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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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Tropfen in seinen Bart flossen, schaute Trümmerboldt fragend in die Schwärze des Kristalls. Die Walze schnarrte indessen unbeirrt weiter und offenbarte dem Gefangenen der Maschine etwas, womit dieser wohl am wenigsten gerechnet hätte: „Ich, Zwerg, bin Harrm Blutklump. Ich bin der, den du suchst, jener, der zwischen Zwergen und Göttern steht, der Wächter der Hohen Höhle, der Herrscher eines eisernen Reiches, der Geist der Wächterhöhle und der vermutlich bedeutendste Erfinder, den die Gänge jemals gesehen haben, Stahl geworden und der Sterblichkeit entwachsen!“
    Diese Antwort schien den gebeutelten Trümmerboldt allerdings nicht zufriedenzustellen. Sein Blick war noch fragender als zuvor. Und so fuhr die unwirkliche Stimme aus dem Trichter fort: „Ich, Zwerg, bin die Wächterhöhle! Mein Wille pulst durch diese Rohre und mir gehören auch die Arme, die daran befestigt sind! Ich kann sehen, greifen und töten, in unzähligen Stollen gleichzeitig! Mein Geist durchzieht die gesamte Wächterebene, jeden einzelnen Gang, und bald schon…“, die Walzen hielten inne und machten eine bedeutungsvolle Pause, „… wird es das gesamte Imperium sein!“
    Ein dunkles, schepperndes Lachen drang aus dem Inneren des Trichters.
    Trümmerboldt schluckte. Seiner Lage zum Trotz wollte er seinen Gegner verstehen, womöglich eine Schwäche herausfinden und die Axt noch einmal herumreißen. Unsicher fragte er: „Du sagst also, du bist Harrm Blutklump. Zugleich aber behauptest du, du wärst die Wächterhöhle. Wie kann das sein?“
    Der schwarze Kristall fuhr näher an ihn heran.
    „Was mich dazu befähigt, Zwerg, ist Wissen!“, schnarrte der Trichter. „Denn Wissen ist Macht. Und das Wissen hat mich zu dem gemacht, was ich bin: Allgegenwärtig und unsterblich.“
    Trümmerboldt nickte beeindruckt. „Aber was genau tust du in dieser Gestalt?“
    Der Trichter zog sich kurz zurück, um gleich darauf wieder näher zu kommen. Die Eisenkugel des Kristalls blinzelte, und die Walzen schnarrten erneut: „Ich bewache den Schacht, wie man es mir aufgetragen hat. Wie es meine Aufgabe ist. Und ich bewahre das Eherne Volk vor seinem endgültigen Untergang.“ Die Walzen blieben kurz stehen und setzten sich dann noch einmal in Bewegung: „Und was noch wichtiger ist: Ich bewahre es vor seinen Göttern!“
    Mit jedem Wort wuchs Trümmerboldts Verwunderung.
    Unter ihm beendeten die Reparaturarme ihre Arbeit. Alles wirkte wieder wie neu. Als ob nie ein kräftiger Zwerg mit einem Stück Eisen darauf eingeschlagen hätte.
    Wovon sprach diese Maschine? Was sollte es bedeuten, dass sie die Zwerge vor ihren Göttern bewahrte? War Harrm Blutklump womöglich verrückt geworden? Wenn er schon eine Maschine geworden war, dann war es mit Sicherheit auch kein großer Schritt bis in den Wahnsinn.
    Das Kristallauge schien seine Gedanken erraten zu haben.
    „Hör zu, Krugk Trümmerboldt. Ich war der rechte Hammer Wutrich Pilzgrimms, des größten Gelehrten, der jemals unter den Bärtigen gewandelt ist. Ich habe den Schacht erklommen und die Götter gesehen! Ich bin stahlgewordenes Wissen. Durch jedes meiner Rohre pulst Erkenntnis. Längst habe ich meine sterbliche Hülle abgestreift und meinen Bart hinter mir gelassen. Ich habe meinen zwergischen Körper dem Feuer überantwortet und meine Seele in einen Seelenstein gebannt!“
    Seelensteine also. Trümmerboldt hatte von ihnen gehört. Spezielles Gestein, das in der Lage war, die Seele eines Zwergs aufzunehmen, wenn dieser unweit von ihm verbrannt wurde. Mit Hilfe dieser Steine ließen sich Geist und Wissen eines Zwergs konservieren. Bei den Ahnzwergen war das noch gang und gäbe gewesen. Doch nach den Magierkriegen waren die Seelensteine zusammen mit der Magie der älteren Zeitalter geächtet worden.
    Aber was scherte das einen Zwerg wie Blutklump? Er konnte tun, was immer er wollte. Der Verwalter hatte ihm freien Hammer gelassen. Dies war nicht das Imperium. Dies war das eiserne Reich eines stahlgewordenen Genies. Oder eben eines nicht minder stahlgewordenen Wahnsinnigen. Dies zu beurteilen, traute sich Trümmerboldt in diesem Moment nicht zu. Zumal er befürchtete, dass irgendeiner dieser Arme womöglich seine Gedanken lesen konnte.
    Doch davon war die Maschine weit entfernt. Sie war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Und als die Walzen sich wieder in Bewegung setzten, meinte Trümmerboldt in der rostigen Stimme sogar eine gewisse Art von Stolz wahrzunehmen.
    „Mein Seelenstein ist der

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