Nimue Alban 10 - Der Verrat
Pflicht als Offizier des Kaisers war «, sagte Manthyr fest. Trotz der Tränen, die ihm unablässig über die Wangen strömten, klang seine Stimme kräftig und ruhig. »Immer, in all der Zeit, die ich Sie nun schon kenne. Was auch immer Sie denen gesagt haben, was auch immer Sie ausgesprochen haben mögen, weil man Sie gefoltert hat, vermag nichts d a ran zu ändern. Und es vermag auch nichts an dem zu ändern, wer Sie sind und wer Sie schon immer waren. Ich bin stolz auf Sie, Lainsair! Sie haben gute Arbeit geleistet und sich tapfer geschlagen. Ich bin wirklich stolz auf Sie. Es war mir eine große Ehre, zusammen mit Ihnen Dienst getan zu h a ben. «
»Ich danke Ihnen, Sir. « Nur der Hauch einer Stimme, Manthyr konnte seine Worte kaum verstehen. Und doch u m spielte die Andeutung eines geisterhaften Lächelns die riss i gen Lippen des Jungen.
»Nein, Lainsair. « Manthyr hob den Kopf des Midshi p mans gerade weit genug an, um dem J ungen einen Kuss auf die Stirn zu hauchen, und veränderte dabei kaum merklich die Haltung seiner Finger.
»Nein, Lainsair. Ich danke Ihnen «, sagte er mit sehr san f ter Stimme … und riss mit einem Ruck den Kopf des Jungen zur Seite.
.5.
Jahras-Golf,
Desnairianisches Reich
»Meine Empfehlungen an den Admiral, Master Aplyn-Ahrmahk. Bitte informieren Sie ihn, dass Admiral Shain das Signal geflaggt hat! «
»Aye, aye, Sir. Ihre Empfehlungen an Admiral Yairley, und Admiral Shain hat das Signal geflaggt. «
Zufrieden nahm Aplyn-Ahrmahk zur Kenntnis, wie ruhig seine Stimme klang – trotz der Umstände. Er salutierte und eilte auf die Leiter zu. Ihm ging dabei eine Volksweisheit durch den Kopf: Die Dinge könnten sich unglaublich ändern, obwohl alles beim Alten bliebe. Wie eben gerade jetzt war der Midshipman Aplyn-Ahrmahk sicher schon Hunderte Male mit Meldungen für Captain Yairley unter Deck g e schickt worden. Dennoch war dieses Mal alles anders: Zum einen war die Meldung von enormer Bedeutung, wichtiger als die meisten anderen, die man ihm je an vertraut hatte. Und es war Ensign Aplyn - Ahrmahk der die Meldung zu Admiral Yairley brachte – und das nicht etwa, weil der E n sign zufälligerweise gerade zur Verfügung stand. Er übe r brachte die Meldung, weil er Admiral Sir Dunkyn Yairleys Flaggleutnant war.
Auf den ersten Blick war Aplyn-Ahrmahk für einen so l chen Posten geradezu lächerlich jung. Andererseits diente er jetzt schon beinahe vier Jahre unter Sir Dunkyn, und die N a vy hatte angesichts des immensen Flottenausbaus nicht nur zu wenig erfahrene Matrosen – ihr fehlte es auch an erfahr e nen Offizieren. Es war äußerst unwahrscheinlich, dass es irgendwo noch einen Leutnant gab, der ähnlich vertraut war mit der Denk- und Vorgehensweise des Admirals und zur Verfügung stand. Aplyn-Ahrmahk hatte deutlich mehr E r fahrung, als seine sechzehn Lenze (na gut, erst in ein paar Fünftagen würde er sechzehn!) erwarten ließen. Außerdem würde er an seinem Geburtstag ohnehin ganz offiziell in den Rang eines Lieutenant erhoben. Der Posten stünde ihm also auch ohne Offiziersknappheit gewissermaßen zu. Allerdings hatte Aplyn-Ahrmahk feststellen müssen, dass die Umgang s formen, die der Posten verlangte, trotz Sir Dunkyns ausgi e biger Einweisung nicht gerade seine Stärke waren. Na ja , das würde ein gewisser junger Ensign wohl ausgleichen müssen, in dem er hart an sich arbeitete!
Er erreichte die Kassettentür zu Admiral Yairleys Kajüte und Arbeitszimmer. Tatsächlich war es die gleiche Kajüte, die auch Captain Yairley schon genutzt hatte. Denn die Destiny war (b e dauerlicherweise) keine der neuen, größeren Galeonen, die über eigene Räumlichkeiten für Flaggoffiziere verfügten.
Wieder ein Beispiel dafür, wie wenig sich die Dinge doch ändern, dachte der Ensign, nickte dem Marineinfanteristen auf Wachposten zu und klopfte dann energisch an. Kurz glaubte er, man habe sein Klopfen nicht gehört. Doch dann war eine Stimme zu hören.
»Herein! «
Aplyn-Ahrmahk nahm die Kopfbedeckung ab, klemmte sie sich mit noch mehr Sorgfalt als sonst unter den Arm und fuhr sich noch einmal mit den Fingern durch das zerzauste Haar, bevor er eintrat. Nicht, dass er sich Sorgen darüber machte, wie der Admiral über das Äußere seines Flaggleu t nants denken mochte. Ach, bitte, bitte nicht Raigly …!
Nachdem der funkelnagelneue Admiralswimpel am Besan der Destiny zum ersten Mal entrollt worden war, hatte Sy l vyst Raigly, Sir Dunkyns Kammerdiener und Steward, eines
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