Nimue Alban 10 - Der Verrat
richtige Gemahlin auszuwählen, die ihren Teil zu der Mischung beiträgt. «
Sharleyan lachte und schüttelte den Kopf.
»Nahrmahn, versuchen Sie nicht, mir weiszumachen, Sie wären nicht ganz vernarrt in alle Ihre Kinder! «, schalt sie ihn.
»Natürlich bin ich das! «, erwiderte der emeraldianische Fürst, der in seinem Arbeitszimmer in Eraystor saß. »Aber Ihr könnt doch nicht von mir erwarten, dass ich das einfach aller Welt kundtue. Vor allem nicht, wenn die Kinder das vielleicht mitbekommen könnten! Ich verstehe schon, warum sich Merlin Sorgen gemacht hat, nachdem ich Machiavelli entdeckt hatte. Aber wenn ich ganz ehrlich sein darf, hatte ich das meiste davon schon selbst herausgefunden. Und der Zynismus, den dieser Mann an den Tag legt, wenn es um Religion geht, wäre ja fast schon eines Zhaspahr Clyntahn würdig! Aber noch nie ist ein Kind zur Welt gekommen, das seinen Eltern gegenüber nicht von Natur aus ein echter M a chiavellist gewesen wäre. Um sich manipulieren zu lassen, braucht man nur die Verantwortung für ein Wesen zu haben, das so skrupellos und ichbezogen ist wie ein Kind! «
»Das ist möglicherweise das Zynischste, was ich je gehört habe «, gestand Cayleb. Nun war es an Nahrmahn zu lachen.
»Ich habe ja nicht gesagt, Kinder seien nicht liebenswert – oder auch liebevoll, Euer Majestät! Ich sage nur, dass Kinder ichbezogen und skrupellos sind. Das ist einfach so! Ich glaube, zu den schwierigeren Aufgaben gehört es, einem Kind eine andere Einstellung beizubringen. Letztendlich ist es diese Mühe natürlich wert. Aber es ist schwierig. Mit Fe l ayz hatte ich mehr Glück, als ich verdient habe. Und bislang macht sich meines Erachtens auch Nahrmahn Gareyt ganz passabel. Natürlich ist das weit mehr Ohlyvyas Verdienst als meines. Ich war leider viel zu sehr damit beschäftigt, intr i gant, verschlagen und skrupellos Realpolitik zu betreiben. Daher habe ich nicht in dem Maße meinen eigenen Beitrag dazu geleistet, die Kinder zu zivilisieren, wie ich das hätte tun sollen. Aber es sind doch trotzdem gute Kinder, nicht wahr? «
» Oh ja , zweifellos! «, unterstrich Cayleb und lächelte. »Und das Gleiche gilt auch für unseren Hektor. Aber wo ich jetzt so darüber nachdenke: er ist auch nicht mehr so sehr Kind wie früher, oder? «
»Seine Durchlaucht Herzog Darcos, Lieutenant der Imperial Charisian Navy «, sprach Sharleyan den vollständigen Ehrentitel des jungen Offiziers aus, den das Kaiserpaar adoptiert hatte. »Ich wette, damit hat das Kerlchen gar nicht gerechnet, als er seinerzeit für seine Midshipman-Prüfung gebüffelt hat! «
»Nein, bestimmt nicht. « Caylebs Lächeln schwand, als er daran zurückdachte, wie Midshipman Aplyn zu einem Mi t glied der königlichen Familie von Charis geworden war.
»Ich wollte keine schlechten Erinnerungen wachrufen, Cayleb «, sagte Sharleyan leise. Ihr Gemahl schüttelte rasch den Kopf.
»Wir haben doch beide Menschen verloren, die uns lieb und teuer waren, Sharley. Und wie sagt Maikel immer? ›Sie zu verlieren, ist der Preis, den wir dafür zahlen müssen, sie lieben zu dürfen.‹ Aber manchmal haben wir das Glück, dass aus dem Verlust auch etwas Gutes erwächst. Und genau das trifft auf Hektor zu. Ich würde ja gern von mir behaupten, ich hätte meinen Teil dazu beigetragen, einen guten Sohn aufzuziehen. Aber der Dank dafür gebührt eindeutig seinen Eltern. Ich bin einfach dankbar, dass er sich so gut macht. Vorausgesetzt, wir können dafür sorgen, dass er weiterhin am Leben bleibt! «
Sharleyan und er blickten einander an. Wie ein Schatten fiel die Erinnerung an das Blutbad über beider Züge, mit dem die Schlacht von Iythria ihren Anfang genommen hatte.
»Wir können nur unser Bestes geben, Cayleb «, meinte Nahrmahn. »Es hat Zeiten gegeben, da wäre es mir leicht gefallen, das zu sagen. Aber Nahrmahn Gareyt kommt al l mählich in das Alter, in dem ich darüber nachdenken muss, ob er nicht auch zur See fahren sollte. Andererseits würden wir keinem unserer Kinder ebenso wenig wie unseren Unte r tanen einen Gefallen tun, wenn wir versuchten, sie immer schön zu Hause in Sicherheit bleiben zu lassen. Euer Maje s tät wusste ja schon, wie der Dienst in der Navy aussieht, weil Euer Herr Vater ihn Euch hat aus nächster Nähe kennenle r nen lassen. Genau das war für uns im Laufe der letzten Jahre von unschätzbarem Wert. Außerdem birgt die Tradition, sich Privilegien durch einen solchen Dienst erst verdienen zu müssen, durchaus
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