Nimue Alban 10 - Der Verrat
Stahkail hatte Fürsprecher bei Hofe und stand in dem Ruf, ein guter Artillerist zu sein. Alle r dings hatte er sich diesen Ruf hauptsächlich dank seiner pe r sönlichen Prahlereien erworben. Jahras zumindest hatte bi s lang noch nichts gesehen, was ihn davon überzeugt hätte, dieser Ruf sei berechtigt. Andererseits musste man der Fai r ness halber zugeben, dass Stahkail ein Artillerist der Army war, nicht der Navy.
Nicht, dass der Baron im Augenblick sonderlich daran i n teressiert gewesen wäre, Stahkail gegenüber fairer zu sein als unbedingt notwendig.
Er hob das Teleskop und sah sofort die weißschäumenden Wellen dort, wo die Kanonenkugeln über das Wasser jagten. Vielleicht hatte Stahkail es ja darauf angelegt, dass die K u geln oft genug von den Wellen abprallten und letztendlich doch noch ihr Ziel trafen, so wie ein Artillerist an Land das bei geeignetem Terrain hin und wieder versuchte. Aber falls das tatsächlich der Plan des Generals sein sollte, schien er nicht aufzugehen.
Du solltest dich ihm gegenüber wenigstens ein bisschen um Fairness bemühen, Urwyn!, schalt Jahras sich selbst. Es ist doch nun wirklich nicht sonderlich wahrscheinlich , dass die Charisianer jemals in seine Reichweite kommen. Wenn er sie also überhaupt treffen will, dann muss er das über eine immense Entfernung hinweg versuchen.
Bedauerlicherweise schien Stahkails … Eifer ansteckend zu sein: Nun eröffnete auch eine der Schwimmenden Batt e rien, die der Dreiecks-Untiefe am nächsten waren, ebenfalls das Feuer, allerdings nur sporadisch. Ihre Geschütze waren dem Wasser viel näher, sodass ihre Reichweite noch geri n ger ausfiel als die der Festung. Zornig ließ der Baron das Fernrohr sinken.
»Signalisieren Sie bitte den Schwimmenden Batterien, Captain! «, fauchte er. »›Feuer einstellen! Nicht Pulver und Kugeln verschwenden!‹ «
»Aye, Mein Lord «, erwiderte Ahlvai und räusperte sich dann. » Ähm , soll ich das auch General Stahkail signalisi e ren, Sir? «
»Auf keinen Fall, Captain! « Jahras brachte tatsächlich ein Lächeln zustande. »Zunächst einmal hat er deutlich mehr Pulver in seinen Munitionskammern als die Batterien. Zwe i tens habe ich das Gefühl, ihm ist noch nicht ganz klar, dass die Verteidigung von Iythria hier der Navy zufällt. Er scheint ein wenig verwirrt zu sein, wie denn nun eigentlich die We i sungskette aussieht. Ich möchte sein offenkundig überstr a paziertes Hirn ungern noch zusätzlich überfordern, indem ich ihm genau das mitten im Gefecht erkläre. «
»Ich verstehe, Mein Lord. « Es entging Jahras nicht, dass Ahlvai Schwierigkeiten hatte, neutral zu klingen. Nun ja, es war ja nicht so, als würde der Baron seinen Flaggkomma n danten mit seiner Meinung über Stahkail überraschen. Alle r dings sollte Jahras dieses Feuer nicht noch zusätzlich sch ü ren.
Der Captain wandte sich ab. Seine Schultern zuckten, ganz offensichtlich unterdrückte er ein Lachen. Dann winkte er seine Signalgasten heran. Einen oder zwei Momente lang beobachtete Jahras Alilvai noch. Dann drehte er sich wieder zu den Charisianern um, die sich gerade anschickten, Segel einzuholen.
Segel klar zum Gefecht, dachte er. Oh Langhorne, ich ho f fe, Chihiro und du behalten uns hier unten wachsam im A u ge! Ich glaube nämlich, dass wir dich dringend brauchen werden!
Sir Dunkyn Yairley hatte kaum Zeit, die Schlachtreihe vor Anker liegender Galeonen und Schwimmender Batterien zu betrachten. Dabei war genau diese Schlachtreihe das Nahziel seines Geschwaders. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, Captain Ahldahs Rahzwails Schiffe und das halbe Dutzend Schwesterschiffe zu beobachten.
Der Anblick der HMS Volcano war … ungewohnt. Sie war größer als die Destiny, obwohl sie nur über vierun d zwanzig Geschütze verfügte und nur zwölf Geschützpforten auf jeder Breitseite aufwies. Sämtliche dieser Geschütze w a ren auf dem Spardeck montiert, sodass sich ihre Pforten gute zwanzig Fuß über der Wasserlinie befanden. Das Schan z kleid dieses Schiffes war höher als das der meisten anderen Galeonen, und die Geschützpforten wirkten unproportioniert und groß. Dazu kam, dass HMS Volcano ungewöhnlich breit war und geradezu erschreckend massig wirkte – obwohl das von Yairleys Position aus nicht sonderlich auffiel. Schlie ß lich betrachtete er nur das Profil des Schiffes.
Es gab einen Grund, warum dieses Schiff so sonderbar wirkte. Ebenso wie es einen Grund dafür gab, dass die Volcano in King ’ s Harbour gebaut
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