Nimue Alban 10 - Der Verrat
Männer fest im Griff hielten. Daher lief nichts aus dem Ruder.
Vielleicht war das nur gelungen, weil ihre Männer i m mense Befriedigung daraus zogen, in Iythria systematisch alles zu zerstören, was in irgendeiner Weise den desnairian i schen Kriegsanstrengungen dienlich hätte sein können. Jede einzelne Kanone war mit vierfachen Sprengladungen und vier oder fünf Kanonenkugeln beladen und dann abgefeuert worden, bis das Rohr barst. Die Überreste der Geschütze waren im Hafenbecken gelandet. Jede Geschützstellung, jede Pulverkammer wurde in die Luft gesprengt. Die Werften und Sägewerke, die Segelmacherwerkstätten und Seilerbahnen, die zuvor Baron Jahras ’ Galeonen beliefert hatten, wurden in Brand gesteckt. Tausende und Abertausende Tonnen von Schiffsbedarfabgelagertes Holz, gewaltige Mengen Tuch, mehr als einhunderttausend Fuß Tauwerk, zahllose Fässer Terpentin, Farbe, Pech, Lack, Leinöl und Werg, Tausende Säcke Schiffszwieback und mehrere Tonnen Dosenfleisch und haltbares Gemüse – verwandelten sich in gewaltige, schwarze Rauchsäulen. Musketen, Entermesser, Piken und Pistolen hatte man zusammengesucht und dann auf die b e reitstehenden charisianischen Transportgaleonen geschafft. Mehrere Hunderttausend Kanonenkugeln wurden an Bord von Lastkähnen und Schiffswracks gebracht. Diese wurden dann in tiefere Gewässer geschleppt und dort versenkt. Alle fünf Geschützgießereien in der Nähe der Stadt hatte man gesprengt. Ein Großteil der Lagerhäuser am Hafen wurde bis auf die Grundmauern niedergebrannt, und jede der noch st e henden Festungen auf den zahlreichen Inseln im Golf hatte man geschleift. Die Kirche des Verheißenen und das Kaiserreich Desnairia hatten Millionen und Abermillionen Mark investiert, um Iythria in einen der wichtigsten Ankerplätze für die Seestreitkräfte der › Vierer-Gruppe‹ zu verwandeln. Das alles ging nun in Rauch auf. In jenem Augenblick hatte Kholman begriffen, was das für ihn persönlich bedeutete.
Nachdem Sir Domynyk Staynair die Gefangenen hatte an Land bringen lassen (ohne ihnen zuvor das Ehrenwort abz u verlangen, das sie ohnehin nicht einhalten würden – das würde man den Männern gar nicht gestatten!), war Herzog Kholman mit seiner gesamten Familie zu Baron Jahras an Bord von HMS Destroyer gegangen. Zusammen mit dem Rest von Staynairs Flotte befanden sind die Flüchtigen jetzt vielleicht anderthalb Fünftage hinter der Destiny.
»Eines ist Ihnen doch klar: Die werden niemals zugeben, dass Kholman und seine Familie gezwungen waren, Asyl zu ersuchen – einzig und allein wegen Clyntahns Rachsucht «, sagte Sharleyan. »Was Kholman und Jahras selbst dazu s a gen, macht da auch keinen Unterschied. «
»Nicht, was die Propaganda der ›Vierer-Gruppe‹ betrifft, das stimmt «, pflichtete ihr Cayleb bei. »Nur ist das ja nicht die einzige Propaganda, die in Haven kursiert. «
»Nein, Euer Majestät «, stimmte Nahrmahn fröhlich zu. »Ich wette, Clyntahn schäumt schon vor Wut und versucht herauszufinden, wo sich die Druckerpressen der ›Ketzer‹ befinden! Um ganz ehrlich zu sein: Ich finde es vor allem deswegen so bedauerlich, dass Merlin keine SNARCs in den Tempel bringen kann, weil ich zu gern Zeuge würde, wie der Blutdruck des Großinquisitors in unermessliche Höhen steigt, wenn Rayno ihm darüber Bericht erstattet. «
Alle drei lachten. Cayleb jedoch musste dem Emeraldi a ner recht geben. Mit grimmiger Entschlossenheit hielt die Inquisition nach den Druckern Ausschau, die ständig neue Flugblätter produzierten. Irgendwie gelangten diese Blätter überall in Umlauf, in allen Festlandsreichen. Nun, es gab einige wenige Reformisten auf dem Festland, die sehr kleine Pressen nutzten. Der Großteil der Gegenpropaganda alle r dings wurde durch ferngesteuerte Sonden verteilt. Bedaue r licherweise – jedenfalls für die Inquisition – waren Sonden schwer zu entdecken. Jeden Tag, in praktisch jeder Stadt auf dem Festland, rissen die Diener der Inquisition Plakate ab, und jede Nacht hängten Owls Fernsonden neue auf: an and e ren Wänden, in anderen Stadtteilen.
Niemand bekam diese Sonden je zu Gesicht.
Es gab nur einen Ort, in dem keine Gegenpropaganda verteilt wurde: in der Republik Siddarmark. In keinem Land gab es mehr ausgewanderte Charisianer als in der Siddarmark, und die Spannung dort stieg täglich. Niemand in Charis wollte an dieses brandgefährliche Gemisch auch noch einen Funken legen. Das jedoch hielt eine zunehmende Anzahl von Männern und
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