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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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konnten.
    „Diese Axtträger sehen beinahe aus wie die schwarze Garde“, raunte Blechboldt Fazzgadt leise zu.
    Fazzgadt nickte nachdenklich, während die Axtträger die Umstehenden auseinanderscheuchten.
    „Zumindest so, wie sie früher ausgesehen hat. Aber ihre Rüstungen sind schlechter verarbeitet.“
    „Wahrscheinlich schmieden sie in Magma statt mit Drachenfeuer“, erwiderte Blechboldt.
    Fazzgadt schüttelte nachdenklich den Kopf.
    „Aber warum sollten sie das tun? Die Rüstungen, die Waffen – sie versuchen das alte Imperium zu kopieren. Weshalb?
    Wenn mich wer verbannt, dann bekommt er eine Hammerklatsche von mir. Aber ich versuche mit Sicherheit nicht, so auszusehen wie er…“
    Da fiel Fazzgadts Blick auf die rot glühenden, feuerlosen Fackeln. An ihrem oberen Ende befand sich ein Kristall, in dessen Inneren ein seltsam kühles rotes Licht brannte, das beinahe an eine gefrorene Flamme erinnerte. Diese Fackeln boten einen eigentümlichen Anblick, ähnlich wie das käferlose weiße Licht der Piraten. Technisches Licht, das von einer nicht-tierischen Quelle gespeist wurde. Alte Traditionen und neue Technologie. Diese Welt schien eine seltsame Mischung zu sein.
    Am anderen Ende der Höhle, gegenüber dem Stollenausgang, gingen drei Gänge ab, die zwar grober behauen waren, jedoch in Art und Maßen ebenfalls denen des Imperiums zu entsprechen schienen.
    Fazzgadt sog scharf die Luft ein und wandte sich dann wieder an den Ferkelbändiger: „Denkst du, was ich denke?“
    Blechboldt nickte langsam.
    „Ich fürchte, ja…“
    Es war ein schauderhaftes Gefühl, bartlos in der schlechten Kopie einer Welt gelandet zu sein, die einem nach dem Leben trachtete.
    In diesem Moment kamen aus den grob behauenen Gängen zahllose Entzwergte hervorgeströmt, drängten sich an den Bewaffneten vorbei und sammelten sich um die vier Flüchtlinge. Bald waren es so viele, dass die Wachen sie nicht mehr zurückhalten konnten. Sie standen um die Gefährten herum, streckten die Hände nach ihnen aus, raunten und flüsterten. Ihr Flüstern hallte von den Wänden wider und breitete sich in der gesamten Höhle aus. Bald darauf war die Höhle mit so vielen Entzwergten gefüllt, dass man sich kaum mehr bewegen konnte.
    Und aus dieser wüsten Ansammlung entzwergter Zwergenkopien, die aufgeregt an den Lendenschurzen der Gefährten zerrten und sie anzufassen versuchten, waren vereinzelt ehrfurchtsvoll geraunte Worte zu vernehmen: „Es ist der Schicksalszwerg!“
    „Wahrhaftig!“
    „Habt ihr gesehen? Er trägt das Zeichen der Schaufel im Kinn!“
    „Er ist es!“
    „Fürwahr!“
    „Gelobt sei die Schaufel!“
    „Es geschieht barthaftig…“
    „Beim heiligen Hammer!“
    Im roten Schein des käferlosen Lichtes tanzten die Schatten der seltsamen Zwerge über die Wände. Immer wieder streckten sie die Hände nach den Prophezeiten aus, um die kargen Stoppeln ihrer Bärte und das Kinn Lunt Glimmboldts zu berühren.
    Die Bewaffneten hatten zunehmend Mühe, sie fernzuhalten.
    Die vier Entkommenen fragten sich bereits, ob die Entzwergten nicht womöglich noch schlimmer waren als die Trolle. Wobei Fazzgadt, der seinen Hammer mit Freuden weiter in die Wände der Mine getrieben hätte, keinen Moment daran zweifelte. Stattdessen musste er nun achtgeben, dass ihm nicht irgendein übereifriger Entzwergter den Lendenschurz vom Leib riss, um sich daraus eine Trophäe zu basteln.
    Glimmboldt quiekte derweil vergnügt und schnappte nach den haarigen Zwergenhänden, die sich nach ihm ausstreckten. Laut knallten seine stählernen Zähne aufeinander, und das staunende Geraune in der Höhle mischte sich mit den schmerzerfüllten Aufschreien derjenigen, deren Finger ihm zwischen die Zähne gerieten. Statt von Glimmboldt Abstand zu halten, schienen die Entzwergten darüber jedoch geradezu in Verzückung zu geraten. Gebissen von einem Geweissagten! Von einem, der das Volk der Zwergeretten und zu neuer Blüte führen würde! Das bedeutete Glück. Vielleicht auch ein bisschen Wundbrand. Aber vor allem Glück! Wenig später schoben die Entzwergten Glimmboldt förmlich ihre Finger in den Mund, sodass er schließlich verdutzt dasaß und vor Verwunderung beinahe das Glucksen vergaß.
    Durch die Gänge strömten immer noch mehr Entzwergte herbei.
    Fazzgadt schrie auf. Im Getümmel hatte irgendjemand ihm tatsächlich seinen Lendenschurz gestohlen. Die Bewaffneten waren an den Rand der Höhle gedrängt worden. Es war hoffnungslos. Sie vermochten nicht einmal mehr

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