Nimue Alban 10 - Der Verrat
sich seine Schiffe an Ort und Stelle wenden lassen. Sie könnten so beachtliche Feuerkraft auf jeden konzentrieren, der sich der desnairianischen Abwehr näherte. Jahras hatte auch alles getan, um zu verhindern, dass der Gegner seine Schlachtreihe durchbrechen und seine Schiffe dann von be i den Seiten ins Kreuzfeuer nehmen konnte. Nicht einmal die Abwehr landeinwärts war vergessen worden. Die Batterien am Ufer hatte er verstärken lassen. Zudem waren ganze I n fanterieregimenter der Imperial Desnairian Army abko m mandiert, um seine Marine-Kontingente zu verstärken. I m merhin bestand die Gefahr, dass die Charisianer vers u chen würden anzulanden. Die Entscheidung des Barons, im Falle eines Gefechts vor Anker zu bleiben, bedeutete zugleich, dass seine Matrosen nicht manövrieren mussten und er so alle Mann für die Bedienung der Geschütze ei n setzen konnte. Ungefähr fünfundzwanzigtausend Mann hatte er zusätzlich in der Garnison von Iythria stationiert und eine hinreichende Anzahl von Booten bereitgestellt, um jederzeit Ersatz auf seine Galeonen und Batterien schaffen zu können, falls er dramatischere Verluste zu beklagen hätte.
Trotzdem war Sir Domynyk Staynair wirklich so zuve r sichtlich, wie er sich nach außen hin gab. Er rechnete nicht damit, dass dieser Einsatz leicht werden würde – aber das galt ja für fast alle Dinge, die zu tun sich lohnte. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, als er an ein Gespräch zurüc k dachte, das er kürzlich mit Prinz Nahrmahn geführt hatte.
»Ich muss sagen, ich hatte nicht damit gerechnet, dass Jahras einen solchen Empfang für Sie vorbereiten würde, Domynyk «, hatte der kleine Emeraldianer mit düsterer Stimme über Com gesagt. Ganz offenkundig war er besorgt. Doch Rock Point hatte nur grimmig in sich hineingelacht.
»Er gibt sich redlich Mühe, das muss ich ihm lassen «, ha t te der Admiral geantwortet. »Und angesichts all der Widri g keiten, mit denen er sich herumplagen muss, ist das wah r scheinlich der beste Plan, der sich nur ersinnen lässt. Aber es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen dem besten Plan, der sich ersinnen lässt, und einem Plan, der auch nur den Hauch einer Erfolgschance hat, Nahrmahn! «
»Selbstverständlich wage ich mich hier auf Ihr Fachgebiet vor. Aber für mich sieht das Ganze gar nicht gut aus «, erwiderte Nahrmahn.
»Das liegt nur daran, dass Sie kein erfahrener Seemann sind. « Rock Point schüttelte den Kopf. »Ach, wenn wir nicht die Explosivgranaten und Ahlfryds Steilgeschütze hätten, stünde es sehr viel schlechter um uns, da gebe ich Ihnen – und auch Jahras – sofort recht. Aber letztendlich würden wir ihn trotzdem erledigen, selbst wenn wir nichts anderes hätten als altmodische Kanonenkugeln. Wir hätten hohe Verluste hinzunehmen, aber erledigen würden wir ihn trotzdem! «
»Wie können Sie sich da so sicher sein? « Nahrmahns Frage entsprang echter Neugier, nicht etwa Zweifel. Rock Point zuckte mit den Schultern.
»Ein Kriegsschiff ist eine mobile Geschützplattform, Nahrmahn! Und Jahras hat nicht die Erfahrung eines charis i anischen Flaggoffiziers. Er glaubt, die Mobilität spiele unter diesen Umständen keine Rolle mehr. Aber da täuscht er sich. Für eine Landratte oder einen Offizier der Army muss Jah r as ’ Position wirklich unüberwindlich erscheinen. Aber ein Seemann sieht die Löcher in diesem Schutzwall. Und ich habe die Absicht, eine ganze Flotte durch diese Löcher s e geln zu lassen! «
Und das sagte ich nicht nur, Euer Hoheit, dachte er nun, ich meinte es auch! Und jetzt ist es an der Zeit, zu zeigen, wie’s funktioniert!
.6.
Äußere Reede und Binnenhafen,
Hafen von Iythria,
Kaiserreich Desnairia
Die Geschütze in der Dreiecks-Untiefe eröffneten als Erste das Feuer.
Dämlich, dachte Sir Dunkyn Yairley. Wir sind doch noch mindestens eine Meile außerhalb eurer Reichweite, ihr Idi o ten! Wahrscheinlich ist das die verdammte Army ; selbst desnairianische Marinekanoniere müssen wissen, dass man über eine Entfernung von vier Meilen hinweg nicht das G e ringste treffen kann – und schon gar nicht mit desnairian i schen Geschützen!
Selbstredend hatte Sir Dunkyn nichts dagegen einzuwenden, dass die gegnerischen Schützen Pulver und Munition verschwendeten. Die ersten, sorgfältig vorbereiteten und gezielten Salven waren meist die effektivsten. Aus genau diesem Grund wartete man mit dem Schießen, bis man dem Ziel nahe genug gekommen war, um es kaum noch verfehlen zu
Weitere Kostenlose Bücher