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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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Staubboldt Stockbruch, der oberste Rauchmeister der Zwerge, vor Neid erblasst. Sein Handwerk unterlag Regeln und Gesetzen, die außerhalb des Imperiums keinen Zwerg scherten. Tihf Schwartzbarth konnte seinen Tabak mischen, wie immer er wollte. Fledermausblut, Schleimschleicherfühler, Aschassel oder Trollfingernagel waren die geringsten Probleme. Er stopfte seine Pfeife selbst mit zerstoßenen Sprengkäfern oder getrockneten Gleimpilzstängeln. Manchmal sogar mit dem Barthaar seiner Gefangenen.
    Die besonderen Tabaksorten behielt der Kapitän natürlich für sich, und die Mannschaft bekam, was er ihnen zuteilte. Ihre Ration war großzügig, doch dafür wussten sie in den seltensten Fällen, was sie bekamen. Schwartzbarth hatte eine spezielle Mischung entwickelt, deren wichtigste Zutat er seinen Leuten wohlweislich verschwieg. Der Einzige, der wusste, worum es sich dabei handelte, war Thorf Glimmspan, dem auch die freudlose Aufgabe zuteil wurde, sich um die Beschaffung dieser Zutat zu kümmern, die selbst in einer Welt ohne Gesetze noch verrucht genug war, um besser unbekannt zu bleiben.
    Geistesabwesend schraubte Kapitän Schwartzbarth seinen Haken ab und ersetzte ihn durch einen eisernen Pfeifenhalter, in dem eine langstielige Trollknochenpfeife steckte. Er stopfte etwas Tabak in den bleichen Knochenkopf der Pfeife. Dann nahm er in aller Gemütsruhe mit einer kleinen Zange einen glühenden Stein aus einer Stahlschale, die auf dem Schrank stand, drückte ihn in den Pfeifenkopf und sog an der Pfeife, bis die Glut den Tabak erfasste. Der Duft des Tabaks erfüllte die Kajüte. Er roch schwer, bitter, süß und seltsam. Langsam wandte sich der Kapitän, dunkle Rauchwölkchen paffend, wieder seinem Gefangenen zu.
    „Gehe ich recht in der Annahme, dass der Zwerg, der gegenwärtig das Hammerzepter führt und über das Imperium herrscht, wer immer es auch sein mag, einiges dafür geben würde, um zumindest das abartige Artefakt wiederzubekommen?“
    Schwartzbarth sog den Rauch ein und schaute sein Gegenüber abwartend an.
    Der Hohepriester nickte langsam.
    „Oh ja, das täte er, Meister Schwartzbarth. Doch erlaubt mir, Euch von der Prophezeiung zu berichten, die…“
    Der Kapitän schüttelte lächelnd den Kopf.
    „Nein. Lieber nicht.“
    „Aber das Schicksal…“, begann der Hohepriester von Neuem.
    „Wir haben gute Äxte, Alterchen“, fiel ihm der Kapitän ins Wort. „Darum brauchen wir hier unten kein Schicksal. Und wenn dir das nicht passt, kannst du gerne von Bord gehen…“
     
     
    Das Auftreten des Kapitäns schüchterte den Hohepriester ein. Er war es nicht gewohnt, dass jemand ihm den Bart verbot.
    Aber er spürte, dass es besser war, sich diesem Zwerg nicht zu widersetzen. Mit geneigtem Haupt schaute er sich vorsichtig um, sah den goldenen Altar und den Ornamenttisch, auf dem die Habseligkeiten des Schicksalszwergs lagen, welche die Piraten ihnen abgenommen hatten. Verzweifelt suchte der Hohepriester nach einem Ausweg, einer Möglichkeit, die Sturmgluth mitsamt seinen Kameraden zu verlassen.
    Und dann stieg ihm ein bestimmter Geruch in die Nase, den er während der letzten schicksalhaften Schichten immer wieder gerochen hatte, der sein Leben von Grund auf verändert und ihm den Glauben zurückgegeben hatte. Jedenfalls vorübergehend. Es roch nach Gottkraut. Ganz ohne Zweifel. Tihf Schwartzbarth rauchte tatsächlich Gottkraut!
    Und wenn der Kapitän der Sturmgluth Gottkraut rauchte, dann hatte der Schicksalszwerg noch eine Chance.
    Gemeinhin sagte man, dass Gottkraut so stark war, dass es jeden, der es rauchte, in die Lage versetzte, mit den Steinen zu sprechen. Das war zwar nur eine Redensart, aber darin lag immerhin ein Körnchen Wahrheit: Gottkraut ließ Zwerge tatsächlich mit Steinen sprechen. Allerdings nur mit ganz besonderen Steinen. Sogenannten Seelensteinen. Sie waren von roter Färbung und poröser Beschaffenheit und vermochten unter gewissen Umständen die Seele eines verstorbenen Zwerges aufzunehmen. Wenn sich nämlich ein solcher Stein beim Verbrennen der sterblichen Überreste eines Zwergs in der Nähe des Feuers befand, ging die Seele des Zwergs statt in das Feuer in den Stein über. Und ein Zwerg, der Gottkraut geraucht hatte, konnte Kontakt mit der Seele in dem Stein aufnehmen.
    Heimlich lächelte der Höchste in seinen Bart.
    Die wenigsten Zwerge wussten davon, was die Seelensteine vermochten. Und sprechende Steine wirkten wahre Wunder!
    Niemand wusste das besser als er selbst, der

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