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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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lange genug von einem dieser Steine belogen worden war. Und eben dieser verlogene Seelenstein befand sich in seiner Tasche, die auf dem Tisch neben den Waffen und Habseligkeiten seiner Gefährten lag. Es war ohne Zweifel der verlogenste Seelenstein, den das Imperium je gesehen hatte. Er hatte behauptet, eine Manifestation des Ewigen Schmieds zu sein und den Willen der Götter zu verkünden. Erst dadurch hatte er den Höchsten und seine Kameraden überhaupt dazu gebracht, das Undenkbare zu wagen und sich gegen den Verwalter, das Imperium und alles, was einem guten Zwerg sonst noch heilig war, zu stellen.
    Schnappsagk Silberkies, dem größten Halunken der Zwergenheit gegenüber hatte der Stein später behauptet, er wäre der Gott des Zwergischen Zwielichts, wodurch er ihn dazu gebracht hatte, die Felsverliese von Vorrngarth zu öffnen.
    Wie der Höchste inzwischen hatte erfahren müssen, ruhte jedoch weder der Ewige Schmied noch der Gott des Zwergischen Zwielichts in jenem Stein. Vielmehr handelte es sich um die Seele des zwergischen Gelehrten Wutrich Pilzgrimm, der für seine unorthodoxen Methoden bekannt gewesen war und schon einige Hundert Jahre nicht mehr unter den Schürfenden weilte.
    Und besagter Methoden bediente er sich selbst jetzt noch.
    Verlogen, wie er war, hätte er einem Zwerg vermutlich Stein als Käse verkaufen können. Und auf eben diese Fähigkeit gedachte der Hohepriester zu setzen. Er wusste, dass der Stein alles wahrzunehmen vermochte, was um ihn herum geschah. Er hatte deshalb sicher auch gesehen und gehört, was in der Kajüte vor sich ging – wie auch immer er das bewerkstelligte.
    Der Hohepriester sah Schwartzbarth einen weiteren tiefen Zug aus seiner Trollknochenpfeife nehmen. Der Schurke rauchte tatsächlich Gottkraut. Er würde den Stein also hören können. Der Allerhöchste musste nur noch darauf hoffen, dass der Stein mitspielte und sich etwas einfallen ließe, um sie hier herauszuhauen.
    Der Allerüberhöchste richtete sich zu seiner vollen Größe auf, rückte mit gefesselten Händen seine geschliffenen Augengläser zurecht und deutete anklagend auf den Kapitän der Magmapiraten.
    „Weh dir, Tihf Schwartzbarth, weh dir, der du das Schicksal verhöhnst! Denn in unserem Gepäck befindet sich ein Artefakt, das älter ist und heiliger als der Hammer der Altvorderen und der Bierquell von Bims { * } ! Schau dort in jene Tasche und erfahre, dass Äxte dich nicht vor dem Hammer des Schicksals zu schützen vermögen!“
    Schwartzbarth runzelte die Stirn. Etwas Rost rieselte von seinem Dreispitz. Er war sich nicht sicher, ob er das gerade wirklich gehört hatte. Er hatte Gefangene schon für wesentlich geringfügigere Vergehen über Bord geworfen. Und jetzt stellte sich dieser greise, helmlose Weißbart mit der Halbglatze hier auf und wollte ihm drohen? Und dann auch noch mit dem Schicksal? Er kannte unzählige Dinge, die schlimmer waren als das Schicksal. Zum Beispiel, was die Trolle vor dem Einschlafen mit ihren Frauen taten. Wer das einmal gesehen hatte, hatte keine Angst mehr vor dem Schicksal, sondern war bloß noch froh, keine Trollfrau zu sein.
    Doch was, wenn an den Worten des Alten tatsächlich etwas dran war? Es konnte nicht schaden, einmal nachzusehen, oder?
    Er funkelte seinen Gefangenen düster an und wandte sich dann dem Ornamenttisch mit den erbeuteten Habseligkeiten zu. Vorsichtig öffnete er die Tasche, von der der Hohepriester gesprochen hatte. Sie hatte ein großes Loch und ihre besten Tage augenscheinlich schon lange hinter sich, war jedoch von ausgezeichneter Qualität. In ihrem Inneren aber befand sich lediglich ein kleiner roter Steinwürfel.
    Tihf Schwartzbarth holte ihn heraus und drehte sich mit fragendem Blick zu dem Gefangenen um. Doch im gleichen Augenblick vernahm der Kapitän der Sturmgluth eine Stimme. Es war eine seltsame Stimme. Sie klang nicht wie die eines Zwerges, sondern beinahe unwirklich, fast so, als würde sie nur in seinem eigenen Kopf existieren. Und dabei schien ihr Ursprung doch auf irgendeine sonderbare Weise in dem Stein in seiner Hand zu liegen.
    „Vernimm meine Stimme, Tihf Schwartzbarth, und erzittere! Denn ich bin der steingewordene Wille des Magmas! Seit Urzeiten mäanderte ich glühend durch die Tiefen der Höhlen, bis die Götter mir befahlen, Stein zu werden, um dir von der Aufgabe zu berichten, die sie…“
    „Halt den Mund“, sagte Schwartzbarth knapp.
    Der Stein ließ sich davon jedoch nicht beirren.
    „Die Aufgabe, welche die

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