Nimue Alban 10 - Der Verrat
zauderte keinen Moment.
»Angriff, Jungs! «, bellte sie, und die Musketiere stießen ein Geheul aus. Sie bellten den Kampfschrei der Charisian Marines und stürzten sich im Schutze ihrer Bajonette als kompakte, todbringende Gruppe der Menschenmenge entg e gen.
Die Siddarmarkianer waren zu dicht gedrängt, um ihnen ausweichen zu können. Ihr hungriges, hasserfülltes Gebrüll, das noch vor wenigen Sekunden durch die Straßen von Si d dar-Stadt gehallt war, verwandelte sich in Entsetzensg e schrei. Schon bald löste sich die Menschenmasse in einzelne Gruppen verängstigter Männer auf, die verzweifelt versuc h ten, den glitzernden, tödlichen Bajonetten auszuweichen.
Den Bajonetten, von denen nur wenige Augenblicke sp ä ter Blut troff.
»Also, Byrk? «, war die Stimme des Kommandeurs zu h ö ren. »Willst du jetzt nur den ganzen Tag da herumstehen? « Byrk blickte den Befehlshaber der Musketiere an. Raif Ah l aixsyn grinste ihn wild an. Dann deutete er mit seinem reich verzierten, blutverschmierten Rapier auf die fliehende Me u te. »Komm in die Hufe, Mann! «
»Tod den Ketzern! «
»Tod allen Verrätern! «
»Heiliger Langhorne, und keine Gnade! «
»Nieder mit der Tyrannei! «
»Tötet die Blutsauger! «
»Tötet Charis ’ Speichellecker! «
»Gott will es! «
Na, wär ja schön gewesen, hätte Daryus es noch rechtze i tig geschafft!, dachte Greyghor Stohnar, als die brüllende Meute vom Westen her auf den Platz der Verfassung schwappte. Von den Hauswänden hallte ihr Gebrüll wider. Mit dem erfahrenen Auge eines ehemaligen Offiziers schät z te Stohnar, dass es fünf- bis sechstausend waren. Schon oft hatte er gesehen, wie der Platz sich mit einer derart großen Menschenmasse gefüllt hatte, dicht an dicht gedrängt. Unter den Aufrührern befanden sich beachtlich viele Männer in Soutanen und mit Priesterhaube auf dem Kopf. Deren Fa r ben konnte der Reichsverweser bei dieser Entfernung nicht erkennen. Er hätte aber jeder Zeit darauf gewettet, dass das Purpur des Schueler - Ordens überwog.
Hier und dort sah Stohnar Piken und Hellebarden, vor a l lem jedoch Schwerter, Keulen, hin und wieder Mistgabeln … Waffen, die sich leicht verbergen oder notfalls rasch b e schaffen ließen, war der rechte Moment gekommen. Das könnte erklären, warum Maidyn und er unterschätzt hatten, wie viele Männer Pahtkovair und Airnhart aufgetrieben ha t ten. Der Geheimdienst der Siddarmark hatte Ausschau nach schwereren, moderneren Waffen gehalten.
Du hättest daran denken müssen, dass man mit einem Pflasterstein ebenso gut jemanden umbringen kann wie mit einer Pike, Greyghor!, dachte Stohnar. Natürlich ist das ke i ne richtige Armee, nur ein zusammengerotteter Haufen mit in jeder Hinsicht zweifelhafter Moral. Vielleicht fehlt ja doch der Mut, sich zum Kampf zu stellen, wenn sie es mit ausg e bildeten Soldaten zu tun bekommen. Andererseits … Er dachte den Gedanken nicht zu Ende, sondern beobachtete, wie die bewaffneten Haufen sich vereinigten und gemeinsam den Platz stürmten.
Stohnar verwünschte das Tor in der Umfassung des Pala s tes. Reiner Zierrat! Ein massives Fallgatter wäre jetzt das einzig Wahre, am besten noch mit Öffnungen, durch die man siedendes Öl kippen könnte! Schon immer hatte sich die R e publik mit ihrer Bürgernähe gebrüstet. Deswegen, damit j e der Bürger zur Regierung gelangen konnte, gab es in dem wunderbar gearbeiteten schmiedeeisernen Tor ja auch nicht einmal ein Gatter! Eine ganze Kompanie Pikeniere wäre nicht in der Lage, die ganze Breite des Durchgangs zu ve r sperren. Dafür hätte man eben auch eine ganze Kompanie vom Wehrgang auf der Mauer um den Palast abziehen mü s sen.
Dass die Mauer unterbesetzt war, hatte die zornige Meute offensichtlich bereits begriffen. Zumindest im Augenblick wirkte es noch, als hätten die Rädelsführer die Aufständ i schen fest im Griff. Die Männer in der Mitte der vordersten Reihe blieben ein wenig zurück: Sie hielten zwar mit lan g samen Schritten immer noch bedrohlich auf das Tor zu, doch noch blieben sie auf Abstand. Die Meute links und rechts von ihnen rückte rasch vor, stürmte auf die beiden Enden der Mauer zu. Die Taktik war leicht zu durchschauen: man wol l te das Regiment der Verteidiger so weit wie möglich ause i nander ziehen.
Diese Dreckskerle stoßen durch!, sagte sich Stohnar. Se i ne Hand lag auf dem Staatsschwert der Republik Siddar m ark, das er an seinem Gehenk über der rechten Schulter trug. Dieses Schwert hatte einst
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