Nimue Alban 10 - Der Verrat
Lafetten nach, auch wenn er sich sicher war, das Projekt werde noch warten müssen, bis die neuen Schiffe mit eisernen Spanten fertig gestellt wären, von denen Mahndrayn seinerzeit gesprochen hatte. Und das hi n zubekommen, bei all den Masten und Spieren, die im Wege waren, würde eine beachtliche Herausforderung sein. Doch wenn sie es erst einmal geschafft hätten, auch die Steilg e schütze mit Zügen auszustatten, und einen Weg fänden, die Rohre noch weiter zu verkürzen … und wenn sie dann noch Schwenkzapfen hinbekämen, die den Rückstoß des Rohrs aushielten … und wenn sie auch diese Geschütze mit einem Hinterlader-Mechanismus ausstatten könnten, dann … ja, dann …!
Doch im Augenblick taten die Geschütze der Volcano g e nau das, wofür man sie entwickelt hatte, so unausgereift di e ses System auch noch sein mochte.
Rahzwail wandte der Festung den Rücken zu. Jeder Tre f fer durch die gegnerischen Geschütze wäre pure Glückss a che. Und nicht nur das, bei der Konstruktion der Volcano waren Kanthölzer verbaut worden, die beinahe doppelt so dick waren wie die einer Standard-Galeone – und das nicht nur, um dem Rückstoß ihrer eigenen Geschütze etwas entg e genzusetzen. Über eine derartige Distanz hinweg sollten di e se dicken Seitenwände selbst für Festungsgeschosse pra k tisch undurchdringlich sein. Bedauerlicherweise ließ sich nicht das Gleiche über die Wände der Festung sagen, auf die nun die Geschütze der Volcano feuerten.
Angesichts ihrer gewaltigen Größe hätten diese Geschütze bei einer traditionellen Belagerung sehr gute Rammböcke abgegeben. Wieder und wieder schleuderten sie ihre einhu n dertfünfzig Pfund schweren Kanonenkugeln gegen das Ma u erwerk. Die Befestigungsanlagen von Iythria waren noch in der altmodischen Weise errichtet worden: ohne zusätzliche Schutzwälle aus Sand, die so manches Geschoss aufzuhalten vermochten. Genau diese neue Bauweise war beim Anlegen neuer Festungen durch die Fortschritte auf dem Gebiet der Artillerie unerlässlich geworden. Auch unter dem Dauerb e schuss durch die Volcano wären jene Festungsmauern rasch geborsten. Doch warum sollte man eine Wand durchschl a gen, wenn man sie stattdessen einfach ignorieren konnte?
Rahzwail schaute zu, wie die Mannschaften, die die Geschütze bedienten, nachluden. Unausweichlich dauerte das seine Zeit, obwohl Mahndrayn und er alles in ihrer Macht Stehende unternommen hatten, das Nachladen weiter zu vereinfachen. Der obere Teil der Lafette war ein eigenständiges Gerüst. Dessen Schlitten konnte in Furchen der unteren, mit Rädern ausgestatteten Lafettenkomponente zurückgleiten. Die Walzräder wiederum liefen auf eisernen Schienen, die man ins Deck eingelassen hatte, sodass sich die gesamte Lafette trotz ihres beachtlichen Gewichtes durch zwei Männer bewegen ließ (zumindest bei ruhigem Wetter). Wenn der obere Teil des Schlittens zurückglitt, so geschah das in e i nem schrägen Winkel. Die Mündung des emporgereckten Rohrs kam dabei dem Deck näher. Selbst dann noch war die Mündung unpraktisch hoch für die Geschützbedienung, die das Rohr nun auswischen und nachladen musste. Aber es ließ sich trotzdem bewerkstelligen. Zugleich bedeutete es auch, dass sie das Rohr dafür nicht erst mühselig absenken und vor jedem Schuss neu aufrichten mussten. Das alles war immer noch recht schwerfällig, und die Schussrate war u n gleich geringer als die eines standardisierten Dreißigpfü n ders. Rahzwail arbeitete schon daran, das System zu verbe s sern. Ja, wenn man hier einen Hinterlader-Mechanismus einführen könnte, dachte er erneut. Sollten sie das jemals zustande bringen …
Trotz all der Schwierigkeiten gelang es den Schützen der Volcano, eine Schussrate aufrechtzuerhalten, die beinahe doppelt so hoch war wie zu der Zeit, als es noch keine abg e packten Ladungen und keine Schlitten gegeben hatte. Wä h rend Rahzwail noch zuschaute, glitten schon neue Pulve r beutel in die Rohre und wurden festgestampft, gefolgt von den Granaten, an denen man zuvor zur Stabilisierung sog e nannte Schuhe befestigt hatte. Diese Schuhe – flache Hol z scheiben, die den gleichen Durchmesser hatten wie die Gr a naten selbst – sorgten für die korrekte Positionierung der Granaten im Rohr und stellten sicher, dass die Zünder nicht in Kontakt mit den Pulverladungen kamen. Zugleich ließen sich die Granaten damit deutlich leichter handhaben – und auch das war nicht zu verachten: Schließlich wog jede ei n zelne Granate
Weitere Kostenlose Bücher