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Nimue Alban 10 - Der Verrat

Nimue Alban 10 - Der Verrat

Titel: Nimue Alban 10 - Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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die Lage im Charisianischen Viertel viel schlimmer erscheinen, als sie tatsächlich sein wird. Ganz egal, wie viele Männer du da draußen auf den Straßen hast, ein Großteil der Bevölk e rung hat sich in ihren Häusern verschanzt und rührt sich nicht. Ist ja nicht so, als hätte wirklich die ganze Stadt zu den Waffen gegriffen. Wenn du also den Palast so lange ha l ten kannst, bis Daryus eintrifft …
    Byrk Raimahn warf einen Blick über die Schulter und stieß einen bitteren Fluch aus. Bislang hatten sie Glück g e habt. Aber genau dieses Glück hatte sie soeben verlassen.
    Die vordersten Reihen der zornigen Meute hatten die kleine Gruppe Flüchtlinge entdeckt, die sein Großvater und er bei ihrer Flucht in Richtung Hafen zusammengesammelt hatten. Eine Stimme in Byrks Hinterkopf hatte darauf g e drängt, nur ja nicht langsamer zu werden. Aber Byrk hatte es nicht übers Herz gebracht, die armen, verängstigten Gesta l ten zu ignorieren, die sich ihnen in ihrer Panik angeschlossen hatten – die meisten davon Frauen und Kinder. Wahrschei n lich lag das nicht zuletzt daran, dass seine Großeltern immer noch gepflegt und wohlhabend wirkten. Selbst mitten in e i nem blutrünstigen Aufstand konnten die beiden gar nicht anders, als immer noch gelassen und beherrscht zu ersche i nen. Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass die Raimahns ganz offenkundig ein Ziel ansteuerten, statt nur kopflos durch die Straßen zu hasten. Auf jeden Fall lag es nicht daran, dass sie gut bewaffnet und zahlreich gewesen wären!
    Eines hatte Byrk sofort begriffen: Je größer ihre Gruppe wurde, desto langsamer wurde sie … Um so wahrscheinl i cher wurde es daher auch, dass die menschlichen Pei t schenechsen, die durch die Straßen marodierten, auf sie aufmerksam würden. Doch die Großeltern Raimahn hätten ihrem Enkel niemals verziehen, hätte er versucht, die ve r ängstigten Flüchtlinge abzuschütteln. Tief in seinem Herzen war er dafür dankbar. Er wusste, dass er selbst es sich nie vergeben und Selbsthass seine Zukunft überschattet hätte. Nicht, dass es im Augenblick aussähe, als hätte er noch viel Zukunft vor sich.
    Rasch blickte er sich um. Zu ihrer kleinen Gruppe gehö r ten vielleicht ein halbes Dutzend Männer seines Alters. Möglicherweise waren sie auch ein paar Jahre älter. Die meisten davon sind die Väter der Kinder hier, dachte er b e kümmert, als er sah, wie ihre Frauen und Kinder sich ve r ängstigt an sie klammerten. Drei oder vier weitere Männer lagen von ihrem Alter irgendwo zwischen Byrk und seinem Großvater. Und das war alles. Hinter ihnen jedoch stürmten mindestens einhundert aufgebrachte Aufrührer in die Allee.
    Byrk überlegte einen Augenblick, dann wandte er sich an seinen Großvater.
    »Gib mir dein Schwert! «, sagte er.
    Claitahn Raimahns Hand fiel auf das Heft des altmod i schen Entermessers, das er an der Seite trug. Genau dieses Entermesser hatte er als junger Mann auf den Planken so mancher Galeere geführt. Eine ganz ähnliche Waffe hing an einem Gehenk über der Schulter seines Enkels.
    »Warum denn das? «, fragte Claitahn und brachte ein a n gestrengtes Lächeln zustande. »Sieht doch ganz so aus, als würde ich das in ungefähr einer Minute dringend brauchen! «
    »Nein, tust du nicht «, widersprach Byrk tonlos. »Du bringst Großmutter – und all die anderen Frauen und Kinder – nach Harbor Hill Court Nummer sieben. « Claitahns Augen weiteten sich. Er wusste genau, dass dort Aivah Pahrsahn residierte. »Dort wurden … Vorbereitungen getroffen, um sie zu beschützen. « Byrk blickte seinem Großvater fest in die Augen. »Und du bringst sie alle dorthin, Großvater. Ich verlasse mich auf dich! «
    »Byrk, ich kann doch nicht …« Claitahns Stimme bebte. Nur war für derlei Diskussionen jetzt keine Zeit mehr. Byrk streckte die Hand aus und zog das Entermesser aus der Scheide am Gürtel des alten Mannes.
    »Ich hab dich lieb, Großvater «, sagte er leise. »Jetzt geh! «
    Einen Moment lang starrte Claitahn ihn nur an. Dann ho l te er zittrig Luft und wandte sich zu seiner weinenden G e mahlin um.
    »Kommt mit «, sagte er mit erschreckend schwacher Stimme, »er … er hat recht. «
    Byrk blickte an ihm vorbei und schaute zwei der anderen Männer aus ihrer kleinen Gruppe an.
    »Wer hilft mir? «, fragte er. Zwei der Männer in seinem Alter wandten den Blick ab. Ihre Gesichter verrieten, wie sehr sie sich dafür schämten. Sie schafften es nicht, ihm in die Augen zu schauen. Byrk

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