacht hinab, ob die Menhire ihnen nicht etwa doch folgten. Aber unter ihnen blieb alles still. In der Dunkelheit war nur Trolltöters leises Trippeln zu hören.
    Während der Rast sicherten sie die Eier in den Tragen und unterhielten sich leise, beinahe, als ob sie fürchteten, vom Geist einer neuen Welt belauscht zu werden.
    Immer wieder fielen Lunt Glimmboldt und Fazzgadt Eisenbart einander in die Arme und wuchsen, da Eisenkeim Fazzgadts Zögling nun Geist und Worte verliehen hatte, noch enger zusammen. Die anderen sprachen derweil über die Welt der Zwerge und die der Entzwergten, warfen sich gegenseitig ihre Erinnerungen an den Helm und aßen sich, da sie nichts anderes hatten, daran satt.
    Und dann, als alle alten Geschichten aufgebraucht und verdaut waren und ihnen nicht länger als Wegzehrung taugten, da begannen die Schaufelbrüder von den Legenden zu berichten, die sie fortan den Nimmerzwergischen erzählen würden.
    Mit jeder Rast erfuhren die Zwerge von den Mönchen mehr über das Bild, das sie der neuen Welt über ihr Volk eröffnen würden.

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