Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster

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konnten.
    Und dann veränderten sich die Rohre allmählich. Zwischen den Ventilen und Eisenflicken erkannte Trümmerboldt eigentümliche Vorrichtungen: Metallene Arme mit Eisengelenken, an deren Enden Klingen, Klauen oder Eisenkugeln funkelten. Diese Arme aber schienen keine Fallen zu sein. Sie verharrten einfach nur reglos an ihrem Platz auf den eisernen Rohren.
    Bis die Ratte auftauchte. Eine fette, hässliche Höhlenratte, die es irgendwie an all den Fallen vorbei bis hierher geschafft hatte. Eilig tippelte sie über eines der heißen Rohre, wechselte auf ein tiefer gelegenes, dann auf ein weiteres und sprang schließlich knapp vier Bart vor ihnen auf den Boden des Ganges.
    Dort hielt sie inne und blinzelte in das grelle Licht der käferlosen Lampe. Trümmerboldt vermutete, dass sie froh war, ihre Pfoten ein wenig abkühlen zu können.
    Kreutzschliff blieb stehen, schaltete die Lampe aus und hielt Trümmerboldt zurück. Verwundert blieb der provisorische Herrscher der Zwerge in der Finsternis stehen.
    Dann hörte er ein Ventil leise zischen, und im nächsten Augenblick leuchtete ein anderes Licht auf. Trümmerboldt sah, wie sich einer der Eisenarme mit einer kleinen Lampe, ähnlich der, die Kreutzschliff trug, mit leisem Quietschen ruckelnd in Bewegung setzte. Der Arm senkte sich langsam nach unten. Vom nächsten Rohr fuhr ein zweiter Arm nach oben. Dieser war mit einer metallenen Kugel versehen, die nun der Lampe folgte.
    Wenig später schnappte die Kugel leise auf. In ihrem Inneren konnte Trümmerboldt einen schwarzen Kristall funkeln sehen. Kurz darauf erfasste der Lichtkegel der Lampe die Ratte am Boden. Verwundert blinzelte das Tier in das Licht. Der schwarze Kristall näherte sich ihm, und seine Eisenhülle schnappte kurz zu und öffnete sich dann wieder, beinahe, als würde er blinzeln.
    Die Ratte stellte sich verwundert auf die Hinterbeine.
    Im selben Moment schossen zwei eisenklauenbewehrte Arme zwischen den Rohren hervor, packten das Tier und rissen es beinahe lautlos vom Boden hoch. Sie hielten es direkt vor den schwarzen Kristall, der es im Schein der Lampe zu begutachten schien.
    Die Kugel bewegte sich ein wenig auf und ab, schien das Tier genau zu studieren, blinzelte noch einmal und zog sich dann klickend wieder zurück.
    Dann wurde die Ratte von den anderen Armen zerrissen.
    Zischend benetzte ihr Blut die Rohre, während ihre Knochen dumpf zu Boden polterten.
    Trümmerboldt schluckte. Er schaute sich um und musste dabei feststellen, dass er komplett von Rohren umgeben war, die über beide Seiten des Ganges verliefen. Und überall zwischen ihnen ruhten die Eisenarme, die jederzeit hervorschießen, ihn packen und vermutlich ebenso wie die Ratte zerreißen konnten, ohne dass er etwas dagegen hätte tun können.
    Bei dem Gedanken daran schauderte es ihn.
    Zum ersten Mal, seit er Kreutzschliff folgte, fragte sich Trümmerboldt, was der Wächter der Hohen Höhle wohl von ihm wollte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sein eigener drängender Wunsch, Blutklump zu treffen, ihn geblendet. Aber der Wächter schien die Ruhe und Abgeschiedenheit seiner kleinen Welt zu sehr zu schätzen, als dass er irgendeinen Zwerg aus Langeweile hier hätte heraufschaffen lassen. Er musste einen guten Grund haben. Und Trümmerboldt wäre wohler gewesen, wenn er ihn gekannt hätte.
    Bevor der provisorische Herrscher der Zwerge weiterdenken konnte, schaltete Kreutzschliff seine Lampe wieder ein und lächelte seinen Begleiter schief an. Dann schritt er weiter voran und erreichte wenig später, mit Krugk Trümmerboldt im Gefolge, eine massive eiserne, nietenbeschlagene Tür, die das Ende des Ganges bildete.
    Der Untote bedeutete Trümmerboldt stehen zu bleiben.
    Dann hängte er die Lampe an seinen Gürtel, drehte sich um und betätigte nacheinander einige in die Wand eingelassene Eisenräder und Schalter.
    Kreutzschliff brummte zufrieden. Mit lautem Klacken sprangen drei massive eiserne Schließbolzen zurück, die Eisentür öffnete sich mit einem dumpfen metallischen Geräusch und gab den Blick auf die Wächterebene frei.

KAPITEL VI



    IN DEM DER VIELSTINKIGSTE ORT ÜBERHAUPT ERREICHT WIRD, DIE HOHE HÖHLE SICH ALS LAUNISCH ERWEIST UND EIN STEIN DAMIT FORTFÄHRT, SICH ZU STREITEN

    Einige wenige Peitschenhiebe später kam endlich der Trollmarkt in Sicht: Eine gigantische Höhle, die sich über zwei Ebenen erstreckte und vor Schmutz nur so starrte. Die groben, in den Fels gehauenen Treppenstufen waren von Moos und